The Silence
© 2019 Constantin Film Verleih GmbH/Michael Gibson

The Silence

The Silence
„The Silence“ // Deutschland-Start: 16. Mai 2019 (Kino)

Der Fund war ebenso zufällig wie verheerend: Als Forscher eine Höhle untersuchen, setzen sie versehentlich eine Horde fliegender Urzeitmonster frei. Die sind zwar blind, haben in ihrer Zeit in der Dunkelheit jedoch gelernt, allein mit ihrem Gehör zu jagen. Die Menschen haben den aggressiven Monstern relativ wenig entgegenzusetzen, weshalb dringend geraten wird, sich ruhig zu verhalten. Familie Andrews, bestehend aus Vater Hugh (Stanley Tucci), Mutter Kelly (Miranda Otto), Tochter Ally (Kiernan Shipka), Sohn Jude (Kyle Harrison Breitkopf) und Großmutter Lynn (Kate Trotter), hat aber andere Pläne. Gemeinsam mit dem befreundeten Glenn (John Corbett) wollen sie aufs Land fahren, wo es deutlich ruhiger ist und die Gefahr damit geringer, die blutrünstigen Viecher anzuziehen.

Ein bisschen Mitleid darf man mit den Machern von The Silence ja schon haben. Der Film wurde nahezu zeitgleich zu A Quiet Place gedreht, basiert zudem auf dem bereits 2015 erschienenen, gleichnamigen Roman von Tim Lebbon. Und eigentlich hätte er ja auch schon deutlich früher erscheinen sollen. Doch der Vertrieb, der die Rechte der Adaption eingekauft hatte, kämpfte mit finanziellen Problemen und verkaufte daher die Rechte weiter. Das Ergebnis: Der Film kommt mehr als ein Jahr nach dem Kassenschlager heraus und muss sich seither anhören, was für eine billige Kopie er doch ist.

Ein Déjà-vu des Schreckens
Verständlich sind die Vorwürfe dennoch. Blutrünstige Bestien, die in Windeseile die Erde unterwerfen und nur Jagd mithilfe ihres empfindlichen Gehörs machen. Eine Familie, die auf dem Land Zuflucht sucht. Eine gehörlose Tochter, die im Mittelpunkt steht. Die Endzeitstimmung. Da sind so viele Übereinstimmungen, dass man sich insgeheim fragt, ob es da nicht doch eine gemeinsame Quelle gegeben hat. Und die derzeitigen Rechteinhaber dürften nicht unglücklich darüber sein, einen Film gefunden haben, der dem hoch gelobten und erfolgreichen Horror-Kollegen ähnlich ist und damit vielleicht auch etwas von dessen Glanz abbekommt. Vor allem aber von dessen Einnahmen.

Das Problem ist nur: The Silence kommt nicht nur deutlich später heraus als A Quiet Place. Es ist auch noch der deutlich schwächere Film. Das sollte eigentlich niemanden verwundern, wer sich vorab die Credits genauer anschaut. Während die Besetzung durchaus prominent und talentiert ist, würde man den Regisseur eher in die Kategorie berüchtigt stecken wollen. Ob nun Annabelle, Wolves at the Door oder Wish Upon, John R. Leonetti hat nun schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er nicht gerade der Idealkandidat ist für spannende Horrorfilme.

Blöd, wenn es keine Spannung gibt
Spannung ist in The Silence dann erneut absolute Mangelware. Sie ist sogar so gering, dass man sich insgeheim fragen muss: Ist das hier überhaupt noch Horror? Der Film nimmt sich nicht die Zeit, um eine Atmosphäre der Bedrohung aufzubauen oder einem die Figuren auf nennenswerte Weise näherzubringen. Wenn dann nach und nach doch noch Leute den Aggressoren zum Opfer fallen, verpufft das ebenso wie die dreist manipulativen obligatorischen Opfer. Erschreckend sind an der Geschichte vielmehr andere Aspekte. Dass die Menschen sich mal wieder einen kleinen Wettlauf darum liefern, wer sich am blödesten verhalten kann. Oder auch wie viele abgenutzte Klischees sich in einen Film packen lassen.

Und selbst wenn The Silence sich doch mal dazu herablässt, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, überzeugt das kaum. Schon die Eigenschaft der Jäger, sich auf Geräusche zu verlassen, wird kaum genutzt. Denn gejagt wird nicht. Auch die Gehörlosigkeit der Tochter spielt irgendwie überhaupt keine Rolle, außer dass hier jeder die Gebärdensprache beherrscht. Ganz schlimm wird es jedoch zum Ende hin, wenn der Film so richtig dämlich wird und ein trashiges Element einbaut, welches wohl nur deshalb in der Geschichte ist, weil niemand mehr wusste, was es sonst mit dem Szenario anzufangen gibt. Mag sein, dass die Holterdiepolter-Erzählung auch schon in Schriftform eine so unglückliche Figur abgab. Vielleicht ist auch einfach die Umsetzung missglückt, raubte der Vorlage unterwegs Persönlichkeit und Spannung. So oder so, trotz guter Darsteller findet sich hier einfach kein Argument, warum man Teil dieses Weltuntergangsszenario sein wollte.



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Das Szenario ist trotz offensichtlicher Vergleiche interessant, die Besetzung namhaft. Eigentlich bringt „The Silence“ also einiges für einen gelungenen Horrorausflug mit. Nur eben nicht das, worauf es ankommt: Spannung. Über weite Strecken hakt die Romanadaption nur eine Genrecheckliste ab, holt nie wirklich etwas aus der Lage oder den Figuren heraus. Bemerkenswert ist allenfalls das Ende, wenn die Geschichte plötzlich völlig entgleist.
4
von 10