Yardie
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Yardie

Yardie
„Yardie“ // Deutschland-Start: 20. Juni 2019 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Mitte der Siebziger Jahre herrscht Bandenkrieg in Jamaika. Mittendrin der junge Dennis (Antwayne Eccleston), von allen nur „D.“ genannt. Er muss mit ansehen, wie dabei auch immer wieder Unbeteiligte mit hineingezogen werden. Unter anderem auch eine Schulfreundin, die bei einer Schießerei ihr Leben verliert. Sein Bruder Jerry (Everaldo Creary) will mit Hilfe eines spontan selbstorganisierten Musikabends versuchen, die verfeindeten Banden zu beschwichtigen und wieder Frieden in die Stadt zu bringen. Was zunächst auf viel Zustimmung trifft und den Anschein macht, als würde es funktionieren, entpuppt sich als Hinterhalt. Dennis Bruder wird dabei unerwartet erschossen. D. sieht zuvor den Schützen, kann aber die Tat nicht verhindern und schwört unter schwerer Trauer Rache. Zehn Jahre vergehen und Dennis (Aml Ameen) findet sich nun selbst in der Bande wieder, die ihm als Familienersatz dient. Er soll nun mit einem Auftrag nach London. Dort ein Drogengeschäft ausführen. Allerdings reist Dennis dann nicht nur deswegen nach London, denn der Mörder seiner Bruders lebt jetzt ebenfalls dort.

Yardie ist das Regiedebüt des Schauspielers und Djs Idris Elba (Mandela: Der lange Weg zur FreiheitDer dunkle Turm), welches bereits 2018 auf dem Sundance Festival Premiere feierte und später im Februar gleichen Jahres auch auf der Berlinale vorgestellt wurde. Mit Yardie als Erstlingswerk hat sich Elba hier einen 1992 erschienen Roman von Victor Headley zu Eigen gemacht. Die Thematik sprach ihn auf persönlicher Ebene an und blieb ihm scheinbar so sehr im Gedächtnis, dass er die Geschichte nun verfilmt hat.

Ein bunter Spaß

Inhaltlich verspricht der Film erst einmal viel, warum also hat es für einen Kinorelease nicht gereicht? An den Bildern, die Elba zusammen mit John Conroy zaubert, kann es definitiv nicht gelegen haben. Denn hier hat Yardie unglaublich Schönes und farblich Durchdachtes zu bieten. Das zeigt sich zum einen in der Gestaltung des Sets in Jamaika, als auch in der Darstellung des stereotypischen tristen regnerischen Londons. Viel auffälliger aber ist die Farbgebung vieler Szenen, bei denen der Zuschauer merkt, dass hier sichtlich Können hinter der Kamera steckt. So etwa gegen Ende, wenn ein Charakter mit den Rastafarifarben verabschiedet wird. Im ersten Moment subtil, aber durchaus bedeutungsvoll.

Auch die Clubszenen, im Einklang mit der Kameraführung und der guten Musikwahl, sind ästhetisch sehr gut konstruiert und hätten im Nachhinein durchaus noch mehr Raum in Anspruch nehmen können. Aber nicht nur der Ästhetik wegen, sondern auch um dem Film die Emotionalität zu geben, die Elba so krampfhaft versucht zu erschaffen. So sehr ihm die Authentizität am Herzen lag (die Dialoge beispielsweise sind im Original im jamaikanischen Slang gesprochen und ohne Untertitel kaum zu verstehen), so sehr fehlt es den Figuren an charakterlicher Entwicklung und Zugänglichkeit.

Figuren ohne Tiefe

Aml Ameen und Shantol Jackson (Yvonne – Dennis Ehefrau) versuchen merklich, alles aus ihren Rollen herauszuholen. Das gelingt ihnen aber zumeist nur, wenn sie zusammen agieren können. Alleine bleiben sie, wie so viele Figuren im Film, uninteressant und facettenarm. Und damit sind wir bei den Hauptproblemen des Films: die Erzählung und der Ausbau der Figuren. Hier scheint sich Elbas langjährige Erfahrung in der Filmbranche nicht auszuzahlen. Denn eigentlich sollt sich der Film auf das Trauma von Dennis konzentrieren und den daraus entspringenden Werdegang des jungen Mannes porträtieren.

Mit dieser Entscheidung weicht Elba zwar stark vom Buch ab, welches nach eigenen Angaben eher die Bandenkultur im Vordergrund behandelt, dennoch bleiben die Hauptcharaktere auf der Strecke. Und das auch wenn er Dennis die Story aus dem Off selbst erzählen lässt. Oftmals sehr monoton, bekommt man gerade so die nötigen Informationen serviert, dass der Zuschauer bei den Zeitsprüngen überhaupt noch weiß, auf welche Situation er sich einstellen kann. Die Verknüpfung einzelner Szenen ist in dem Fall einfach nicht gut gelungen. Und wenn darunter letztendlich auch noch das Tempo des nicht mal zweistündigen Films leidet, können auch ein paar gute Actionszenen nichts an der Belanglosigkeit von Yardie ändern. Nach Ende des Films wird einem schmerzlich bewusst, warum es hierzulande lediglich für einen Home-Release gereicht hat.

Credits

OT: „Yardie“
Land: UK
Jahr: 2018
Regie: Idris Elba
Drehbuch: Brock Norman Brock, Martin Stellmann
Vorlage: Victor Headley
Musik: Dickon Hichliffe
Kamera: John Conroy
Darsteller: Aml Ameen, Sheldon Shepherd, Everaldo Creary, Stephen Graham, Shantol Jackson

Bilder

Trailer

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Visuell waren für "Yardie" Profis am Werk, allerdings kann das nicht über die uninteressante und fast belanglose Geschichte hinwegtäuschen. So schnell man den Film gesehen hat, so schnell hat man ihn dann auch wieder vergessen.
5
von 10