Mal wieder müssen die von Charles Xavier (James McAvoy) angeführten X-Men die Welt retten. Genauer ist es eine Gruppe von Astronauten, die auf die Hilfe durch die berühmten Mutanten angewiesen ist. Die Mission ist ein Erfolg, wie immer, fordert jedoch einen hohen Preis: Jean Grey (Sophie Turner) wird dabei einer gefährlichen Ladung an Sonnenstrahlen ausgesetzt, die in ihr enorme Kräfte freisetzt. Kräfte, die sie nicht kontrollieren kann, wie sie bald feststellen muss. Da sie sich bei den X-Men im Anschluss nicht mehr zu Hause fühlt, sucht sie zuerst Unterstützung bei Magneto (Michael Fassbender), bis auch eine mysteriöse Frau (Jessica Chastain) auf sie aufmerksam wird.
Ein bisschen gemischte Gefühle darf man hier ja schon haben. Mit X-Men: Dark Phoenix geht schließlich eine Reihe zu Ende, die vor fast 19 Jahren begann, ein Dutzend Titel umfasst – diverse Spin-offs miteingerechnet – und maßgeblich dazu beigetragen hat, dass auf Comics basierende Superheldenfilme zu einem festen Bestandteil unserer Kinolandschaft wurden. Doch nun ist damit erst einmal Schluss, nach dem Kauf von 20th Century Fox durch Disney wird unter den Marvel-Filmen des einstigen Konkurrenten ein Schlussstrich gezogen. Irgendwann wird es bestimmt ein Wiedersehen geben mit einzelnen Figuren, doch die Umstände werden andere sein, die Darsteller, vermutlich auch die Machart.
Der tiefe Sturz einer Heldentruppe
Wobei es einem X-Men: Dark Phoenix immerhin leicht macht, sich von den ewig streitenden und kämpfenden Mutanten zu verabschieden. Schon vorher gab es mitunter starke Schwankungen in Hinblick auf die Qualität. Der neueste Streich ist nun einer der schwächsten, die wir in den letzten zwei Jahrzehnten zu sehen bekommen durften. Angekündigt hatte sich das vorher schon, immer wieder machten Nachrichten die Runde, wie dürftig die Comic-Adaption würde – nicht zuletzt, nachdem der Kinostart um ein knappes Jahr nach hinten verlegt wurde. Doch selbst mit geringeren Erwartungen schafft es der Film noch, einen zu enttäuschen.
Dabei waren die Versprechungen im Vorfeld groß gewesen, vor allem von Simon Kinberg. Der hatte vorher schon bei einigen Filmen der Reihe am Drehbuch mitgearbeitet, darunter auch X-Men – Der letzte Widerstand, in dem Phoenix schon einmal eine größere Rolle spielte. Damals waren viele Fans der Vorlage enttäuscht, wessen sich Kinberg auch bewusst war. Also versprach er, dass bei seinem Debüt als Regisseur alles anders würde. Stimmt aber nicht. Dark Phoenix greift auf zahlreiche bereits bekannte Elemente zurück, ohne wirklich neue Akzente zu setzen und versagt gerade auch bei der Figurenzeichnung.
Ist auch egal
Dass dieses Mal Menschen keine Rolle spielen, es ausnahmsweise nicht zu dem Konflikt Mensch-Mutant kommt, der andauernd in der Reihe verbraten wurde, ist zwar nett. Der Ersatz dafür ist aber kein Stück besser. Nun sind es die Mutanten selbst, die sich in den Haaren liegen, weil keiner so recht weiß, was er mit der übermächtigen Phoenix anfangen soll. Dummerweise trifft das aber auch auf Kinberg zu, der seiner Heldin eine ganze Reihe nichtssagender Dialoge in den Mund legte und offensichtlich kein Freund von Entwicklungen ist. Denn die finden hier entweder gar nicht oder sehr sprunghaft statt. Und auch Sophie Turner fehlen die Mittel, um aus ihrer Figur einen filmtragenden Charakter zu machen oder irgendwie etwas Charisma zu verleihen. Auch wenn es nicht an einer tragischen Komponente mangelt, der Film selbst lässt einen völlig kalt.
Auch der restliche Cast ist zwar gewohnt prominent und in anderen Kontexten überaus talentiert. In X-Men: Dark Phoenix ist davon jedoch nur wenig zu spüren. Bei den alten Haudegen ist die Luft raus, nicht einmal Neuzugang Jessica Chastain (Zero Dark Thirty) hinterlässt einen sonderlichen Eindruck. Die großen Namen und die großen Fähigkeiten, sie werden hier nach und nach alle verschwendet. Dabei ist der Film nicht einmal so schlecht, dass man sich darüber lustig machen und dabei Spaß haben könnte. Er ist nur fürchterlich langweilig. Ein paar wenige Szenen gibt es, die durch schöne Spezialeffekte die Augen beschäftigen. Und natürlich gibt es ein paar Kämpfe, bei denen die X-Men ihre speziellen Fähigkeiten unter Beweis stellen dürfen. Doch das hat man inzwischen schon so oft und besser gesehen, dass sich der Abschiedsschmerz hier dann doch in Grenzen hält. Die einstigen Vorreiter einer Erfolgsgeschichte haben nichts mehr zu erzählen, nichts mehr zu zeigen, sind letzten Endes in einem überfüllten Bereich überflüssig geworden.
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