Aliens gibt es wirklich, das weiß Molly (Tessa Thompson) ganz genau. Schließlich hat sie als kleines Kind selbst eins gesehen. Seither versucht sie, die geheimnisvollen Men in Black zu finden, eine Organisation, deren Aufgabe darin besteht, die Erde vor außerirdischen Invasoren zu schützen. Tatsächlich hat ihre Suche Erfolg, sie bekommt eine Probeanstellung in der von High T (Liam Neeson) geführten Londoner Niederlassung. Doch schon der erste Auftrag hat es in sich: Gemeinsam mit dem legendären, dafür chronisch unzuverlässigen Draufgänger H (Chris Hemsworth) gerät sie in eine riesige Verschwörung.
Eigentlich war es ja nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee kommt, Men in Black wieder auszugraben. Schließlich haben alle drei Teile im Schnitt 500 Millionen Dollar eingespielt – das sind schon jede Menge Gründe, um es noch einmal zu versuchen. Die Frage war nur: Wer soll in die Fußstapfen von Will Smith und Tommy Lee Jones treten? Am Ende fiel die Wahl auf Chris Hemsworth und Tessa Thompson. Eine Wahl, die gleich in zweifacher Hinsicht gut ist. Zum einen sind die zwei dank Thor: Tag der Entscheidung ein eingespieltes Team im Bereich Action-Science-Fiction-Komödie. Zum anderen erlaubt es den Filmemachern, das Konzept auch ein wenig zu entstauben und für ein bisschen Geschlechterausgleich zu sorgen, ohne gleich einen Shitstorm wie bei Ghostbusters zu riskieren.
Komische (Anti-)Helden
Gleich zu Beginn nimmt der Film sich und den eigenen nicht mehr ganz angemessen Titel aufs Korn, mit einem wunderbaren Kurzauftritt von Emma Thompson. Ohnehin hat man sich nicht lumpen lassen bei der Besetzung, auch bei den kleineren Rollen finden sich bekannte Gesichter, die mit jeder Menge Spaß an die Sache gehen. Das ist auch deshalb wichtig, weil Men in Black: International letztendlich wieder ganz großer Quatsch ist. Ob es nun die menschlichen Figuren sind oder die diversen Kreaturen, die sich aus den Weiten des Alls zu uns verirrt haben, fast alle sind sehr humorvoll angelegt. Der Film ist – von wenigen Ausnahmen abgesehen – einem Muppets aus dem All näher als etwa Independence Day.
Zur Sache geht es natürlich schon, es gibt immer mal wieder Actionsequenzen, die mit viel Computer-Aufwand in Szene gesetzt werden. Und das darf dann gern auch mal ein bisschen größer werden – was der Film selbstironisch auch anmerkt. Allgemein ist es erstaunlich, wie viel Humor das Drehbuchteam Art Marcum und Matt Holloway einbaut, der dann auch tatsächlich funktioniert. Für das Duo, das zuletzt Transformers: The Last Knight verbrochen hat, ist das schließlich keine Selbstverständlichkeit. Da war sehr viel Schlimmeres zu befürchten.
Da wäre mehr drin gewesen …
Andererseits: Das Drehbuch hätte auch sehr viel besser sein können. Es hätte es eigentlich auch sein müssen. Viel zu oft verlässt es sich bei der Umsetzung der Comicvorlage von Lowell Cunningham auf letztendlich ziemlich langweilige Standards. Die diversen Wendungen der Geschichte sind beispielsweise keine, jeder halbwegs erfahrene Zuschauer weiß hier sofort, was gespielt wird. Auch kommen diverse Randfiguren und Aliens viel zu kurz. Beispielsweise wird der Auftritt von Rebecca Ferguson ziemlich lange vorbereitet, in mehreren Szenen und Dialogen, nur damit es später sofort wieder vorbei ist.
Das wäre aber notwendig gewesen, um dieser Mischung aus Fortsetzung und Spin-off auch wirklich einen eigenen Charakter zu geben. Es ist noch nicht einmal so, dass Men in Black: International so wahnsinnig viel falsch machen würde. Wer hier eine absolute Katastrophe erwartete, wird enttäuscht, ebenso Zuschauer auf der Suche nach einem guten Film. Stattdessen siedelt sich die Sci-Fi-Komödie im Mittelfeld an, gewinnt enorm durch das sympathische Darstellerduo, dem noch viele weitere Auftritte zu wünschen wäre. Dann aber bitte mit einem Drehbuch, das dem Drumherum gerecht wird und eine Geschichte zu erzählen hat, die etwas mit den Darstellern und dem Szenario anzufangen weiß.
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