Freunde sind sie nicht gerade, was aber auch mit ihren jeweiligen Berufen zusammenhängt. Crowley (David Tennant) ist ein Dämon, Aziraphale (Michael Sheen) ein Engel. Welche Gemeinsamkeiten kann man da schon haben? So einige, wie sich herausstellt. Schließlich leben sie bereits seit einer geraumen Weile auf der Erde und haben sich ganz gut daran gewöhnt. Da passt es ihnen gar nicht, dass laut einer Prophezeiung das Ende der Welt bevorsteht. Genauer soll die Ankunft des Antichristen den Startschuss dafür geben, dass sich die Mächte des Himmels und die der Hölle gegenseitig bekämpfen. Und das würden Crowley und Azirapahle ganz gern verhindern. Einfach ist das nicht, zumal das unheilvolle Kind Adam (Sam Taylor Buck) bei der Geburt vertauscht wurde …
Im Musikbereich gibt es den Begriff der Supergroup: Bands, die aus Mitgliedern besteht, die zuvor schon solo oder als Teil anderer Bands Stars waren. Cream und Travelling Wilburys werden hier gerne als Beispiele zitiert. Gäbe es eine passendes Pendant im Literaturbereich, Good Omens hätte dieses Label verdient. Schließlich stammte das bei uns der auch als Ein gutes Omen bekannte Roman von zwei ganz großen der Fantasyliteratur: Neil Gaiman und Terry Pratchett. Ersterer wurde durch eine Reihe von Romanen und Comic bekannt, darunter die ebenfalls adaptierten American Gods und Coraline. Letzterer ist natürlich ist vor allem als Autor der Discworld-Bücher zu einer Legende geworden.
Spaß bis über den Tod hinaus
Viele Jahre hatten Gaiman und Pratchett darauf hingearbeitet, dass der 1990 erschienene Roman verfilmt würde, immer ohne Erfolg. Erst nach dem Tod Pratchetts 2015 wurde das Projekt tatsächlich Realität, auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen. Gaiman selbst überwachte die Serie von Anfang an, schrieb auch alle Drehbücher. Fans der Vorlage brauchen sich also keine Sorgen darüber zu machen, dass Good Omens sich zu weit von der geschriebenen Fassung entfernen könnte. Der Witz des Buches ist gleich geblieben, ebenso der spöttische Umgang mit Religion, der mitunter an Dogma erinnert – und das nicht nur, weil in beiden Fällen Gott von einer Frau verkörpert wurde.
Nicht alles, was die zwei Fantasy-Götter auf Papier brachten, ließ sich ohne weiteres direkt adaptieren. Die amüsanten Fußnoten, die fester Bestandteil des Romans waren, wurden zwar teilweise übernommen, aber weniger glücklich integriert. Und auch die Gedankenwelt bleibt uns zwangsweise eher vorenthalten. Figuren werden hier durch ihre Handlungen charakterisiert oder eben auch durch ihre Dialoge. Allen voran: Crowley und Aziraphale, die sich eigentlich spinnefeind sein müssten, einander aber doch sehr viel mehr zu schätzen wissen, als sie zugeben wollen. Good Omens entspricht hier den typischen Buddy-Movie-Mustern, wenn zwei gegensätzliche Typen zusammenarbeiten müssen und dabei Freunde werden. Nur dass es hier eben um einen Dämon und einen Engel geht.
Eine unwiderstehliche Mischung
Zum Glück für das Publikum fand Gaiman die idealen Darsteller für seine beiden (Anti-)Helden. Tennant (Broadchurch) mimt hier mit Lust am Overacting einen überbordenden Teufelskerl, der wie ein Rocker daherkommt. Der stets in weiß gekleidete Michael Sheen (Apostle) agiert deutlich zurückhaltender, eine Art Karikatur eines Beamten, der es gewohnt ist, lieber nichts in Frage zu stellen – auch wenn es in ihm brodelt. Die Chemie der beiden ist so unwiderstehlich, dass der Rest oft etwas blass wirkt. Selbst die Geschichte um den Antichristen selbst, um den sich ja eigentlich alles dreht, verkommt dabei schnell zu einem Nebenschauplatz, den man fast völlig vergisst.
Auch andere Punkte sind weniger gelungen. Die Optik beispielsweise wirkt für eine Coproduktion der Amazon Studios und BBC irgendwie ziemlich billig. Das ist bei einer Komödie zwar weniger gravierend als bei einem ernsten Abenteuer, manchmal passt es auch zu dem überzogenen Geschehen, wenn das alles nicht natürlich aussieht. Etwas irritierend ist es schon. Aber selbst wenn nicht alles an der Adaption geglückt ist, man nach all den Jahren des Wartens etwas mehr erhofft hatte: Good Omens macht Spaß, gerade auch wenn man eine Vorliebe für das Skurrile haben sollte. Zudem ist die sechsteilige Serie ein sympathisches Plädoyer dafür, sich nicht vorgefertigten Regeln und Ansichten zu unterwerfen und lieber einen eigenen Weg zu suchen, der weder Himmel noch Hölle sein muss.
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