Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ihre Mutter tot ist, nein, selbst aus dem Grab heraus weiß sie ihre vier Töchter Sara (Blanca Suárez), Lucia (Macarena García), Sofía (Amaia Salamanca) und Claudia (Belén Cuesta) zu schocken. Denn in einem Video, das sie nach einer Beerdigung sehen, verrät die Verstorbene, dass ihr vermeintlicher Vater Pablo (Carlos Bardem) nicht ihr Vater ist. Es auch gar nicht sein kann, da er unfruchtbar ist. Testamentarisch verfügte sie, dass sich die vier auf die Suche nach ihrem wahren Vater begeben sollen. Genauer nach ihren wahren Vätern, denn die Gute war keine Kostverächterin, stieg mit so ziemlich jedem ins Bett. Die Auswahl an potenziellen Erzeugern ist entsprechend groß, was die Suche ein klein wenig erschwert.
Und schon wieder Spanien: Nach den USA dürfte es kein anderes Land geben, aus dem mehr Netflix-Filme ihren Weg zu uns finden. Noch vor Frankreich und Großbritannien, von den nicht-existierenden deutschen Filmen ganz zu schweigen, hat sich der südeuropäische Staat als regelmäßiger Lieferant etabliert. Einiges davon ist auch tatsächlich sehenswert, zumindest wenn man auf etwas düsterere Werke steht: Ob der Zeitreisen-Thriller Parallelwelten, das raue Drama Die Haut des Wolfes oder die Tochter-Mutter-Geschichte Sunday’s Illness, man kann sich schon die Zeit ganz gut vertreiben.
Zu wenig Lacher
Bei Komödien sieht es da schon deutlich schlechter aus. Dann und wann erscheint auch in dem Bereich etwas. Von dem romantischen Geheimtipp Die Gesetze der Thermodynamik einmal abgesehen muss man aber nichts davon gesehen haben. Das meiste siedelt sich im Durchschnittsniemandsland an, typische Netflix-Produktionen, die nicht wirklich weh tun, einem aber auch nichts bringen, wenn man nicht gerade anderthalb Stunden dringend überbrücken muss. Bei Trotz allem klappt nicht einmal das. Dafür ist der Film mit 78 Minuten zu kurz. Er ist vor allem auch zu langweilig.
Die Geschichte an sich setzt dabei auf einen altbekannten Einstieg: Ein Familienoberhaupt ist verstorben und verrät dem Nachwuchs, dass mehr an der Familienhistorie dran ist, als sie vorher wussten. Ein solches Szenario wird ganz gern im Drama-Bereich verwendet, siehe etwa Die Erbschaft oder Die Frau, die singt. Auch dort mussten sich die Kinder mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen und lernen, sich mit ihrer Situation und einander zu versöhnen. Letzteres steht dann bei Trotz allem im Vordergrund, die Suche nach den Vätern ist mehr ein Anlass, um die vier verschiedenen, oft etwas entfremdeten Schwestern auf eine gemeinsame Reise zu schicken.
Solider Rahmen mit schwachem Inhalt
Wobei der Roadmovie-Aspekt anders als beim sehr ähnlichen Wer ist Daddy? sehr mager ausfällt. Es gibt keine weiten Reisen oder kleine Abenteuer unterwegs. Für einen Film, der Jahrzehnte aufarbeiten muss, ist Trotz allem ein erstaunlich und enttäuschend statischer Film. Für Abwechslung sollen dafür die potenziellen Väter sorgen, die alle irgendwie schräg sind. Aber auch der Humor beruht darauf, dass die vier lauter Männern begegnen, die man in der Form nicht erwarten würde. Das Konzept an sich ist schlüssig, wenn auch wenig originell. Leider fehlt jedoch der entsprechende Inhalt, fehlen die Ideen, fehlen die Überraschungen, um aus der Selbstsuche etwas tatsächlich Interessantes oder wenigstens Lustiges zu machen.
Die Figuren sind mal wieder reine Stereotype, sofern sie überhaupt so etwas wie Kontur besitzen. Die Schwestern fallen sich ständig ins Wort, streiten ganz gerne, ohne jedoch dabei nennenswerte Szenen oder mal tatsächlich bissige Auseinandersetzungen zu haben. Dass die vier sich selbst finden sollen, unabhängig von der Frage, woher sie kommen, das ist natürlich nett. Das allein reicht aber nicht, um Trotz allem empfehlen zu können. Die spanische Komödie ist letztendlich nicht mehr als das nächste Wegwerfprodukt mit leichter Wohlfühlverpackung, das in der Form keiner gebraucht hat, ist weder bewegend noch unterhaltsam, sondern einfach nur irgendwie da.
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