Mathieu Malinski (Jules Benchetrit) ist ein junger Mann aus einem Vorort von Paris, der ein ärmliches Leben führt und ständig mit der Polizei in Kontakt kommt. Einzig und allein am Knotenpunkt Gare du Nord in der Pariser Metro, wo ein öffentliches Klavier steht, kann er von den täglichen Sorgen des Lebens abschalten. Hier kann er seine Fähigkeiten als talentierter Pianist unter Beweis stellen, für das er jahrelang bei einem Meister trainiert hat. Mit einem Fuß im Gefängnis meint es das Schicksal jedoch nicht gut mit ihm. Doch dann eilt Pierre Geithner (Lambert Wilson), der Leiter des Pariser Konservatoriums, zu Hilfe und bietet ihm eine einmalige Chance, wodurch Mathieus Leben völlig auf den Kopf gestellt wird.
Perfektionismus im Musikfilm
Das Angebot an modernen Musikfilmen ist recht überschaubar. Jedes Jahr erscheint nur eine Handvoll, wovon sicherlich auch nicht alle überzeugen. Beim neuesten Werk von Ludovic Bernard (Die Pariserin – Auftrag Baskenland) ist das Urteil gar nicht so einfach. Musikfilmliebhaber werden sicherlich ihren Spaß mit dem Film haben, allerdings geistern ständig Produktionen wie Whiplash oder der 1996 veröffentlichte Shine – Der Weg ins Licht im Hinterkopf herum, die als Referenzfilme in dem Genre die Messlatte relativ hoch legen.
Inhaltlich reiht sich Bernards Werk zwischen diesen zwei Hochkarätern ein, indem einmal mehr das musikalische Streben nach Perfektionismus thematisiert wird. Mithalten kann es mit den oscarprämierten Kollegen aber leider nicht ganz. Bernards neuster Film ist letztendlich nur solide. Innovativ und gänzlich frei von Klischees ist er bedauerlicherweise nicht, was sich besonders hinsichtlich der Figurenzeichnung und der generischen Story bemerkbar macht. Warum sich Mathieu beispielsweise so schwer mit seinem musikalischen Talent tut, bleibt bis zu guter Letzt ein Mysterium. Durch das Gegenspiel von dem Virtuoso und dem Rebell in ihm wurde zwar ein interessanter Kontrast geschaffen, so wirklich überzeugend ist dies aber nicht. Und auch sonst hebt sich der Film nur schwerlich von anderen Genrebeiträgen ab.
Die Kameraarbeit von Thomas Hardmeier als auch die musikalische Untermauerung sind dafür gelungen. Besonders die verwendeten Stücke von Franz Liszt oder Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow bleiben im Kopf hängen. Zusammengefasst ist mit Der Klavierspieler vom Gare du Nord ein Werk entstanden, das einmal mehr wunderschöne Einstellungen in Konzertsälen zeigt. Begleitet werden diese Momente durch fantastische klassische Musik, die das Herz von vielen Freunden der Klassik sicherlich höher schlagen lässt.
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