Es wurde aber auch Zeit: Viel zu lange hat der New Yorker Polizist Nick Spitz (Adam Sandler) seiner Frau Audrey (Jennifer Aniston) versprochen, mal richtig Urlaub zu machen. Flitterwochen zum Beispiel wären nach 15 Jahren Ehe nicht verkehrt. Da trifft es sich doch gut, dass sie die Bekanntschaft von Charles Cavendish (Luke Evans) machen, der sie auf eine luxuriöse Yacht einlädt. Weniger gut ist, dass der Milliardär Malcolm Quince (Terence Stamp) eben dort ermordet wird. Und es wird nicht bei dieser einen Leiche bleiben. Für Nick und Audrey ist das gleich doppelt unangenehm. Nicht nur, dass sie im Verdacht stehen, die Morde begangen zu haben, der wahre Killer hat es zudem auf die beiden abgesehen.
Ziemlich genau sieben Jahre ist es her, dass Murder Mystery das erste Mal angekündigt wurde. Viel hat sich seither getan: Regisseur, Cast, ja, sogar der Verleih wurden zwischenzeitlich ausgetauscht. Nun ist es also Netflix, die sich an der Krimikomödie versuchen. Das ist naheliegend, die Zusammenarbeit mit Adam Sandler scheint für beide Seiten schließlich gut zu laufen, eine ganze Reihe gemeinsamer Projekte gibt es bereits. Inszeniert wurde der Film jedoch nicht vom Komiker, sondern Kyle Newacheck, der uns letztes Jahr schon das unverzeihliche Game Over, Man! angetan hat. Und auch der Blick auf die Drehbuch-Credits verspricht nichts Gutes: James Vanderbilt. Denn der hat zuvor solche Perlen wie White House Down und Independence Day: Wiederkehr verfasst.
Und, alles verstanden?
Nicht ganz überraschend ist Murder Mystery dann auch nicht die erhoffte Hit-Komödie geworden. Dabei sind beim Drumherum durchaus Elemente vorhanden, die für ein gehobenes Vergnügen prädestiniert gewesen wären. Da tummeln sich eine Reihe internationaler Stars vor der Kamera, die Ausstattung ist edel. Zumindest in der Hinsicht muss sich der Film nicht vor den klassischen Whodunnits à la Agatha Christie verstecken, die hier eindeutig auf die Schippe genommen werden sollen. Man ließ es sich sogar nicht nehmen, direkte Referenzen einzubauen, nur so für alle Fälle. Schadet ja nicht.
Es hilft allerdings auch wenig. Anstatt konsequent die Eigenheiten des Krimigenres aufzugreifen und ad absurdum zu führen, wie es beispielsweise der Klassiker Eine Leiche zum Dessert getan hat, gibt es hier nur platte, alte Gags. Typische Szenen aus Krimis oder Thrillern zu nehmen und sie lediglich in eine Komödie zu stecken, macht die Szenen nicht automatisch komisch. Ebenso wenig, wenn sich Protagonisten unbeholfen verhalten. Viel mehr als das ist Vanderbilt jedoch nicht eingefallen, das Duo rennt durch die Gegend, immer auf der Suche nach Hinweisen oder weil gerade der unbekannte Killer hinter ihnen her ist. Das ist dann zwar temporeich, aber nicht unbedingt spannend.
Alles beim alten
Wenn dann auch noch Dany Boon (Die Sch’tis in Paris – Eine Familie auf Abwegen) als eher vertrottelter Polizist auftaucht, ist die Spitze der Berechenbarkeit erreicht. Jeder Schauspieler wurde für die Rolle ausgesucht, die ohnehin seinem Typ entspricht. Murder Mystery traut sich nicht, mal etwas gegen den Strich zu machen und sich zu weit von den Vorlagen zu entfernen. Nun muss sicher nicht jede Komödie subversiv sein. Die Parodien von Mel Brooks waren das ja auch nicht unbedingt, sondern erfreuten sich an der eigenen Albernheit. Aber nicht einmal dafür reicht es hier, nur selten hat man das Gefühl, dass die Darsteller wenigstens Spaß dabei hatten.
Das soll nicht bedeuten, dass das hier alles ganz furchtbar wäre. Gerade im Netflix-Umfeld hat man schon deutlich schlimmere Komödien durchleiden müssen, dann und wann gibt es sogar einen Grund zum Schmunzeln. Das größte Ärgernis ist bei Murder Mystery, wie überflüssig der Film ist, wie wenig er aus allem herausholt. Die talentierten Schauspieler bekommen nichts zu tun, als Krimi ist das Langzeitprojekt ohnehin nicht zu gebrauchen. Die Ermittlungen sind ebenso willkürlich wie die schlechter Krimis, ohne daraus aber Pointen zu entwickeln. Wer unbedingt eine neue Krimikomödie braucht, schaut rein, nennenswerte Alternativen gibt es in dem Bereich ja nur selten. Die Welt wäre aber auch nicht unbedingt ärmer gewesen, wenn das Projekt am Ende doch eingestampft worden wäre.
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