Annabelle 3
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Annabelle 3

Annabelle 3
„Annabelle 3“ // Deutschland-Start: 4. Juli 2019 (Kino) // 21. November 2019 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich ist es Judy (Mckenna Grace) gewohnt, dass es bei ihr zu Hause etwas unheimlicher zugeht. Schließlich sind ihre Eltern berühmte Dämonenjäger, die allerlei finstere Artefakte bei sich sammeln, um die Welt davor zu beschützen. Darunter befindet sich auch die Puppe Annabelle, die schon viel Unheil über die Menschen gebracht hat. Und damit ist noch lange nicht Schluss, denn der böse Geist darin weckt die bösen Geister der umliegenden Artefakte. Das muss nicht nur Judy eines Nachts feststellen, sondern auch ihre Babysitterin Mary Ellen (Madison Iseman) und deren Freundin Daniela (Katie Sarife), die Zeuginnen furchteinflößender Ereignisse werden.

War es das jetzt? Zumindest der englische Titel Annabelle Comes Home weckt Erwartungen, dass die Geschichten um die dämonische Puppe Annabelle jetzt vorüber sein könnten. Man könnte es aber auch Hoffnung nennen, dass der Spuk mal ein Ende findet. Denn was vor sechs Jahren in Conjuring – Die Heimsuchung tatsächlich noch ein erschreckender Anblick war – wer baut so eine hässliche Sache für Kinder? –, da tritt inzwischen doch ein ziemlicher Gewöhnungseffekt ein. Dass der dritte Teil der Spin-off-Reihe aus dem dämonischen Filmuniversum dem Vorgänger Annabelle 2 so deutlich unterlegen ist, macht die Sache natürlich nicht besser.

Der Anfang vom Ende?
Allgemein stellt sich der Eindruck ein, dass das Conjuring Universe so langsam ein Ende finden sollte. Die letzten beiden Spin-offs The Nun und Lloronas Fluch waren uninspirierte 08/15-Grusler, die allenfalls durch die forcierten Querverweise zur Hauptreihe ihre Relevanz erhielten. Sofern man überhaupt noch von einer Hauptreihe sprechen mag, wenn zwei Filmen rund um Ed und Lorraine Warren fünf Nebengeschichten gegenüberstehen, zwei weitere sollen in Arbeit sein. Wenn in Annabelle 3 die dämonische Puppe andere böse Artefakte zum Leben erweckt, drängt sich dann auch der Verdacht auf, dass dies allein der Vorbereitung weiterer Spin-offs dient. Dann wird die Puppe eben durch etwas anderes aus dem Sammelsurium ersetzt.

Das wäre alles sehr viel weniger ärgerlich, wenn Annabelle 3 als Einzelfilm irgendetwas Interessantes machen würde. Aber wie so ziemlich alles, was die Reihe seit ihrem Bestehen ausgespuckt hat, ist das hier nur ein im besten Fall kompetent zusammengemischter Eintopf der üblichen Genrezutaten. Wer auch beim siebten Film zusammenzuckt, wenn das Publikum mit Jump Scares malträtiert wird, der kann die Kritikpunkte natürlich ignorieren. Regisseur Gary Dauberman, der bei den beiden Vorgängern das Drehbuch geschrieben hat, hat genügend Erfahrung damit gesammelt, was die Zuschauer und Zuschauerinnen so fordern. Und mehr will er dann auch selbst nicht.

Alles beim alten
Das bedeutet, dass mal wieder ein paar junge Menschen mit überschaubarem gesunden Menschenverstand in ein leeres Zimmer gehen, wo irgendeine Bösartigkeit auf sie wartet – was das Publikum aber weit vor den Betroffenen weiß. Ohnehin: Wer einigermaßen horroraffin ist, weiß hier immer sehr genau, was als nächstes passieren wird. Praktisch den gesamten Film innerhalb des Hauses der Warrens spielen zu lassen, das zeugt dann auch von einem gewissen Mut. Oder auch einem starken Selbstbewusstsein. Nicht dass es keine gelungenen Beispiele für solche Haunted House Horrorfilme gibt, Bis das Blut gefriert machte schon in den 1960ern vor, wie so etwas geht. Wie spannend es sein kann, in einem Gemäuer eingesperrt zu sein, zusammen mit Wesen, die nicht ganz von dieser Welt sind.

Hier ist die meiste Zeit eher Langeweile angesagt, wenn nicht gerade etwas unfreiwillig Komisches geschieht. Bis der Film überhaupt mal an Fahrt aufnimmt, ist er schon zur Hälfte vorbei. Und selbst danach will das mit dem Nervenkitzel nicht so recht funktionieren. Was den Film vor den anderen Tiefpunkten der Reihe rettet, sind ein paar farbliche Spielereien gegen Ende und einige nette Artefakte, die in der Hand von einfallsreicheren Autoren auch wirklich Angst machen könnten. Sollte sich niemand mehr daran versuchen, wäre es aber auch nicht weiter tragisch. Der eigentliche Horror ist der, dass die Reihe weiterhin so erfolgreich sein könnte und uns deshalb noch weitere Mittelmaßbelanglosigkeiten folgen könnten, die für ein Massenpublikum bis zum Vergessen geglättet wurden.



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„Annabelle 3“ fügt dem Conjuring Universe ein weiteres Kapitel hinzu, ohne etwas tatsächlich Neues hinzuzufügen. Ein Großteil schwankt zwischen langweilig und unfreiwillig komisch, nur an manchen Stellen zeigt der Film, dass mit besessenen Artefakten tatsächlich Horror erzeugt werden kann.
5
von 10