Arbeit stand so gar nicht auf dem Programm, als Danny (Daniel Mays) mit den anderen nach Cornwall fuhr. Vielmehr wollten die Musikmanager in dem abgelegenen Fischerdorf nur ein wenig Spaß haben, anlässlich des Junggesellenabschieds. Stattdessen gab es Ärger und eine ziemliche Überraschung: der unerwartet gute Auftritt eines Männerchors. Auf Anweisung der anderen soll Danny die Fischer rund um Jim (James Purefoy) unter Vertragen nehmen – ohne zu wissen, dass dies nur ein Scherz sein sollte. Doch schnell wird die Geschichte für ihn zur Herzenssache, vor allem dank Jims Tochter Alwyn (Tuppence Middleton).
Die Zusammenstellung der Musikcharts ist ja immer so eine Sache für sich. Warum nun ein Titel ein Hit wird, der andere jedoch nicht, das muss man nicht immer verstehen. Man darf sich allerdings darüber wundern. Und nicht wenige werden das auch getan haben, als im Frühjahr 2010 plötzlich das Album eines Fischerchors in den britischen Top 10 auftauchte. Ein wirklich alltäglicher Anblick war das mit Sicherheit nicht. Dafür aber eine prima Schlagzeile und eben auch ein gefundenes Fressen für einen Film. Und tatsächlich, daheim war auch Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts ein beachtlicher Erfolg, fast 10 Millionen Dollar hat der Film bislang eingespielt.
Da geht doch noch mehr!
Dabei hat er nur bedingt etwas mit der musikalischen Vorlage gemeinsam. Dass die A-cappella-Truppe zuvor bereits zwei Alben aufgenommen hatte, das wird beispielsweise verschwiegen. Im Film sollen sie als in der Hinsicht völlig unbedarft sein, damit die Erfolgsgeschichte noch ein kleines bisschen beeindruckender wird. An anderer Stelle haben die Drehbuchautoren Nick Moorcroft, Meg Leonard und Piers Ashworth hingegen kräftig hinzugedichtet: Die Erfahrungen der Figur Danny, von den diversen Anpassungsschwierigkeiten bis zur Romanze mit der Fischerstochter, haben so nicht stattgefunden.
Nun muss natürlich nicht jeder Film die Realität detailgetreu abbilden. Ein bisschen Verdichten gehört zum Geschäft, der Ausdruck „basiert auf einer wahren Geschichte“ ist schließlich sehr dehnbar. Ärgerlich ist nur, wenn diese Verbiegungen letztendlich Verschlimmbesserungen sind. Denn was als Geschichte durchaus kurios und spannend ist – wie kommt man auf die Idee, unerfahrenen Seemännern einen Plattenvertrag zu geben? –, wird hier durch eine Ansammlung von 08/15-Elementen so sehr verwässert, bis es am Ende nach gar nichts mehr schmeckt.
Jeder hat seine Rolle
Alte Männer sind zum Sterben da, schöne Töchter zum Verlieben, auch die Konflikte sind schon klar, bevor sie überhaupt in Erscheinungen treten. Gleiches gilt für deren obligatorischen Auflösungen, schließlich sollen sich am Ende des Films alle gut fühlen! Dass diese Streitigkeiten hoffnungslos konstruiert sind und sich in Windeseile in Wohlgefallen auflösen, so als wäre nie etwas gewesen, zeugt auch nicht unbedingt von allzu großer Liebe zur Detailarbeit. Dazu gibt es dann noch die üblichen Culture-Clash-Elemente, die damit einhergehen, dass der zunächst so arrogante Städter sein Herz fürs Land entdeckt und seinen Lebensstil überdenkt.
Dann und wann entwickelt Fisherman’s Friends – Vom Kutter in die Charts trotz allem einen gewissen Charme. So sind die Aufnahmen der englischen Küste sehr schön, ebenso des Dorfes mit seinen alten, engen Gässchen. Und witzig ist es natürlich schon, wenn diese Landeier in die Stadt kommen und erst einmal jede Menge verwirrter Blicke ernten. Insgesamt ist die Tragikomödie jedoch eher langweilig, vergeudet ihr interessantes Szenario für Figuren und Geschichten ohne jegliche Persönlichkeit. Daran ändert dann auch der kantige und sympathisch grummelnde Brummbär James Purefoy (Momentum) nichts mehr.
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