Ein junger Mann (Johnny Depp), der sich für den sagenumwobenen Verführer Don Juan DeMarco hält, wurde von der Liebe seines Lebens abgewiesen. Die einzige Option, die ihm bleibt, ist der Selbstmord, entweder im Duell oder durch einen Sprung vom Dach, auf welches er sich auch sogleich begibt. Der von der Polizei herbeigerufene Psychiater Jack Mickler (Marlon Brando) weiß dies zu verhindern, indem er sich dem scheinbar verwirrten Mann als Don Octavio del Flores zu erkennen gibt, der Vater desjenigen, durch dessen Hand DeMarco verlangte im Fechtduell zu sterben. Statt auf dem Boden landet der vermeintliche Frauenheld also in der psychiatrische Klinik, wo die führenden Ärzte ihn direkt mit Medikamenten vollpumpen wollen. Dr. Mickler aber bedingt sich aus, ihn auf eigene Faust behandeln zu dürfen. Die Kollegen sind skeptisch, schließlich bleiben Mickler nur noch zehn Tage bis zum Ruhestand.
Don Juan DeMarco ist beileibe nicht frei von Schwächen. Jeremy Leven stakst in seinem Erstlingswerk als Regisseur etwas unsicher durch das von ihm geschriebene Skript, sein drittes. Die von Ralf Bode festgehaltenen Bilder sind zwar durchaus in Ordnung, aber viel mehr eben auch nicht. Anders als im ebenfalls von Bode fotografierten Dressed to Kill bleibt hier im Grunde kein Shot lange im Gedächtnis. Der Handlungsstrang mit Dr. Mickler und seiner Frau (Faye Dunaway) ist nur unzureichend ausgearbeitet, er wirkt eher alibimäßig eingewoben, um das Thema zumindest oberflächlich anzuschneiden. Im Sinne des Films ließe sich argumentieren, dass der Zuschauer die Anreize nutzen und sich das Ganze in seiner Fantasie weiter ausmalen sollte, aber das wäre dann doch zu wohlwollend interpretiert. Don Juan DeMarco verschenkt hier einiges an Potenzial, indem er nicht genauer auf das erneute Aufleben der Liebesbeziehung des Psychiaters eingeht.
Wenig Schauspiel, viel Musik
Brando und Dunaway haben eine wunderbare Chemie zusammen und es ist äußerst schade, dass dies ihr einziger gemeinsamer Film ist. Brando allerdings scheint mit angezogener Handbremse zu spielen; er war bekannt dafür, seine Regisseure mit seinem Schauspiel zu testen. Bestanden sie nicht, erkannten sie also nicht, ob er wirklich alles gab oder nur so tat, so schaltete er für den Rest der Dreharbeiten auf Autopilot. Regiedebütant Leven hatte anscheinend keine Chance. Kurioserweise profitiert die Rolle aber genau von dieser Passivität Brandos, zumindest in den ersten zwei Akten. Unter Umständen ist allerdings eine zweite oder gar dritte Sichtung notwendig, um dies zu erkennen.
Was nun nach einem bestenfalls mittelmäßigen Film klingen mag, sollte nicht allzu schnell als solcher abgeschrieben werden. Die wahre Schönheit von Don Juan DeMarco liegt hinter der Fassade der Titelfigur oder vielmehr deren Einstellung zum Leben. Eine unaufgeregte, beinahe kindliche (nun, nicht zu kindlich, angesichts des teilweise sexuell aufgeladenen Themas) Weltanschauung, die von den etablierten Psychiatern als Wahnsinn diagnostiziert, doch im Laufe des Films von Dr. Mickler als etwas ganz anderes erkannt wird. Auch Musik spielt eine große Rolle, neben beispielsweise Klängen aus Don Giovanni, der thematisch verwandten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, wird das Lied Have You Ever Really Loved A Woman? dreimal im Film von jeweils unterschiedlichen Interpreten intoniert, darüber hinaus wird seine Melodie durchgehend als musikalisches Motiv genutzt. Die Wichtigkeit von Musik wird von einem besonderen DVD-Extra noch unterstrichen: „Tonspur nur mit Musik“. Dabei ist wie der Name bereits sagt der gesamte Film ausschließlich mit Musik unterlegt, was beim Rezipieren eine ganz eigene Erfahrung ist und erst recht zum Fantasieren einlädt.
(Anzeige)