Benjamin Bluemchen
© STUDIOCANAL

Benjamin Blümchen

Benjamin Bluemchen
„Benjamin Blümchen“ // Deutschland-Start: 1. August 2019 (Kino) // 3. Januar 2020 (DVD/Blu-ray)

Für Otto (Manuel Santos Gelke) ist das ein absoluter Traum: Die Ferien haben angefangen und er darf den kompletten Sommer mit seinem besten Freund Benjamin Blümchen verbringen! Doch irgendwie ist dieses Jahr alles anders. Die zwielichtige Zora Zack (Heike Makatsch) hat Zirkusdirektor Herr Tierlieb (Friedrich von Thun) dazu überredet, für ein paar Modernisierungen zu sorgen, um so die dringend benötigten Einnahmen zu steigern. Doch die verfolgt in Wahrheit ganz andere Pläne. Otto und Benjamin müssen nun zusammen mit Wärter Karl (Tim Oliver Schultz), der investigativen Journalistin Karla Kolumna (Liane Forestieri) und dem ehemaligen Geheimagenten Walter Weiß (Dieter Hallervorden) das Schlimmste verhindern.

Um den Elefanten im Raum direkt anzusprechen, wie es im Englisch so schön heißt: Nein, Benjamin Blümchen ist kein Hinkucker. Zumindest nicht im positiven Sinne. Schon die Hauptfigur ist etwas schlicht gehalten. Vor allem aber sieht das Zusammenspiel aus den am Computer generierten Elementen und den realen Personen zu keinem Zeitpunkt natürlich aus. Die Interaktion funktioniert schlichtweg nicht, der Zoo selbst sieht nicht einmal ansatzweise wie ein realer Schauplatz aus. So wie der Film eher einem Bühnenstück gleicht, das mit ein paar billig zusammengestellten Kulissen nur so tut, als wäre man an einem anderen Ort.

Eine Welt aus einer anderen Zeit
Das ist allerdings nicht zwangsweise ein Dealbreaker. Die anvisierte junge Zielgruppe wird die diversen visuellen Unzulänglichkeiten nicht bemerken oder sich nicht dafür interessieren. Filme wie Feuerwehrmann Sam – Achtung Außerirdische! haben bewiesen, dass eine billige Optik kein zwingendes Argument in diesem Alter ist. Zudem hat diese durch offensichtliche Geldknappheit verursachte Künstlichkeit des Ortes auch einen gewissen Reiz: Gerade weil in Benjamin Blümchen nichts real aussieht, nimmt einen der Film mit in eine eigene kleine Welt, an der sich selbst aufgezwängte Modernisierungsmaßnahmen – architektonische, modische, sprachliche – die Zähne ausbeißen. 40 Jahre alt ist die von Elfie Donnelly erfundene Figur des sprechenden Elefanten mittlerweile. Und doch merkt man wenig in dem Film, im Neustädter Zoo ist die Zeit völlig stehengeblieben.

An vielen Stellen will der Film auch betont altmodisch sein und appelliert ungeniert an das Nostalgieempfinden des älteren Publikums. Das fängt mit der Synchronstimme von Benjamin Blümchen an, die seit 1994 durchgängig von Jürgen Kluckert stammt. Aber auch Dieter Hallervorden (Sein letztes Rennen) tut eine Menge dafür, dass man hier irgendwann nicht mehr weiß, welches Jahr wir überhaupt haben. Wie in besten Didi-Zeiten schleicht er durch das Gebüsch, zieht seine Ulknummern ab, während wir im Zuhause seiner Filmfigur reale Hallervorden-Aufnahmen von anno dazumal wiedersehen und uns selbst heimisch fühlen dürfen.

Pluspunkt Besetzung
Ohnehin hat die Besetzung einen großen Anteil daran, dass Benjamin Blümchen doch besser ist, als er aussieht. Otto-Darsteller Manuel Santos Gelke ist engagiert und lässt sich von der Situation nicht aus der Ruhe bringen, mit einer beim Dreh nicht vorhandenen Figur sprechen zu müssen. Heike Makatsch (Das schönste Mädchen der Welt) gibt voller Spielfreude die manipulative Antagonistin. Tim Oliver Schultz (Club der roten Bänder – Wie alles begann) wiederum darf sich hier von seiner gutmütig-schlichten Seite zeigen und für die musikalische Untermalung sorgen. Andere Figuren bleiben hingegen blass (Kolumna) oder nerven sogar, allen voran die beiden Helfer von Zack, die als ungelenke Hipster für Lacher sorgen sollen.

Richtig abwechslungsreich ist der Humor dann auch nicht – vieles läuft über die üblichen Slapstick-Nummern ab, etwa wenn Benjamin mal wieder etwas tollpatschig ist. Und originell ist die Geschichte ohnehin nicht: Drehbuchautorin Bettina Börgerding, welche vorher unter anderem für die Bibi & Tina-Filme geschrieben hat, nimmt mal wieder das Thema auf, dass der Zoo unter Geldnöten leidet. Das ist ein Dauerbrenner, wurde schon des Öfteren für Geschichten genutzt, egal ob als Hörspiel oder die Zeichentrickserie. Das schafft einen Wiederkennungswert, ist aber auch ein bisschen langweilig. Große Überraschungen gibt es sowieso nur selten, beschränken sich weitestgehend auf die kuriosen Krimi- bzw- Spionageanleihen. Die sind dafür ziemlich nett geworden und gleichen zusammen mit dem Charme die offensichtlichen Schwächen des Films zum Teil wieder aus.



(Anzeige)

„Benjamin Blümchen“ wird mit der Optik nicht unbedingt Preise gewinnen: Das Zusammenspiel zwischen Computer- und realen Elementen funktioniert nicht, alles sieht künstlich aus. Irgendwie hat die Adaption des Dauerbrenners aber doch Charme, was auch an den engagierten Darstellern und dem bewusst Altmodischen liegt.
6
von 10