Mehrere Jahre sind seither vergangen, doch noch immer leidet Ustaz Adam (Syamsul Yusof) unter dem Tod seiner Frau und seines Sohnes. Immerhin, eine Aufgabe hat er für sich gefunden: Rastlos reist er umher, um als Prediger notleidenden Menschen zu helfen. Menschen wie Sakinah (Maya Karin), die mit ihrer Tochter lebt und von einem eigenartigen Dämon heimgesucht wird. Aber nicht alle sind glücklich über das Engagement des Geistlichen: Abu Jar (Nasir Bilal Khan) hat eine ganz eigene Auslegung des Korans und kämpft erbittert gegen alle, die seiner Interpretation nicht zustimmen.
Und der Horrorimport aus asiatischen Ländern geht weiter bei Netflix: Nachdem der Streaminggigant in den vergangenen Monaten des Öfteren in Indonesien Halt gemacht hat – zuletzt bei Suzzanna: Buried Alive – und kürzlich das philippinische Geisterdrama Aurora im Schlepptau hatte, steht nun Malaysia auf dem Reiseprogramm. Theoretisch ist das eine gute Nachricht, denn selbst für Liebhaber des asiatischen Kinos ist die östliche Monarchie in filmischer Hinsicht ein Niemandsland. In der Praxis hält sich die Freude jedoch stark in Grenzen.
Es darf auch mal anders sein
Der Einstieg von Munafik 2 ist dabei noch vielversprechend. Die Verknüpfung von Religion und Horror, die ist natürlich auch hierzulande bekannt. Doch dabei geht es meist um das Christentum oder heidnische Bräuche, gerne in Verbindung mit okkulten Praktiken. Der Islam ist jedoch ein in unseren Filmbreiten kaum genutztes Feld für dieses Genre. Ein islamischer Exorzismus? Das ist selbst für erfahrene Passiv-Dämonologen doch mal etwas Neues und macht neugierig auf das, was da kommen mag.
Auch später wird Religion eine größere Rolle spielen, jedoch nicht der Weise, wie es die meisten aber wohl erwarten bzw. erhoffen dürften. Zwar wird immer mal wieder von dämonischen Übergriffen die Rede sein. Der Hauptkonflikt besteht jedoch zwischen Adam und Abu Jar, die offensichtlich sehr unterschiedliche Auffassungen davon haben, welche Auslegung des Korans die richtige ist und sich gegenseitig als Ketzer und Ungläubige beschimpfen. Das hört sich interessant an, ist schließlich ebenfalls im Horror-Umfeld kein ganz gebräuchliches Thema. Nur gibt es dabei keine tatsächliche Auseinandersetzung. Stattdessen hat es mehr von einem Streit im Sandkasten. „Du bist doof.“ „Nein, du.“ „Nein, duuuuu.“
Wer hat Angst vorm irren Prediger?
Dass Abu Jar aussieht, als wäre er direkt aus einer Kindersendung entnommen, hilft auch nicht unbedingt dabei weiter, die Geschichte in irgendeiner Form ernst zu nehmen. Natürlich hat es schon was, wenn ein älterer Herr mit komisch verzerrter Fratze eine Art Hexenmeister-Stab nimmt, um auf andere einzuprügeln, während um ihn herum seine Jünger stehen, die ganz besonders finster dreinblicken wollen. Als exotischer Trash erfüllt Munafik 2 durchaus seine Aufgabe: Vieles hier ist so überzogen und lächerlich, dass man durchaus die kompletten 110 Minuten damit verbringen kann, sich über alles lustig zu machen. Die Dialoge ergeben keinen Sinn, Szenen folgen ohne erkennbares Konzept aufeinander, das Ende ist so bescheuert, dass man gleich welchen Glaubens ungläubig auf den Bildschirm starrt.
Dass vieles hier so wirr erscheint, mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dass Munafik 2 – wie der Titel verrät – eine Fortsetzung ist. Die Fortsetzung zu einem Film, der hierzulande jedoch nie erschienen ist, weder im Kino noch auf DVD. Warum Netflix ausgerechnet den zweiten Teil eingekauft hat, ohne den ersten anzubieten, das ist ein Rätsel. Ein noch größeres Rätsel ist jedoch, wer das hier überhaupt für eine gute Idee hielt bzw. halten konnte. Spannung gibt es keine, trotz diverser Jump Scares und hässlich zurechtgemachter Dämonen. Auch die Gewitter, die pünktlich immer dann einsetzen, wenn es gruselig werden soll – eine Gemeinsamkeit mit dem indonesischen Kino –, können das Unglück nicht mehr abhalten. Die exotischen und trashigen Momente sorgen zumindest punktuell für Unterhaltung. Ansonsten ist das hier aber ein Genre-Totalausfall, der noch nicht einmal für Langeweile gut genug ist.
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