Pachamama Netflix
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Pachamama Netflix
„Pachama“ // Deutschland-Start: 7. Juni 2019 (Netflix)

Südamerika im 16. Jahrhundert: Die Inkas haben das Gebiet um die Anden herum fest im Griff, fordern von den anderen Völkern hohe Steuern. Doch dieses Mal begnügen sie sich nicht nur damit, die Vorräte des kleinen, abgelegenen Dorfes einzusammeln. Sie nehmen auch ein wichtiges Artefakt mit, eine goldene kleine Statue des Schutzgottes Huaca. Für den 10-jährigen Telpulpai ist das die Gelegenheit, dem Rest des Dorfes zu demonstrieren, dass er bereit ist, bei den Erwachsenen aufgenommen zu werden. Und so macht er sich auf den Weg, den Schatz aus der Inka-Stadt Cusco zurückzuholen. Dabei wird er nicht nur von seiner Freundin Naira verfolgt. Auch seltsame metallene Ungeheuer sind in der Gegend unterwegs.

Nicht dass es einen Mangel an Animationsfilmen gäbe. Ob die aufwendigen Blockbuster der großen US-Studios oder zaghafte Versuche in Europa, etwas von dem dicken Kuchen abzubekommen, es werden ständig neue Titel veröffentlicht. Das ist einerseits schön, als Fan dieser Darstellungsform bekommt man regelmäßig Nachschub. Weniger schön ist jedoch, dass die Abwechslung enttäuschend gering ist, die am Computer entstandenen Werke oft sehr ähnlich aussehen und auch ähnliche Szenarios verwenden. Wo Animation eigentlich die Möglichkeit darstellt, völlig neue Wege zu beschreiten, befreit von den Einschränkungen der Realität, laufen die meisten dann doch in dieselbe Richtung.

Ein neuer, alter Ort
Der Netflix-Film Pachama zeigt hier, dass es auch ganz anders geht. Zum einen ist das Setting ungewöhnlich. Animationswerke, die in Südamerika spielen, sind ohnehin eine Rarität, auch weil dort nur wenige Studios existieren. Hier reisen wir zudem weit in die Vergangenheit und lernen Dorfbewohner kennen, die nicht nur unter dem Joch der dominierenden Inkas leiden. Der Film markiert zudem die Anfänge der Kolonisierung, als Spanien im ganzen Kontinent einfiel und nach und nach die Ureinwohner unterwarf, ihre Kulturen zerstörte und ihre Schätze raubte.

Pachama ist damit ein doppeltes Plädoyer für Respekt und ein friedliches Miteinander. Denn es ist hier egal, ob es nun die Inkas sind oder die spanischen Invasoren, keiner von ihnen ehrt die Überzeugungen der Dorfbewohner, jeder ist nur auf den eigenen Profit aus. Dass das falsch ist, wird hier mit einer eindeutigen Einteilung in Gut und Böse demonstriert. Das junge Zielpublikum soll schließlich nicht nur bespaßt werden, sondern auch ein bisschen was Wertvolles mit auf den Weg bekommen. Der Film mag vor 500 Jahren spielen, die zugrundeliegende Message mit ihren ökologischen Untertönen, die ist heute aber genauso aktuell – siehe die derzeitigen Klimadebatten.

Altbekanntes, schön verpackt
Juan Antin, der jahrelang den Film entwickelte, das Drehbuch mitschrieb und am Ende Regie führte, vergisst trotz dieser Ambitionen jedoch den Unterhaltungswert nicht. Die Geschichte um zwei Kinder, die ihr Dorf retten müssen, oder zumindest ein ihm wichtiges Symbol, ist ein klassisches Abenteuer. Es gibt Gefahren, die überwunden werden müssen, fiese Gegner, ein paar niedliche Tiere, die bei solchen Animationsfilmen nie fehlen dürfen. Tatsächlich wird innerhalb des originellen Szenarios, das auch ein bisschen über die lokale Spiritualität verrät, nur Altbekanntes geboten. Pachama vermeidet es, sich allzu sehr von dem wegzubewegen, was bewährt und vielfach ausprobiert wurde. Ein bisschen schade ist das natürlich, vielleicht sogar ein bisschen langweilig. Dafür ist der Film mit 72 Minuten schön kurz, was die inhaltliche Schwäche etwas abmildert.

Zumal der Film sehr schön anzusehen ist. Pachama, das auf dem Animation is Film Festival 2018 Weltpremiere feierte, nutzt zwar wie die meisten Kollegen auch computergenerierte Bilder. Diese orientieren sich jedoch eher am traditionellen 2D-Look und kombinieren diese mit ungewöhnlichen, markanten Designs. Auf Pseudorealismus mit Plastiktouch wird verzichtet, die Bilder sind eine Mischung aus naiven Kinderzeichnungen und kunstvoller Komposition. Vor allem die Farbgebung und die abwechslungsreichen Designs der Figuren, mal sehr weich und rund, mal reizvoll kantig, tragen dazu bei, dass man auch als Erwachsener bei diesem kindlichen, leicht fantastischen Abenteuer gerne zusieht. Lediglich die nicht unbedingt geschmeidigen Animationen trüben das visuelle Vergnügen ein wenig, können dem insgesamt positiven Gesamteindruck aber nicht zu sehr schaden.



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„Pachama“ reist mit uns 500 Jahre in die Vergangenheit, wo zwei Dorfkinder es erst mit den Inkas, später mit den spanischen Invasoren zu tun bekommt. Das ist visuell sehr ansprechend, kombiniert klassisches Abenteuer mit einem aktuell relevanten Plädoyer für Respekt. Inhaltlich bewegt sich der Animationsfilm trotz originellen Szenarios jedoch auf ausgetretenen Bahnen.
7
von 10