Menschen? Nein, damit kann Alex (Jack Gore) eher weniger etwas anfangen. Er verbringt seine Zeit lieber am Rechner und pflegt dort virtuelle Freundschaften. Seiner Mutter ist das jedoch nicht genug, weshalb sie ihn in einem Feriencamp anmeldet, ohne dass er ein großes Mitspracherecht hätte. Na prima! Die Katastrophe dort lässt dann auch nicht lange auf sich warten, die Demütigungen beginnen schon, bevor der Zwangsaufenthalt richtig angefangen hat. Doch das Schlimmste kommt erst noch: Plötzlich fallen Aliens über die Erde her. Und nun sind es ausgerechnet Alex, die schweigsame ZhenZhen (Miya Cech), Aufschneider Dariush (Benjamin Flores Jr.) und der mysteriöse Gabriel (Alessio Scalzotto), die gemeinsam die Welt retten müssen.
Kaum ein Genre lässt uns vergleichbar schön träumen wie das des Science-Fiction, wenn wir fremde Planeten erforschen, seltsamen bis gefährlichen Kreaturen begegnen oder uns damit auseinandersetzen, was menschliches Leben in der Zukunft bedeuten könnte. Umso trauriger ist es, dass solche Filme im Mainstream selbst keine große Zukunft mehr haben. Was nicht gerade mit einer fetten Lizenz ausgestattet ist – etwa Marvel oder Star Wars – hat nur wenig Chancen, die oft sündhaft hohen Kosten wieder einzuspielen, die eine solche Vision meist mit sich bringt. Das Publikum ist schließlich verwöhnt, da darf es nur das Beste sein.
Wenn Vorfreude die einzige Freude ist
Aus dem Grund darf man Netflix prinzipiell schon dankbar sein, schließlich ist der Streaming-Anbieter so etwas wie ein Schutzgebiet für ein vom Aussterben bedrohtes Genre. Immer wieder werden neue Filme produziert, auch die eine oder andere Serie verdanken wir dem VoD-Dienst. In der Praxis sieht das freilich etwas anders aus. Denn so groß die Vorfreude auf Titel wie IO, Mute oder Tau gewesen sein mag, so wenig blieb davon im Anschluss übrig.
Leider ist auch Rim of the World eine solche Enttäuschung. Denn eigentlich hatte sich das Szenario ganz nett angehört: Vier junge Außenseiter, mehr Kind als Teenager, müssen sich zusammenfinden, um gemeinsam die Welt zu retten. Das erinnert ein bisschen an die Familien-Abenteuer aus den 1980ern. Eine Art neuzeitliches Goonies, nur eben mit Außerirdischen. Vermutlich hatte Regisseur McG (Terminator – Die Erlösung) etwas Derartiges auch im Sinn gehabt, als er sich hieran wagte. Etwas zu wollen, heißt aber nicht automatisch, dieses etwas auch zu bekommen. Leider.
Kein Weltuntergang, aber …
Wo die Misere ihren Anfang nahm, ist dabei kaum noch zu rekonstruieren. Sicher hat aber die Geschichte ihre Mitschuld daran, die sich irgendwann damit begnügt, kopflos durch die Gegend zu rennen, verfolgt von finsteren Aliens. Dass die Figuren in Rim of the World Kinder sind, spielt da keine wirkliche Rolle. Man hätte sie über weite Strecken durch Erwachsene ersetzen können, ohne groß etwas ändern zu müssen. Bei manchen Zitaten und Verweisen fragt man sich ohnehin, ob die Filmemacher jemals Kinder aus der Nähe gesehen haben. Wirkliche Identifikationsfiguren gibt das Quartett so oder so nicht her, dafür sind die langsam enthüllten Hintergrundgeschichten zu übertrieben, zu dramatisch. Wenn der Kampf gegen die Aggressoren gleichzeitig ein innerer Kampf sein soll, einen Platz in dieser Welt zu finden, dann ist das nur wenig überzeugend.
Damit hängt zusammen: Die vier sind langweilig. Nicht dass Drehbuchautor Zack Stentz (X-Men: Erste Entscheidung) nicht versucht hätte, den vier Kids Persönlichkeiten zu geben. Das beschränkt sich jedoch darauf, bestimmte Merkmale hervorzuheben, die als Charakterisierung ausreichen sollen. Es fehlt jedoch die Tiefe, es fehlt auch das Charisma, welches die Großen der Familien-Abenteuer auszeichnet. Mit ihnen zusammen die Welt zu retten, sollte Spaß machen und spannend sein. Bei Rim of the World trifft weder das eine, noch das andere zu. Nicht einmal die Bilder, oft ein entscheidender Punkt bei Science-Fiction-Filmen, können da noch etwas retten. Dafür sind die Monster zu wenig kreativ, die Umsetzung zu sehr budgetbestimmt. Lediglich die eigenwillig farbentleerte Optik sticht hervor, so als wäre die Welt längst untergegangen. Eine Katastrophe ist das Ergebnis eher nicht, zum Beschäftigen von 10-Jährigen mag das genug sein. Im Vergleich zum eine Woche zuvor veröffentlichten See You Yesterday, das ebenfalls Science-Fiction mit Jugenddrama verbindet, ist das hier aber einige Qualitätsstufen weiter unten angesiedelt.
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