Five Fingers for Marseilles
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Five Fingers for Marseilles

Five Fingers for Marseilles
„Five Fingers for Marseilles“ // Deutschland-Start: 27. Juni 2019 (Kino) // 2. August 2019 (DVD/Blu-ray)

Zwanzig lange Jahre hat es gedauert, bis Tau (Vuyo Dabula) endlich wieder aus dem Knast kam. Aber sein Verbrechen wiegte auch schwer, hat er seinerzeit doch zwei Polizisten erschossen. Doch diesen Preis war er bereit zu zahlen, um die südafrikanische Stadt Marseilles zur Zeit der Apartheid von den korrupten Unterdrückern zu befreien. Jetzt ist er wieder ein freier Mann, vieles hat sich seit damals geändert. Aber nicht alles davon war zum Guten, denn nun sind es andere, die die Menschen unterdrücken. Und so zieht er erneut los, um auf seine Weise für Gerechtigkeit zu sorgen.

Western mag früher einmal ein bedeutendes Filmgenre gewesen sein, zumindest in westlichen Ländern schert sich aber kaum einer mehr darum. Egal ob nun die USA, wo die Geschichten um einsame Helden groß geworden sind, oder Europa, wo es später eine Renaissance gab – neue Werke kommen dort praktisch gar nicht mehr heraus. Ganz ausgestorben sind Western deswegen aber nicht, man muss seinen Blick nur weiter Richtung Osten wenden. Aus Indonesien kam beispielsweise der feministische Festivalhit Marlina – Die Mörderin in vier Akten, Australien war die Heimat von Sweet Country über einen Aborigine, der sich gegen einen weißen Despoten zur Wehr setzt und dafür zum Gejagten wird.

Der hässliche Schatten des Rassismus
Das ist in Five Fingers for Marseilles ganz ähnlich. Hier reisen wir nach Südafrika, wo auch der gleichnamige, nicht mit dem französischen Marseille zu verwechselnde Ort liegt. Südafrika, da braucht es nicht lang, um an die unrühmliche Zeit des institutionalisierten Rassismus zu denken. Eine Zeit, die eigentlich wie gemacht ist für einen Western. Denn Themen wie der Kampf um Gerechtigkeit, das Auflehnen gegen mächtige Unterdrücker, das gehört zum festen Grundstock dieses Genres. Wenn das hier noch mit einer gesellschaftlichen Komponente verbunden wird, umso besser, das wäre trotz eines historischen Kontextes in der heutigen Zeit noch immer sehr relevant.

Wäre. Drehbuchautor Sean Drummond hatte aber gar nicht vor, einen Apartheid-Western zu drehen, obwohl das so naheliegend ist. Stattdessen befasst sich Five Fingers for Marseilles eher mit den Langzeitfolgen der Ereignisse, die sich damals zugetragen haben. Ereignisse, welche die Jugendlichen, die sich als die titelgebenden „Five Fingers“ bezeichneten, ein Leben lang gezeichnet haben. Wer wir als Erwachsener sind, das wird bereits in der Jugend festgelegt. Das betrifft nicht nur Tau, der für seinen Kampf teuer bezahlen musste. Auch die anderen haben es nie geschafft, den Schatten von damals zu entkommen.

Das Ende der Hoffnung
Zumindest wird das behauptet. Wie genau diese Bandenerfahrungen mit dem hier und jetzt zusammenhängen, das wird nicht so ganz klar. Five Fingers for Marseilles impliziert es lieber, als es wirklich auszuformulieren. Das kann man dann glauben, es als ebenso gegeben annehmen wie die Charaktere selbst. Man kann es aber auch bleiben lassen und sich stattdessen lieber an der sehr düsteren Atmosphäre erfreuen. Den Film umweht immer ein sehr fatalistischer Hauch der Hoffnungslosigkeit. Dass egal wie hart wir dafür kämpfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, man am Ende ohnehin den Umständen ausgeliefert ist.

Das ist schön bebildert, teils sogar sehr schön. Five Fingers for Marseilles, das auf dem Toronto International Film Festival 2017 lief, holt visuell jede Menge aus dem verstaubten Nirgendwo heraus. Zeigt uns Orte, die gleichermaßen erstaunen und erschrecken. Inhaltlich ist das nicht ganz so kunstvoll, bietet vielmehr kompetente Wiederverwertung vergangener Momente. Das hätte gern noch mehr sein dürfen, der Film selbst ist nie so aufregend wie das Setting und die Aufnahmen, zumal die Figuren auch immer ein bisschen fremd bleiben. Aber es bleibt doch eine willkommene Erinnerung daran, dass Western auch nach dem Ende des Wilden Westens noch nicht tot sein müssen – Alternativen gibt es genug.



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„Five Fingers for Marseilles“ beginnt mit einer Jugendgang zur Zeiten der Apartheid und wandelt sich später zu einem Western, der viel von den Schatten der Vergangenheit spricht. Das ist als Setting reizvoll, die Aufnahmen sind toll. Inhaltlich bietet der Film jedoch weniger Grund zur Begeisterung, da bleibt einiges zu sehr an der Oberfläche.
7
von 10