Sunset over Hollywood
© Konrad Waldmann

Sunset Over Hollywood

Sunset over Hollywood
„Sunset Over Hollywood“ // Deutschland-Start: 23. Mai 2019 (Kino)

Dass Hollywood nicht unbedingt mit offenen Armen auf ältere Menschen zugeht, das ist hinlänglich bekannt. Wer nicht mehr den Ansprüchen des Publikums genügt, der wird gnadenlos ausgesiebt. Aber was passiert eigentlich mit den ganzen Schauspielern und Schauspielerinnen, die keine Rolle mehr bekommen? Wo kommen sie hin? Antwort: ins Motion Picture & Television Country Home, wenn sie Glück haben, zusammen mit vielen anderen Kollegen und Kolleginnen aus der Branche.

Hierzulande wäre die Vorstellung etwas absurd, ein eigenes Seniorenzentrum nur für Filmschaffende zu eröffnen. In Hollywood gelten aber auch hier ganz andere Regeln: Seit 1942 gibt es die Einrichtung bereits, 1948 kam ein Krankenhaus hinzu. Es sind aber nicht nur Menschen aus der Schauspielerei, die dort ein neues, letztes Zuhause bekommen. Jeder, der irgendwie in diesem Bereich oder auch Fernsehen gearbeitet hat – seien es Cutter oder Produzenten – sind berechtigt.

Die Vergangenheit lebt
Dass man nur die wenigsten Leute kennen wird, die in Sunset Over Hollywood so vor der Kamera auftauchen, liegt daher in der Natur der Dinge. Die Industrie ist doch um einiges größer als die Stars, die sie hervorbringt. Zu sagen haben die Menschen, die von Regisseur Uli Gaulke (As Time Goes By in Shanghai) in seinem Dokumentarfilm zu Statements bewegt wurden, dennoch eine Menge. Vieles davon ist zwangsläufig auf die Vergangenheit bezogen, als die Interviewpartner noch aktiv dabei waren. Immer mal wieder ist Nostalgie angesagt beim Anschauen alter Filme, mögen die Rollen darin noch so klein gewesen sein.

Von einem leisen Dahinvegetieren, einem Verlorensein in alten Träumen, kann dennoch keine Rede sein. Es ist sogar beeindruckend, wie fit die Senioren und Seniorinnen in Sunset Over Hollywood sind, wie sie sich gegenseitig aufziehen, wie sehr sie noch Teil dieser Welt sind. Das wird manchmal schön kurios, etwa wenn eine Gruppe darüber brainstormt, wie Casablanca fortgesetzt werden könnte. Ernst gemeint ist das natürlich nicht, Ironie wird nicht nur an der Stelle groß geschrieben. Nur weil man sich kaum mehr bewegen kann, ist das noch lange kein Grund, sich die gute Laune verderben zu lassen.

Der Beitrag von den Hofer Filmtagen 2018 ist dann auch so etwas wie die Feel-Good-Variante eines Dokumentarfilms. So richtig viele Informationen teilt Gaulke nicht mit einem. Die Entstehungsgeschichte der Einrichtung wird ebenso wenig beleuchtet wie die organisatorischen Abläufe oder Statistiken, die einem ein Gefühl dafür geben könnten, wie groß das Ganze überhaupt ist. Hier steht eben nicht das Country Home im Vordergrund, sondern die Individuen, die sich dort eingenistet haben. Menschen, die es offensichtlich auch genießen, mal wieder ein wenig Aufmerksamkeit zu erhalten.



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„Sunset Over Hollywood“ nimmt uns mit in ein Seniorenheim in den USA, in dem ausschließlich Menschen aus den Bereichen Kino und Fernsehen einen Platz bekommen. Das schwankt zwischen Nostalgie und Lebenshunger. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den mitteilsamen, gut aufgelegten Bewohnern, der Informationsgehalt ist hingegen eher dünn.