Nachdem es sich die tollpatschige Penny (Rebel Wilson) in ihrer Stadt auch mit dem letzten Abkömmling der männlichen Spezies durch ihre Hochstaplerei verscherzt hat und ihr die Polizei bereits auf den Fersen ist, macht sie sich auf zu reicheren Gefilden, wo die Taschen noch prall und die Behörden ahnungslos sind – Frankreich. Dort ist Josephine (Anne Hathaway) die unangefochtene Königin des falschen Spiels, in welchem ihr die Männer samt Brieftaschen zu Füßen liegen. Ein von ihr kreiertes Paradies, von dem Penny natürlich ein Stück abhaben möchte. Alleine einander Konkurrenz machen oder gemeinsam den großen Reibach machen? Dafür muss sich Penny einer radikalen Veränderung unterziehen. Mehr Klasse statt plumpe Masse! Von der walzenden Kanonenkugel zur scharf schießenden Sexbombe – so das Ziel. Das dynamische Duo nimmt einen nichtsahnenden behaarten Geldsack nach dem anderen aus, bis ihnen das eigene Ego in die Quere kommt. Am Ende kann es eben nur eine oder einen geben.
Der Anschein eines voluminösen Dekolletees, große Kulleraugen und die Geschichte einer Jungfrau in Nöten. Das Do-it-yourself-Kit für jeden Mann, der noch nicht in den Geschmack von Unterhaltszahlungen und Scheidungsanwaltskosten gekommen ist, die Erfahrung aber nicht missen möchte. Das Original Zwei hinreißend verdorbene Schurken aus dem Jahr 1988 mit Steve Martin und Michael Caine wäre zur heutigen Zeit wohl in einem Sturm der chauvinistischen Hasstiraden gegen die Produktionsfirma untergegangen oder gar direkt eingestampft worden. Macht man aus den beiden heißblütigen Schürzenjägern zwei eiskalte Verführerinnen, ist das vermeintliche Dilemma im Keim erstickt. Bei den Protagonisten des Remakes setzt man ebenfalls auf klar ersichtliche Unterschiede. Der robusten Rebel steht eine anmutige Anne gegenüber, die in ihren Personas den übergewichtigen Tollpatsch und den ausgeklügelten Vollprofi verkörpern.
Es geht doch!
Und siehe da, wenn Hochnäsigkeit auf Großschnäuzigkeit trifft, sprühen die Unterhaltungsfunken. Trotz unausweichlicher „Fett“-Witze, die wohl nie außer Mode kommen, begegnen sich die beiden Betrügerinnen im stetigen Ping Pong der eigenen Künste auf Augenhöhe. Pennys Training zum Profi, Josephines Wandlungsfähigkeit und die anschließenden Heists wirken frisch, kreativ und einfach witzig. Von Story will bei Komödien ohnehin niemand etwas wissen, weshalb der Anreiz, den Kopf auszulassen, um sich simpelster Unterhaltung hinzugeben, umso willkommener Folge geleistet wird. Zwischen Butlern, die als Futter für die Flinte dienen, und Schwestern, die im Familienkerker hinter Glasscheiben weggesperrt werden, klingen die Szenarien genauso skurril wie lustig. Im positiven Sinne erreicht der Film bis zu diesem Zeitpunkt eingestaubte Gefühlsknospen, die man länger im Genre vermisst hat.
Ein Absturz mit Folgen
Das so ein Hoch allerdings nicht von Dauer sein kann, hätte man erahnen können, aber der naive Optimist in mir ist seit jeher unbelehrbar. Wie immer treibt das liebe Geld einen Keil in Handlung und Freundschaft. Die Ausrede, den Plot voranzutreiben und die gewonnen Lorbeeren in den Wind zu schießen. Die beiden schließen eine Wette ab: Wer zuerst den ausgesuchten Mark-Zuckerberg-Verschnitt eines Social-Media-Moguls verführt, gewinnt. Der Verlierer muss gehen! Es folgt ein Absturz des guten Humors und ein Griff in die Tiefen der flachen Pointen. Aus dem unschlagbaren Duo werden zwei Furien, die Charme gegen Penetranz eintauschen. Die einstige Leichtfüßigkeit verkommt zum langsamen Traben im Morast der drögen One-Liner und verliert sich zum Ende hin vollkommen. Von Erzfeinden, zu Partnern, zu Erzfeinden, zu Partnern und irgendwo mittendrin versteckt sich das Liebesopfer der beiden. Der tragische Abstieg einer bis dahin starken Komödie.
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