Ein bisschen Alkohol, um gemeinsam zu feiern, das sollte sich ja irgendwie organisieren lassen. Dumm nur, wenn man noch nicht volljährig und deshalb beim Kauf auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen ist. So ergeht es Maggie (Diana Silvers), die neu in der Stadt ist und für ihre neue Clique Andy (Corey Fogelmanis), Haley (McKaley Miller), Chaz (Gianni Paolo) und Darrell (Dante Brown) einen guten Samariter auftreiben soll. Ein solcher scheint Sue (Octavia Spencer) zu sein, die sich nach anfänglichem Zögern dazu bereit erklärt, den Jugendlichen bei ihrem kleinen Spaß behilflich zu sein. Bald wird daraus eine Gewohnheit, der Keller der Tierarzthelferin wird zur Anlaufstelle partywütiger Teens. Doch was so harmlos beginnt, entwickelt sich später in eine etwas andere Richtung weiter als erhofft …
Zuletzt war Octavia Spencer ja auf nette Rollen abonniert, die oft eher in der zweiten Reihe stattfanden – siehe etwa Plötzlich Familie oder Shape of Water – Das Flüstern des Meeres. Dass mehr in ihr steckt als ein bloßer Sidekick, das durfte sie bislang viel zu selten beweisen. Ebenso dass sie jemand anderes spielen kann als patente Gutmenschen. Allein deshalb schon darf man ein klein wenig dankbar dafür sein, dass es Ma gibt. Denn wenn der Film eines vor Augen führt, dann das: Spencer ist eine Schauspielerin, deren Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit einem durchaus ein wenig Angst machen kann. Wortwörtlich.
Eine Frau der vielen Gesichter
Die Höhepunkte des Films bestehen letztendlich auch darin, wie sie in Sekundenschnelle von einer Person zur anderen wird. Die schnippische Skeptikerin in einem Moment, die fürsorgliche Mama im nächsten. Bis dann auch die finsteren Seiten von ihr zum Vorschein kommen, anfangs nur angedeutet, später expliziter. Man wartet eigentlich nur darauf, ein bisschen sehnsüchtig, dass die Psychosen endlich einmal durchbrechen und wir mitansehen können, wie weit diese so unscheinbare Dame denn nun wirklich gehen wird. Denn dass in ihr mehr steckt, als der erste Eindruck preisgibt, das ist nun wirklich kein Geheimnis. Das erfordert schließlich das Genre.
Leider hält sich Tate Taylor (The Help, Girl on the Train), der die Geschichte seines Co-Autors Scotty Landes verfilmt, dann auch recht sklavisch an diese Forderungen. Sobald die Jugendlichen das erste Mal auf ihre coole ältere Freundin stoßen, die von allen nur Ma genannt wird, entsteht ein Automatismus, der nur wenig einlädt dabei zu bleiben. Wer beispielsweise zwischendurch den Kinosaal verlassen muss, um auf Toilette zu gehen, braucht sich keine Sorgen zu machen, etwas Relevantes verpasst zu haben. Hat er nicht. Die Handlung hat sich in der Zwischenzeit auf eine brav-verlässliche Weise weiterentwickelt. Sofern man überhaupt von einer Entwicklung sprechen mag, denn über lange Strecken herrscht hier Stillstand, mit allenfalls willkürlichen Zuckungen.
Und wann passiert hier endlich mal was?
Spannend ist das nicht. Eigentlich ist Ma sogar relativ langweilig. Weder erzeugt der Film das Gefühl von Bedrohung, noch baut er Überraschungen ein. Nicht einmal die inflationär gebrauchten Jump Scares sind zu finden. Stattdessen kriecht die Geschichte vor sich hin, verbringt viel Zeit mit den austauschbaren Teens und lebt von den vereinzelten Momenten, wenn Spencer mal zum Zuge kommt. Dabei war die Grundidee so schlecht nicht. Auch die allmähliche Verschiebung des Fokus lässt man sich gefallen, selbst wenn die Art und Weise etwas holprig ist. Und dann wären da ja noch Juliette Lewis als Maggies tatsächliche Filmmutter, die – im Gegensatz zum unterforderten Luke Evans als Andys Vater – einige sehenswerte Szenen spendiert bekam.
Aber das reicht alles nicht wirklich. Die Hintergrundgeschichte entwickelt nicht die Emotionalität, die sie gerne hätte. Und wenn Ma zum Ende hin doch mal in die Gänge kommt, wird das zwar schön bizarr, fügt sich aber nicht wirklich mit dem Rest zusammen. So als hätten Landes und Taylor im letzten Moment noch daran gedacht, dass sie ja eigentlich einen Horrorthriller versprochen hatten und kein Drama. Ein Einzelfall ist das nicht, andere Punkte werden ebenfalls eher lieblos hineingepresst, ohne einen wirklichen Plan zu verfolgen, was man daraus machen könnte. Für den Hausgebrauch mag das reichen, vor allem auch wenn das Publikum etwas jünger sein sollte und sich mit den ahnungslosen Opfern identifizieren kann. Genrefans können den Film hingegen ignorieren, trotz der vereinzelten Höhepunkte.
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