Vita Virginia
© Koch Films

Vita & Virginia – Eine extravagante Liebe

Inhalt / Kritik

„Vita & Virginia – Eine extravagante Liebe“ // Deutschland-Start: 26. August 2021 (DVD/Blu-ray)

Als die britische Schriftstellerin Vita Sackville-West (Gemma Arterton) Anfang der 1920er ihrer Kollegin Virginia Woolf (Elizabeth Debicki) über den Weg läuft, steht für sie sofort fest: Die muss sie haben! Damit stößt sie zunächst auf nur wenig Gegenliebe. Doch die beharrliche Künstlerin hat später tatsächlich Erfolg mit ihren Umwerbungen, die beiden werden ein Paar – was ihrem Umfeld nur wenig gefällt. Aber nicht nur auf persönlicher Ebene kommen sich die beiden näher. Auch künstlerisch hinterlässt die gemeinsame Zeit bei ihnen Spuren.

Wenn von den großen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts die Rede ist, dann führt eigentlich kein Weg an Virginia Woolf vorbei. Auch wenn sie letztendlich nicht viele Bücher geschrieben hat vor ihrem tragischen Selbstmord, so gilt sie doch als eine bedeutendsten Vertreterinnen der Moderne. Es sind aber nicht nur ihre Romane, die sie zu einer einflussreichen literarischen Stimme machten. Sie war auch eine Ikone der Frauenbewegung aufgrund ihrer scharfsinnigen Essays, die sich mit der Rolle der Frau auseinandersetzen. Dass sie zudem eine Liebesbeziehung mit einer Frau einging, zu einer Zeit, als das noch verpönt war, macht sie erst recht zu einer spannenden Figur.

Zwei ungewöhnliche Frauen

Vita Sackville-West ist im Vergleich deutlich weniger bekannt, hat aber ebenfalls eine ganze Reihe von Romanen und Gedichtssammlungen veröffentlicht. Zudem war sie eine leidenschaftliche Briefeschreiberin und Gartengestalterin, zu sagen hatte sie also eine Menge. Als Paarung ist das definitiv spannend, die Begegnung zweier außergewöhnlicher Frauen, die sich gegenseitig auf emotionaler wie auch künstlerischer Ebene weiterbringen, verspricht interessante Auseinandersetzungen.

So richtig interessant ist Vita und Virginia aber nicht. Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Eileen Atkins, die auch am Drehbuch mitschrieb, lässt die Romanze zwischen den beiden leider genau den intellektuellen Höhenflug vermissen, den eine solche Paarung eigentlich mitbringen sollte. Es gibt zu wenige Beispiele dafür, wie ein wacher Geist den anderen anregt. Davon die Rede ist natürlich, allein schon weil Woolfs berühmter Roman Orlando von Vita inspiriert wurde. Das zu wissen, ist aber nicht genug. Der Film sollte schon ein bisschen diese Anziehungskraft spüren lassen. Doch das ist zu selten der Fall, sowohl auf der emotionalen wie auch der geistigen Ebene.

Das Spiel der Gegensätze

Dabei haben beide Figuren durchaus ihren Reiz. Vita als unerschrockene, energiegeladene Lebefrau, die sich so gar nicht dafür interessiert, was andere von ihr halten. Virginia, die deutlich zurückhaltender und introspektiver ist, ein bisschen enigmatisch auch, eben weil sich vieles hinter der Fassade abspielt. Das bedeutet einen deutlichen Kontrast, zumal auch die geistige Verfassung der beiden unterschiedlicher nicht sein könnte. Regisseurin und Co-Autorin Chanya Button zeigt zwischendurch ganz gerne mal die Zerbrechlichkeit von Virginias Seele – ohne dabei jedoch an die entsprechenden Stellen in The Hours heranzukommen, wenn die Schriftstellerin mit ihrer eigenen Dunkelheit zu kämpfen hat.

Der Vergleich hinkt natürlich: Vita und Virginia spielt in den 1920ern, lange vor dem Selbstmord der Literatin. Und auch die schriftstellerische Finesse erreichte damals erst allmählich die Brillanz, für die Woolf bekannt war. Zumal der Film auch durchaus seine Qualitäten hat. Die beiden Hauptdarstellerinnen sind engagiert, die Ausstattung ist wuchtig. Die Untermalung mit zeitgenössischer Musik ist zudem eine interessante Idee, um eben doch mehr als ein reguläres Historiendrama zu sein. Der Film, der beim Toronto International Film Festival 2018 Weltpremiere hatte, ist durchaus mit Liebe zum Stoff und den Figuren gedreht. Er ist aber auch ein Film, der mit großen Namen protzen kann, ohne selbst wirklich herauszuragen. Der einem nie so viel mitgibt, wie es Thema und Vorbild verdient hätten. Wortgewandte Protagonistinnen hat, deren Dialoge aber zu sehr auf ihren literarischen Vorgaben basieren, um wirklich zu packen.

Credits

OT: „Vita and Virginia“
Land: Irland, UK
Jahr: 2018
Regie: Chanya Button
Drehbuch: Chanya Button, Eileen Atkins
Vorlage: Eileen Atkins
Musik: Isobel Waller-Bridge
Kamera: Carlos De Carvalho
Besetzung: Gemma Arterton, Elizabeth Debicki, Rupert Penry-Jones, Peter Ferdinando

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Vita und Virginia“ erzählt die Liebesgeschichte der beiden bedeutenden Schriftstellerinnen Vita Sackville-West und Virginia. Trotz des spannenden Themas und im Grunde interessanter Figuren verpasst es das Drama, daraus etwas zu machen. Die Liebe der beiden Frauen, so ungewöhnlich sie damals war, ist weder emotional noch intellektuell spürbar.
6
von 10