Der ehemalige Anwalt Steve Myers (Billy Connolly) verbringt seine Tage als Fischer an der australischen Küste. Eines Tages wird sein Boot von einem Blitz getroffen, woraufhin es in Flammen aufgeht, explodiert und untergeht. Das Unglück ist als solches schon schlimm genug, doch das Boot war noch nicht einmal abbezahlt, da Steves Ex-Frau (Wendy Hughes) das Geld vorgestreckt hatte. Steve bleibt allerdings gelassen, schließlich hat er vorausschauenderweise eine Versicherung abgeschlossen, die alle Unfälle abdeckt. Alle Unfälle – außer höhere Gewalt, wie ihm die verschiedenen Instanzen der Versicherungsgesellschaft klarmachen, als er vergeblich versucht, sein vermeintliches Recht und den Schadensersatz einzufordern. Frustriert über diese gemeine Hintertür im Vertrag streift Steve sich die verstaubte Anwaltsrobe wieder über und zieht vor Gericht – und zwar nicht etwa gegen die Versicherer, sondern gegen Gott persönlich.
Wer einen Vertrag abschließt, muss gut aufpassen. Die juristische Sprache unterscheidet sich gut und gerne einmal von der Standardsprache. Wenn im Deutschen eine Versicherung beispielsweise vertragsgemäß „grundsätzlich“ bei Schaden zahlt, dann hieße das hochsprachlich erst einmal, dass sie „ausnahmslos“ bei Schaden zahlt. Im Juristendeutsch heißt „grundsätzlich“ aber leider „vom Grundsatz her“, was so ziemlich das Gegenteil bedeutet und die Türe weit für alle möglichen Ausnahmen öffnet. Wer das nicht weiß und freudig unterschreibt, kann hinterher ganz schön das Nachsehen haben. „Höhere Gewalt“ ist auf Deutsch dagegen nicht ganz so missverständlich, die englische Bezeichnung „acts of God“ bildet aber eine verständliche Grundlage für Der Mann, der Gott verklagte. Wenn die Versicherung nicht für Folgen von Gottes Eingreifen haftet, muss doch Gott selbst für seine Handlungen zur Verantwortung gezogen werden. Soweit die bestechende Logik Steves.
Ein Streit mit vielen Baustellen
Gibt es Gott? Das ist eigentlich eine Frage für Theologen und Philosophen. In Der Mann, der Gott verklagte wird es aber alsbald zu einer juristischen. Steve will im Grunde nur die Kosten für sein Boot erstattet bekommen, doch da die Versicherung sich so beharrlich weigert, greift er eben zu extremeren Mitteln. Letzten Endes geht er nicht wirklich davon aus, dass Gott verurteilt wird; vielmehr nutzt er den Prozess, um die Machenschaften von Versicherungen aufzudecken und im besten Falle zu beenden, welche sich seit Ewigkeiten um die Zahlungen der Ansprüche ihrer Kunden drücken. Dank der Journalistin Anna Redmond (Judy Davis) generiert er mediales Aufsehen und im Laufe des Prozess finden sich immer mehr Leute, die von ihrer Versicherung auf diese Weise um einen Schadensersatz gebracht wurden. Nicht die Versicherungsgesellschaft, nicht Gott selbst aber steht hier vor Gericht, sondern seine Stellvertreter in Form von hochrangigen Kirchenmitgliedern. Rhetorisch und logisch geschickt trägt Steve seine Sache vor und bringt alle Beteiligten in Bedrängnis; es bereitet dem Zuschauer beinahe perfides Vergnügen, mitanzusehen wie die Kirchenvertreter sich winden, als sich bei ihnen nach und nach die Erkenntnis durchsetzt, dass ihnen um den Prozess zu gewinnen, wohl keine andere Wahl bleibt, als zu beweisen, dass Gott nicht existiert. Unangehme Situation.
Am Ende des Tages möchte Der Mann, der Gott verklagte dann aber doch ein wenig zu viel. Religion, Journalismus, Versicherungsbetrug – das sind drei große Themen, die sich wohl gut kombinieren, aber kaum in einen 90-Minuten-Film pressen lassen mögen. So bleibt es bei ein bis zwei Seitenhieben gegen die sinkende Qualität des Journalismus‘ (was gerade heutzutage relevanter ist als damals) und auch die Religion kommt noch ganz gut davon. Doch selbst die dubiosen Praktiken von Versicherungsgesellschaften werden eher oberflächlich behandelt. Der Film reißt interessante Gedankengänge an, lässt aber viel Potenzial liegen. Billy Connolly spielt im Grunde sich selbst (was an sich eine negativ auslegbare Aussage, hier aber nur positiv gemeint ist), während Colin Friels als sein Bruder eine völlig überflüssige Rolle zu haben scheint. Davis hat in Filmen wie Naked Lunch oder Barton Fink bewiesen, was sie als Schauspielerin draufhat, wirkt in der Komödie aber irgendwie fehlbesetzt.
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