Oh Ramona Netflix
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Oh Ramona Netflix
„Oh, Ramona!“ // Deutschland-Start: 1. Juni 2019 (Netflix)

Erfahrungen mit Frauen? Die hat Andrei (Bogdan Iancu) nun nicht gerade. An mangelndem Interesse liegt dies jedoch weniger, zumindest seinem. Ramona (Aggy K. Adams) zum Beispiel findet er richtig toll. Aber eine Schönheit wie sie und ein Nerd wie er, das passt einfach nicht zusammen. Zu seiner großen Überraschung erwidert sie auf einer Party seine Avancen, mehr noch, sie bietet ihm sogar Sex an. Das geht ihm dann aber doch etwas zu schnell. Und ohnehin ist Ramona bald Geschichte, als Andrei mit seiner Mutter in Urlaub fährt und dabei die hübsche Rezeptionistin Anemona (Holly Horne) kennenlernt.

Und schon wieder eine Teenie-Liebeskomödie auf Netflix. Davon gibt es nicht zu knapp, aus gutem Grund: Der Streaminganbieter ist mit Titeln wie The Kissing Booth oder To All the Boys I’ve Loved Before ziemlich gut gefahren. Und was dort klappt, muss auch mehrfach klappen, die Zielgruppe der hoffnungslos romantischen Jugendlichen ist groß genug, um ihr schon mal ein bisschen hinterherzulaufen. Jetzt also Oh, Ramona!, der im Vorfeld die Befürchtungen geweckt hat, ein weiterer 08/15-Vertreter zu sein, der der einmal etablierten Formel sklavisch folgt. Die gute Nachricht: Der Film tut das gar nicht so sehr, hebt sich tatsächlich von den diversen Kollegen im Sortiment ab. Die schlechte Nachricht: Was man hier zu sehen bekommen, ist noch deutlich schlimmer.

Unerwartetes aus dem Osten
Der erste Unterschied ist, dass Oh, Ramona! gar nicht aus den USA stammt, wo diese Art Filme fast immer herkommen. Stattdessen haben wir es hier mit einem Titel aus Rumänien zu tun, was nicht nur in diesem Genre ein Novum für Netflix ist. Man merkt jedoch relativ wenig davon, lediglich die ungewöhnlichen Namen der Figuren verweisen darauf, dass wir uns hier nicht an einer High School bewegen. Ansonsten sieht alles aus wie immer. Apropos Aussehen: Bogdan Iancu als einen unscheinbaren Nerd zu verkaufen, kann nur als Witz gemeint sein. So als wäre eine Brille schon ein ausreichendes Mittel, um aus einem Poster Boy einem Niemand machen zu können. Nicht, dass es einen Unterschied machen würde, schließlich wollen am Ende doch alle weiblichen, jungen Figuren hier mit ihm ins Bett. Warum ihn dann als unerfahrenen Nerd verkaufen wollen, wenn das im Film gar nicht verwendet wird? Keine Ahnung.

Andererseits darf man über solche kuriosen Entscheidungen immerhin lachen – beim Rest des Films ist das schon deutlich schwieriger. Anders als die amerikanischen Kollegen mögen es die Rumänen nämlich gern ein bisschen expliziter. Teilweise. Ein Running Gag des Films ist, dass der Sex nie gezeigt wird, obwohl ständig Andrei mit jemandem im Bett landet und darüber auch gesprochen wird. Stattdessen setzt Regisseurin Cristina Jacob, die auch am Drehbuch mitschrieb, auf jede Menge Phallussymbole oder andere Objekte, die den Sex verkörpern sollen. Eine Art Meta-Version von American Pie, versaut und züchtig in einem.

Lasst uns spielen!
Auch sonst neigt Jacob sehr zum Verspielten, wenn sie ungewöhnliche Wege sucht, um die Gedanken- und Gefühlswelt ihres jungen Protagonisten zu verdeutlichen. Da dürfen schon mal Dinge durch die Luft flattern, vergleichbar zu Die Mitte der Welt. Und manchmal wird das Leben einfach zu einem Videospiel, das gemeistert werden muss. Das ist anfangs noch irgendwie witzig, nutzt sich mit der Zeit jedoch ab – umso mehr, da der Inhalt selbst nicht wirklich mitspielen mag.

Genaugenommen ist die Adaption von Andrei Ciobanus Roman sogar eine absolute Nullnummer. Immer wieder dreht sich die Geschichte im Kreis, wenn Andrei sich den Schönen annähert, dann wieder distanziert, mal freiwillig, mal auch nicht. Wo es bei Jugendfilmen oft um eine Entwicklung geht, wenn die Protagonisten und Protagonistinnen über sich hinauswachsen oder einen Plan auf dieser Welt finden, da gibt es hier nur lähmende Stagnation. Oft genug hat man den Eindruck, dass das hier eigentlich eine Sitcom ist, so oft, wie hier der Reset-Knopf gedrückt wird. Wenn dann auch noch Fatshaming und homophobe Sprüche hinzukommen, verspielt Oh, Ramona! endgültig alle Sympathien, die man dem Film anfangs noch entgegenbrachte. Der Film ist weder komisch noch romantisch, wird spätestens zur Hälfte eine solche Qual, dass man den ohnehin nicht gerade liebenswürdigen Figuren alles Pech der Welt wünscht. Dann würde wenigstens mal etwas passieren.



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Ein Nerd verliebt sich in die Schulschönheit: Was wie eine herkömmliche Teenie-Liebeskomödie beginnt, wandelt sich mit der Zeit in eine entsetzliche Nullnummer, die durch mangelnde Entwicklung langweilt, später wahnsinnig nervt. Da bringen auch die diversen visuellen Spielereien und die Meta-Einlagen nichts mehr, „Oh, Ramona!“ ist eine einzige Qual.
3
von 10