Nach dem Erfolg seines Debütfilms „The Saw“ hat es Tetsuo (Kiyohiko Shibukawa) gelinde gesagt ruhig angehen lassen mit dem nächsten Projekt. Da er gerade in Independent-Kreisen einen gewissen Ruf genießt, mangelt es nicht an Filmfans wie Mamoru (Yoshihiko Hosoda), die alles für ihn tun würden, und zudem jungen Schauspielerinnen, die hoffen, im neuen Werk des Regisseurs mitspielen zu können. Jedoch hat Tetsuo schon seit Jahren keine Drehbuchzeile mehr zu Papier gebracht und versucht sich anderweitig irgendwie über Wasser zu halten, besonders gerne, indem er andere für Geld oder Sex ausbeutet. Zunächst sieht es so aus, als ob der junge Drehbuchautor Ken (Shugo Oshinari) und die aufstrebende Schauspielerin Minami (Maya Okano) genauso auf Tetsuo hereinfallen wie andere. Jedoch erkennt dieser das Talent der beiden, denn Kens Skript ist brillant geschrieben und Minami eine unerfahrene, aber sehr begabte Schauspielerin. Da Tetsuo seinem Umfeld, allen voran dem schmierigen Produzenten Kido (Denden, Blue Hour), beweisen will, dass er alles andere als eine Eintagsfliege im Filmgeschäft ist, willigt er ein Kens Skript zu verfilmen. Seine Vorliebe für Minami in der Hauptrolle zieht aber nicht nur großen Ärger unter seiner Gefolgschaft nach sich. Bald erkennen außerdem andere, wesentlich erfolgreichere Filmemacher ihr Talent und das Potenzial in Tetsuos neuem Projekt.
„Listig, dreckig und verbittert.“
Wer sich auf Eiji Uchidas Lowlife Love einlässt, wird wohl eine der bittersten Satiren auf das Filmgeschäft zu sehen bekommen, ein Bild, das nicht nur auf Japan zutreffen könnte. Unabhängig, teils durch eine Kickstarter-Kampagne finanziert, zeigt Uchidas Skript eine Welt, die mit Träumen per Definition ihr Geld verdient und zudem immer mehr Menschen anzieht, auf der anderen Seite aber zutiefst desillusioniert und abgebrüht erscheint.
In der Hauptrolle spielt Kiyohiko Shibukawa (Dare To Stop Us) einen Mann, der irgendwo zwischen künstlerischer Integrität und emotionaler Antriebslosigkeit angesiedelt ist. Fast möchte man Mitleid mit seiner Figur haben, aber dies wäre wohl kaum angebracht, ist er doch, wie die ganze Belegschaft Uchidas Films, eine jener Figuren, die bereit ist, für den einen Traum nach Erfolg alles zu tun. Trotz des eigenen Anspruchs sind Kompromisse eine Ehrensache, von der obligatorischen Nacktszene bis hin zum Schäferstündchen mit anderen, mächtigeren Produzenten oder Regisseuren. Prostitution gehört hier zum guten Umgangston, wobei die Bezahlung eine Hauptrolle oder eben jener so benötigte finanzielle Rückhalt für den nächsten Film ist.
Ein typischer Indie
Es wird kaum überraschen, dass Uchida in seiner Heimat für diese schonungslose Satire nicht nur Lob bekam, da sich gerade die Szene des Independentfilms sehr schlecht dargestellt fühlte. Dies liegt nicht nur an den bereits erwähnten inhaltlichen Merkmalen, sondern auch an der formalen Umsetzung des Films.
Als es an einer Stelle um die visuelle Umsetzung seines neuen Projekts geht, muss Tetsuo nicht lange überlegen. Ihm schweben da „lange Plansequenzen“ und „starke Kontraste“ vor Augen, womit er unverhohlen seinem großen Vorbild John Cassavetes Respekt zollen möchte, dessen Konterfei einen besonderen Platz in seinem Zimmer einnimmt. Eben dies entspricht haargenau den Bildern, die man in Lowlife Love sieht. Man möchte fast meinen, dass in den langen, oftmals improvisiert wirkenden Sequenzen des Filmes das Klischee eines Indies vor Augen geführt wird, der in seiner eigenen „Slacker-Mentalität“ bisweilen etwas anstrengend und bemüht wirkt.
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