marriage Hunting beauty

Marriage Hunting Beauty

„Marriage Hunting Beauty“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Takako (Mei Kurokawa) will sterben. Oder alternativ: heiraten. Jedenfalls ist sie irgendwie unglücklich mit ihrem bisherigen Leben. Deshalb registriert sie sich kurzerhand auf einer Art Dating-Plattform, die den perfekten Mann für sie finden soll. Gefühlt rund 100 Millionen Nachrichten von potenziellen Traummännern lassen nicht lange auf sich warten – auch wenn die alle alt sind und wohl niemals eine Chance auf den Titel „Sexiest Man Alive“ haben werden. Ironischerweise sind die, die auf den Fotos schon nicht so pralle aussahen, in Wirklichkeit dann tatsächlich noch unattraktiver und meist  irgendwie … seltsam. Irgendwann ist aber doch ein Herr dabei, den Takako zumindest ganz okay findet. Zusätzlich lernt sie in einer Single Bar den gut aussehenden Zahnarzt Yatabe (Kei Tanaka) kennen – da muss sich wohl jemand entscheiden …

Diese Beschreibung klingt eigentlich ganz nach einer Art japanischem Bridget Jones, auch wenn Takako super hübsch und schlank und erfolgreich in ihrem Job ist (nichts gegen Renée Zellweger). Tatsächlich fängt der Film äußerst stark an, spielt mit dem Klischee, dass bei Blind Dates die Männer oft nicht ganz so gut aussehend oder jung sind, wie das gephotoshopte Profilbild vorgibt. Takako selbst, die mit einem nicht wirklich begründetem Selbstmitleid und Todeswunsch zu kämpfen hat (schließlich ist sie durchweg perfekt) ist ebenfalls für einige Lacher gut. Die Story beginnt also vielversprechend und hält den Zuschauer etwa bis zur Hälfte gut bei Laune.

Aus Spaß wird Ernst
Der Film hätte so schön sein können – ist er aber leider nicht, denn die zweite Hälfte des Films fällt gegenüber der ersten steil ab. Im Grunde findet ein Genre-Bruch statt: Aus der vermeintlichen Komödie wird plötzlich eher ein tragisches Drama und die Verspieltheit der ersten Hälfte verschwindet. Warum dieser Weg eingeschlagen wird, ist leider eher unklar und die Gefühlswelt von Akako, die von Anfang an nicht recht zu durchschauen war, entwickelt sich mehr und mehr zum Irrgarten, aus dem es kein Entkommen gibt.

Vergleicht man Marriage Hunting Beauty mit Okus nur ein Jahr zuvor erschienen Tremble All You Want fallen deutliche Parallelen auf: Auch hier geht es um eine hübsche junge Frau, die noch nach der wahren Liebe sucht und sich irgendwann zwischen zwei Männern entscheiden muss. Der Film kam beim Publikum gut an, war frech, jung und witzig und man konnte gut mit der Hauptfigur Yoshika (Mayu Matsuoka) mitfühlen. Leider gelingt es Oku nicht, dieses Niveau in Marriage Hunting Beauty zu halten: Die Hauptfigur Takako ist absolut unnahbar, viel zu perfekt und deshalb sind sie und ihr Schicksal dem Zuschauer auch nach kürzester Zeit recht egal.

Äußerst interessant ist hingegen Keiko (Asami Usuda), die Freundin von Takako, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Sie selbst ist schon verheiratet – allerdings äußerst unglücklich. Während Takako nur die schönen Seiten des Heiratens (und zwar nur des Heiratens und nicht des anschließenden Zusammenlebens) sieht oder sehen will, erhalten wir durch Keiko einen Einblick in die Art von Ehe, die in Japan wohl keine Seltenheit darstellt. An der Stelle, an der der Film die Richtung Drama einschlägt, bekommen wir auch mehr von Keiko zu sehen, allerdings hätte dem Film mehr Screentime mit ihr und ihrer Ehe gut getan – der Film lässt hier die Chance verstreichen, stärker in Richtung Tragikomödie zu gehen, auch wenn die Kritik an der Idee, weniger aus Liebe, sondern mehr aus Verpflichtung oder gesellschaftlichem Druck zu heiraten, deutlich wird.

Dadurch, dass wir einige intime Einblicke in Keiko und ihre Beziehung erhalten, ist sie auch zugänglicher als Takako, mit der man sich (anders als mit Bridget Jones) nicht so recht identifizieren kann. Sie schwelgt in einem seltsamen Mix aus Selbstverliebtheit und Selbstmitleid, dessen Ursprung (wie erwähnt) irgendwie unklar ist, denn sie ist hübsch und ist erfolgreich in ihrem Job. Außerdem wirkt sie in ihrer Suche nach einem Ehemann unangenehm naiv, allerdings nicht dumm-naiv sondern eher ignorant. Für den europäischen Geschmack ist die Thematik, heiraten zu müssen, weil es die Gesellschaft so erwartet, wohl auch deutlich fremder als für Japaner – vielleicht ist der Film also auch deshalb für Europäer weniger zugänglich.



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Takako will sterben – oder alternativ: heiraten. Da soll eine Dating-Plattform Abhilfe schaffen, was mehr oder weniger erfolgreich ist. Eigentlich hätte der Film eine freche Rom-Com à la "Bridget Jones" werden können – leider ist Takako nur einfach viel zu perfekt und ihre verworrene, von Selbstmitleid durchtränkte Gefühlswelt undurchschaubar und irgendwann nur noch nervig. Sie bleibt dem Zuschauer fern; nur Keiko, mit der ordentlich Kritik an dem gesellschaftlichen Zwang, sich zu verheiraten, geübt wird, ist ein Lichtblick. Insgesamt eine verpasste Chance!
5
von 10