Koko di koko da

Johannes Nyholm [Interview]

Es kann nichts viel Schlimmeres geben, als das eigene Kind zu verlieren. Diese Erfahrung macht auch das Paar in Koko-di Koko-da: Im gemeinsamen Urlaub stirbt doch plötzlich die Tochter, was die zwei völlig aus der Bahn wirft. Viele Jahre später ist die Beziehung von Elin und Tobias zerrüttet, zu groß ist der Schmerz noch immer über den Verlust. Doch dann machen die zwei bei dem Versuch, mit einem Campingausflug die Ehe zu retten, in einem finsteren eine unheimliche Begegnung. Das Ergebnis ist gleichermaßen furchterregender Horror wie auch schmerzhaftes Drama, das sich auf fantasievolle Weise mit Trauerarbeit auseinandersetzt. Da wir mehr über die Hintergründe dieses Geheimtipps erfahren wollten, befragten wir den schwedischen Regisseur und Drehbuchautor Johannes Nyholm, der hinter dem Albtraum steckt.

Könntest du uns ein bisschen über die Hintergrundgeschichte deines Films erzählen? Wann und wie bist du auf die Idee dafür gekommen?
Da gab es eine ganze Reihe von Inspirationsquellen. Er basiert größtenteils auf Erfahrungen aus verschiedenen Beziehungen, meinen eigenen und denen anderer.

Warum hast du die Geschichte eines trauernden Paares in Form eines Horrorfilms erzählt, anstatt ein reines Drama daraus zu machen?
Ich denke nicht so sehr in Genres. Ich plane nie, einen Western, eine Liebeskomödie, einen Science-Fiction-Film oder sonst etwas zu drehen. Ich will eine Geschichte erzählen und nutze alle verfügbaren Mittel, um diese so stark und gehaltvoll wie möglich zu machen.

Wie bist du auf die Idee für die drei Angreifer*innen gekommen?
Die tauchten in einem Tagtraum bei mir auf und verhielten sich darin ziemlich genauso wie im Film.

Das Trio ist selbst dann furchterregend, wenn sie gerade nichts tun. Wovor fürchtest du dich selbst?
Davor, meinen Verstand zu verlieren.

Wie ist dein eigenes Leben vom Tod bestimmt? Gibt es eine Möglichkeit, sich auf den Tod vorzubereiten?
Der Tod hat viele Gesichter und kann dann auftauchen, wenn du es am wenigsten erwartest. Wir versuchen uns einzureden, dass wir geschützt sind, alles sicher ist und nichts uns schaden kann. Aber das Leben ist so zerbrechlich. Es kann in jedem Moment auseinanderbrechen. Und das tut es bei mir, wie auch bei allen anderen. Sich darauf vorzubereiten, ist sehr schwierig, aber Freunde und Familie um sich zu haben, denen ich trauen kann, hilft mir sehr.

Warum hast du das Kinderlied für deinen Film und als Titel ausgesucht?
Es ist ein Lied aus meiner eigenen Kindheit, das diese wiederholende Kanon-Struktur hat, die sich auf surreale Weise mit dem Tod befasst – der Tod eines Hahns, der nicht mehr „koko-di koko-da“ singen kann. Und doch tut er das. Es ist ein wenig irrational, kindisch, erschreckend und wiederholt sich andauernd. Ein bisschen wie Leben und Tod selbst und ein bisschen wie mein Film.

Warum wechselst du mitten im Film zu einer Puppenshow?
Ich will die Geschichte der Familie aus vielen verschiedenen Perspektiven zeigen und außerdem etwas Gelegenheit zum Durchatmen und Nachdenken geben. Noch einmal einen Schritt zurück machen, um später einen Schritt nach vorne gehen zu können. Es ist ein langsamer Tanz in einer sehr zerbrechlichen Welt aus Papier und Silhouetten, um die Zerbrechlichkeit des Lebens zu zeigen.

Wie kann man mit einem derart schweren Verlust umgehen?
Ich versuche, die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Das Ganze aus der Distanz beobachten, aufzunehmen und anzunehmen. Das ist nicht einfach, sondern immer ein schmerzhafter Prozess.

Zur Person
Johannes Nyholm wurde 1974 in Umeå, Schweden geboren. Nach mehreren Kurzfilmen folgte 2016 sein erster Langfilm The Giant. Sein zweiter Spielfilm Koko-di koko-da feierte 2019 auf dem Sundance Film Festival Premiere.



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