William (Keanu Reeves) forscht an einem Weg, menschliches Bewusstsein transplantieren zu können, zunächst nur in Roboter, doch das Ziel ist: der menschliche Körper selbst. Als bei einem schrecklichen Autounfall seine gesamte Familie ums Leben kommt, sieht er nur eine Möglichkeit: Er muss ihre Körper klonen und es schaffen, ihnen ihr jeweils eigenes Bewusstsein einzupflanzen, um sie zurückzubekommen. Als wäre das nicht schwer genug, muss er sich auch noch entscheiden, welche zwei seiner drei Kinder er zusätzlich zu seiner Frau zurückholen will, denn es gibt zu wenig Tanks, um alle Klone zu züchten…
Das Thema Genforschung war noch nie so aktuell wie heute. Segen oder Fluch? – diese Frage stellen sich Ärzte, Ethikkommissionen und die Gesellschaft selbst. Während mithilfe der Genmedizin einerseits schwere Krankheiten problemlos heilbar wären, droht gleichzeitig die Gefahr, nur noch „perfekte“ Menschen züchten zu wollen. Vor allem das Klonen von Erbgut ist ein zentrales Thema; fast jeden Tag machen neue Versuche Schlagzeilen. Verständlich also, dass auch zahlreiche Filme sich diesem Thema in den letzten Jahren auf unterschiedlichste Weisen angenommen haben. Einer davon ist Replicas von Regisseur Jeffrey Nachmanoff.
Ich fühl da nix
Was zunächst spannend und vor allem auf vielen Ebenen emotional packend klingt, enttäuscht leider weitestgehend. Es spricht nicht gerade für die Schauspielfähigkeiten des Hauptdarstellers, wenn der Comic Sidekick ihn den ganzen Film hinweg in den Schatten stellt. Thomas Middleditch, der Keanu Reeves’ Hilfswissenschaftler Ed spielt, ist unterhaltsam auf ganzer Linie. Er nimmt seine Rolle nicht zu ernst und lockert die Filmhandlung immer wieder auf. Reeves scheint leider nicht in der Lage, einen Film mit vielen dramatischen Elementen zu tragen. Während John Wick gerade durch Reeves’ unemotionales Schauspiel und seine kontrollierten, ruhigen Gesten optimal funktioniert, gelingt es ihm leider nicht, den Zuschauer emotional abzuholen; nicht mal dann, wenn seine gesamte Familie bei einem Autounfall stirbt.
Man muss Reeves allerdings zugutehalten, dass auch das Drehbuch einige Schwächen aufweist. Der Film verschwendet viel zu viel Zeit mit der unnötig langen Entwicklung der Klone, gleichzeitig wird in dieser langen Sequenz gefühlt kaum Information vermittelt. Der Film hätte gut und gerne nach dem Autounfall einsetzen können, denn dieser emotionale Moment gibt dem Film keinen Mehrwert und könnte weggelassen werden. Spannende Komplikationen, die nun mal so auftauchen können, wenn man in seiner Garage über zwei Wochen drei Klone heranzüchtet, verpuffen ebenfalls im Nichts. So zum Beispiel wenn die Lehrerin von Matt, eines der Kinder von William, plötzlich vor der Tür steht, und fragt, warum der Junge nicht mehr in die Schule kommt: Eine simple Erklärung speist sie ab und sie ward nie mehr gesehen. Dadurch bleibt die Spannungskurve insgesamt leider sehr flach und erst im letzten Drittel nimmt der Film endlich (wortwörtlich) an Fahrt auf. Hier sehen wir nun auch Keanu Reeves mehr in seinem (Action)-Element, was seinem Spiel gut tut.
Gemäß dem Motto „Gewollt, aber nicht gekonnt“ wird auch irgendwie nie wirklich klar, was nun die Aussage des Films zum Thema Klonen ist. Irgendwie ist Klonen schon schlecht und böse Konzerne könnten es gegen die Menschheit verwenden … aber irgendwie ist es trotzdem ok, ein Milliarden-Geschäft daraus zu machen. Und die eigene Familie zu klonen ist auch in Ordnung und es ist gar nicht seltsam, dass irgendwo die Leichen der „Original“-Personen vergraben liegen… Gerade bei einem so heiklen, aktuellen Thema wäre es wünschenswert gewesen, eine klare Position zu beziehen.
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