Erze, Marmor, Mineralien – tagein, tagaus werden weltweit Tonnen an Materialien ober- und unterirdisch abgebaut. In Erde, dem neuesten Werk von Nikolaus Geyrhalter, wird aber die Frage aufgeworfen, ob das ewig so weiter gehen kann und welche generellen Folgen der anhaltende Rohstoffabbau mit sich ziehen kann.
Nikolaus Geyrhalter hat eine lange Reise hinter sich. Für seinen neuesten Dokumentarfilm reiste er in deutschsprachige Regionen, über Italien und Spanien bis hin zu Ungarn und letztlich nach Kanada und die USA, um massive Bergbauprojekte zu dokumentieren. Thematisiert wird dabei sowohl die heutige und künftige Bedeutung des Rohstoffabbaus (auch Mining genannt) als auch das menschliche Leben im Bergbau. Besonders interessant sind dabei die Interviews mit Arbeitern, die auf die Beziehung Mensch und Natur eingehen und äußern, dass sie gar nicht so richtig die Ausbeutung der Natur wollen. Letztlich sei ihre Arbeit, wie alle andere, aber ein notwendiges Übel und nur ein Job, der getan werden muss. Dies ist oftmals schwerer als gedacht.
Der Kampf Mensch gegen die Natur
Weltweit werden täglich an die 150 Millionen Tonnen Material abgebaut. Da die Natur es dem Menschen aber nicht gerade einfach macht, kommt dies schon einem Kampf gleich. Schon fast poetisch beschreibt dies auch ein Arbeiter mit den Worten: „a small rock of just a kilo can easily kill a man“. Daher müssen kiloschwere Maschinen wie Bagger, Extraktoren und Aufbereitungsanlagen ran, die den Abbau zwar erleichtern aber trotzdem ihre Grenzen besitzen und der Natur daher manchmal nicht ganz gewachsen sind. Doch der Mensch weiß sich zu helfen. Jährlich werden so immer größere und stärkere Maschinen gebaut, die sich dann zum Beispiel durch ganze Berge bohren, um beispielsweise eine neue Eisenbahnstrecke freizulegen. Während manche interviewten Arbeiter ihr grundsätzliches Bedenken äußern, wird aber auf der anderen Seite gezeigt, dass dies im Angesicht der heutigen Lage nicht anders geht. Was Erde in der Hinsicht besonders gut herausarbeitet ist die Tatsache, dass Naturbelassenheit mit der wachsenden Bevölkerung und der damit verbundenen Nachfrage nach Ressourcen im heutigen Zeitalter nicht mehr wirklich vereinbar ist.
Ausbeutung oder nicht?
Sicherlich müssen die Materialen für den Bau von Straßen oder Wolkenkratzer irgendwoher kommen, wenn in Geyrhalters Werk dann aber doch die Rede von Gewalttätigkeit, aggressivem Vorgehen und Ausbeutung in Hinblick auf die tägliche Bergbauarbeit ist, dann stellt man sich schon die Frage, ob es die Menschen vielleicht nicht doch ein wenig übertreiben. Darüber hinaus spannt Erde den Bogen zu Themen wie Nachhaltigkeit sowie geologische Folgen des Rohstoffabbaus und greift weiterhin Aspekte wie die Ölförderung, das Fracking und die unterirdische Lagerung radioaktiver Abfälle auf. Damit stellt sich Geyrhalters Werk als recht runder Dokumentarfilm heraus, der zwar in filmischer Hinsicht ein paar Kanten aufweist, in der Gesamtheit durch die sehr interessante Thematik aber von sich zu überzeugen weiß.
Dass die Menschen aus dieser Spirale der Ausbeutung nicht so einfach heraus kommen, könnte man final als das Fazit des Films nennen. Da alle Ressourcen auf der Erde beschränkt sind, bietet Erde einen sehenswerten Beitrag, der aufzeigt, dass das Mining auf lange Sicht auch Schattenseiten aufweist. Ob es eine alternative Lösung gibt, nach der auch im Film gefragt wird, kann Geyrhalter letztlich aber auch nicht sagen. Dies mag aber auch an der filmischen Umsetzung liegen, die sich vorwiegend auf eine Handvoll Interviews stützt und daher eher minimalistisch ausfällt.
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