Peter Sanderson (Christopher Lambert) hat sich einen seiner größten Träume im Leben erfüllt. Der begeisterte Schachspieler ist zu einem internationalen Profi im Spiel geworden, nimmt an renommierten Turnieren teil und verdient damit sehr viel Geld. Nach einer Nacht mit einer Bekannten im Anschluss an ein Turnierspiel, wird diese am nächsten Morgen brutal ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Es dauert nicht lange, bis die Ermittler, Captain Frand Sedman (Tom Skerritt) und sein Partner Detective Andy Wagner (Daniel Baldwin), vor Sandersons Hotelsuite stehen und ihn zur Rede stellen wollen. Ohne wirkliche Beweise für Peters Schuld holen sie sich Hilfe bei der Psychiaterin Kathy Sheppard (Diane Lane), die mit dem Schachspieler Kontakt aufnehmen und von diesem ein Profil erstellen soll. Doch während die Ermittlungen sich weiter auf Peter konzentrieren, geht das Morden weiter. Nach einem weiteren grausigen Fund wird Sanderson selbst vom vermeintlichen Mörder kontaktiert, der ihn zu einem ganz anderen Spiel herausfordert. Mit der Aussage, dieser wisse nicht nur über ihre Verbindung, sondern könne auch die Morde verhindern, zwingt er die Polizisten und Peter ein Spiel auf Zeit auf, bei dem nicht nur Peters Freiheit, sondern auch sein Leben der Einsatz ist.
Das Spiel ist alles
Der deutsche Regisseur Carl Schenkel (Abwärts) war ein Spezialist für clever konstruierte Thriller, die besonders in Europa große Erfolge feierten. Im Falle von Knight Moves wurde, nicht zuletzt wegen der Berühmtheit Christopher Lamberts in Europa, der US-Start nach hinten verschoben. Aus kommerzieller Sicht ging diese Rechnung sicherlich auf, gilt der Film doch als Schenkels größer Erfolg, wobei die Haupteinnahmen aus den europäischen Kinos kamen.
Jedoch ist Knight Moves mitnichten ein bloßes wirtschaftliches Schachspiel der Produzenten und des Verleihs gewesen, sondern zeigt auf inhaltlicher und formaler Ebene viele Qualitäten. Zum einen liegt dies in der Kernmetapher des Films, die Lamberts Figur an einer Stelle auf den Punkt bringt, wenn er davon spricht die Welt an sich als ein (Schach-)Spiel zu betrachten. Zwar überspannt das Narrativ dieses Bild auf die Dauer etwas, aber dennoch muss man dem Skript Brad Mirmans zugutehalten, dass es den Zuschauer tatsächlich in ein Spiel von Schein und Sein einbezieht, bei dem sich die großen Zusammenhänge erst im letzten Drittel offenbaren. Leider wird die Umsetzung des Finales dieser narrativen Finesse nicht ganz gerecht.
Die Stärken des Films und vor allem der Kameraführung Dietrich Lohmanns (u. a. Katzelmacher, Der amerikanische Soldat) zeigen sich gerade in der Umsetzung der Schachpartien ganz zu Anfang des Films. Die schwarz-weiß gefilmten Sequenzen als visuelles Äquivalent zu den Farben des Spiels betonen den Tunnelblick der Spieler, welche sich nur auf das Brett, die Figuren und die nächsten Spielzüge konzentrieren. Die Figuren, die durch entsprechende Perspektiven riesig wirken, heben hervor, dass es hier schon längst nicht mehr um eine Partie geht, sondern um das Überleben, das große Ganze, sprich, dass hier Leben auf dem Spiel stehen. Fast schon konsequent ist es dann, wenn wenig später das erste Mal Blut vergossen wird.
Der Killer trägt schwarz
Insbesondere in der Gestaltung des Killers und der einzelnen Mordszenen beweist Knight Moves seine europäischen Wurzeln. Der Fokus auf Details, wie sie schwarzen Handschuhe des Killers, aber auch die Idee einer zentralen Metapher als Handlungskonstrukt des Films, könnten ebenso gut Konzepte eines italienischen Giallo sein. Die reiche Bildsprache, wie auch die grausige Darstellung der Mordopfer, würde man in ähnlicher Weise in den Filmen eines Dario Argento (Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe) oder Sergio Martino (Torso) vorfinden. Vielleicht liegt in diesen sehr europäischen Vorbildern, derer sich Schenkel bedient der Grund für den kommerziellen Misserfolg des Filmes in den USA.
Daneben liegt der Schlüssel zu diesem Konzept klar in den Händen Christopher Lamberts. Auch wenn sich Knight Moves den Vorwurf ein Starvehikel zu sein bis zu einem gewissen Punkt gefallen lassen muss, kommt man nicht herum die Präsenz Lamberts als introvertierten Schachspieler lobend zu erwähnen. Mehr als einmal muss er erkennen, dass nicht nur der Killer es ist, dem die Grenzen zwischen Realität und Spiel abhandengekommen sind, was zu einer problematischen emotionalen Haltung führt. Wirklich schade ist es, dass man den Charakter Diane Lanes nicht auf dem gleichen Niveau angelegt hat.
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