Das doppelte College The Happiest Days of Your Life

Das doppelte College

Das doppelte College The Happiest Days of Your LifeSchuldirektor Pond (Alastair Sim) freut sich darauf, dem Nutbourne College eventuell bald den Rücken kehren zu können und an eine renommiertere Schule versetzt zu werden. Blöd nur, dass ausgerechnet jetzt anders als geplant nicht nur ein neuer Lehrer und zwei neue Schüler für die reine Jungenschule ankommen, sondern die Rede von einhundert neuen Schüler ist. Es gilt also erst einmal, für diese genügend Schlafplätze zu finden, bis sie wieder abreisen – es handelt sich ja sicher nur um ein Versehen seitens des Bildungsministeriums. Als jedoch die ebenso überraschte Schulleiterin Muriel Whitchurch (Margaret Rutherford) mit ihrer weiblichen Gefolgschaft Nutbourne College einnimmt und sich im Direktorenzimmer breitmacht, wird ihm erst das ganze Ausmaß des Fehlers bewusst: Die Neuankömmlinge sind von einer reinen Mädchenschule und sollen dauerhaft bleiben!

Wäre Das doppelte College heutzutage gedreht worden, er würde die Ausgangssituation sicher für ein ödes Ausspielen der Geschlechter gegeneinander nutzen. Zum Glück aber entstammt er einer Ära, in welcher die britische Komödie auf ihrem Höhepunkt war. Statt also schlüpfrige Situationen in den Schlafräumen der Schüler oder ähnliches Geplänkel zu inszenieren, setzt Regisseur Frank Launder darauf, die beiden ungleichen Schulleiter nach einigen Querelen dazu zu zwingen, sich miteinander zu verbünden.

Ein komischer Plan, der aufgeht
Miss Whitchurch ist auf Ponds Kooperation angewiesen, da die Eltern einiger Schülerinnen sich ein Bild der neuen Schule machen wollen und sicher nicht nur ihre eigenen Kinder abmelden würden, sondern auch allen anderen Eltern Bescheid gäben, wenn sie Zeuge dieser skandalösen Zustände würden. Ausgerechnet an diesem Tag aber taucht auch eine Kommission auf, die sich vor Ort von Ponds Tauglichkeit als Direktor überzeugen möchte. Da für ihn davon die Versetzung an die renommierte Schule abhängt, heckt er mit der ungebetenen Hausbesetzerin einen Plan aus, von dem beide profitieren. Wie sich die ganze Geschichte entwickelt und wie der Plan umgesetzt wird – das ist schlichtweg durchgehend lustig. Das doppelte College ist vor allem eine Sache: unterhaltsam.

Das für sich genommen bereits vergnügliche Skript hätte durch einen schwächeren Cast wohl nicht ernsthaft viel verloren, aber das Schauspiel allein wäre schon Grund genug, sich Das doppelte College anzuschauen. Vor allem Sim blüht im Zusammenspiel mit Rutherford auf und liefert eine der besten Performances seiner Karriere. Es ist sehr schade, dass die beiden nur einen einzigen Film gemeinsam gedreht haben. Sim und Rutherford können ruhigen Gewissens zur britischen Schauspielelite gezählt werden, insbesondere Rutherford – den meisten wohl in der Rolle der Miss Jane Marple (16 Uhr 50 ab Paddington) bekannt – zeichnet sich durch eine ganz eigenwillige Mimik aus, welche sie einfach ultrasympathisch macht und der autoritären Figur der Schulleiterin den Rutherfordschen Schalk in den Nacken setzt. Dem Film ist anzumerken, dass Rutherford die Rolle der Miss Whitchurch auf den Leib geschrieben wurde. Darüber hinaus verkörperte sie diese zwei Jahre zuvor bereits im Bühnenstück von John Dighton, auf dem der Das doppelte College basiert. Und doch müssen es sich die beiden Legenden gefallen lassen, dass Joyce Grenfell in einer kleinen Nebenrolle als eine der Lehrerinnen ganz starke Akzente setzt und die ein oder andere Szene stiehlt.



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Wenn in "Das doppelte College" eine Mädchen- in eine Jungenschule verlegt wird, wirkt das anfangs noch wie ein unausweichlicher Kampf der Geschlechter. Alsbald aber entfaltet sich eine herrliche Farce, welche weit über so etwas hinausgeht und deren charmante achtzig Minuten mit einem flotten Skript und spielfreudigen Darsteller überzeugen.
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von 10