So richtig toll findet es Andy (Gabriel Bateman) ja nicht, umziehen zu müssen. Das bleibt auch seiner Mutter Karen (Aubrey Plaza) nicht verborgen. Doch trotz großer Bemühungen, sie schafft es einfach nicht, ihrem Sohn die neue Situation schmackhaft zu machen. Selbst die neue High-Tech-Puppe, die sie ihm besorgt, zeigt zunächst nicht die gewünschte Wirkung. Später findet der 13-Jährige dann aber doch Gefallen an seinem Exemplar, auch weil dieses ein seltsames Eigenleben zu führen scheint. Was er jedoch nicht ahnt ist, wie skrupellos und brutal sein neuer bester Freund vorgeht, um die Aufmerksamkeit und Zuneigung von Andy zu genießen.
Fortsetzungen, Remakes oder Reboots gibt es natürlich in allen Filmgenres, da muss man nicht erst lange nach Beispielen suchen. Der Horrorbereich ist aber besonders dafür zu haben, wie ein Blick in die – sofern noch vorhandenen – Videotheken zeigt, die überquillen vor billig produzierten Direct-to-Video-Endlosenreihen. Aber auch auf der großen Leinwand sind immer wieder große Namen zu lesen, die man noch von früher kennt. Ob es nun Es, Halloween oder Suspiria waren, in den letzten Jahren gab es zahlreiche Wiedersehen mit den Genreklassikern von einst.
Ein alter Bekannter mit neuem alten Namen
Mit Child’s Play schickt sich nun der nächste Aspirant an, mithilfe eines großen Namen ein blutdürstendes Publikum an sich binden zu wollen. Wobei der Name selbst hierzulande gar nicht so schrecklich vielen geläufig sein dürfte. Schließlich hörte die Reihe in Deutschland seit ihrem Debüt 1988 auf den Namen der Hauptfigur Chucky, der Originaltitel ist daher nur eingefleischten Fans ein Begriff. Erschwerend kommt hinzu, dass eben dieses Debüt Chucky – Die Mörderpuppe bei uns rund zwei Jahrzehnte auf dem Index stand. Das machte es etwas schwieriger, sich bei einem größeren Publikum einen Namen zu machen.
Dabei ist der Zeitpunkt für einen Neustart gar nicht schlecht. Dank der enormen Erfolge von Annabelle ist Puppenhorror derzeit überaus massentauglich, es steht demnächst auch keine wirkliche Genre-Konkurrenz in den hiesigen Kinos an. Zumal Regisseur Lars Klevberg (Polaroid) schon auch sehr genau geschaut hat, was derzeit bei einem größeren Publikum gefragt ist. Denn im Vergleich zum Original Chucky – Die Mörderpuppe zeigt sich das Reboot doch sehr zeitgemäß, in mehrfacher Hinsicht. Darüber kann man sich vereinzelt freuen, es manchmal aber auch etwas bedauern. Der Film nähert sich so sehr den Standards der heutigen Zeit an, dass er zuweilen kaum noch Eigenständigkeit beweist.
Hatten wir diese Szene nicht schon mal?
Vor allem der häufige Einsatz von Jump Scares ist etwas enttäuschend, zumal diese nicht sonderlich variantenreich ausgefallen sind. Oft besteht der Horror mal wieder nur darin, dass Chucky an Orten auftaucht, an denen er eigentlich nicht sein sollte. Denn wer erwartet schon von Puppen, dass sie laufen können? Und auch bei der Entstehungsgeschichte lehnt man sich dieses Mal nicht ganz so weit aus dem Fenster. Wen es beim Original immer gestört hat, dass ein Serienmörder mittels magischem Ritual seine Seele überträgt – zugegeben, eine etwas bescheuerte Erklärung für den Blutrausch –, dem wird jetzt eine leicht verdauliche Alternative geboten. Ein einfache technische Fehlfunktion, wenn auch durch Menschenhand geschaffen. Das kennen wir aus dem Alltag, das ist leichter zu akzeptieren. Außerdem nutzt Drehbuchautor Tyler Burton Smith, sonst eher im Videospielsegment zu Hause, die Gelegenheit, damit eine technikversessene Gesellschaft aufs Korn zu nehmen und vor dem Schreckgespenst künstliche Intelligenz zu warnen.
Ein bisschen bleibt dadurch jedoch der trashige Charme auf der Strecke. Außerdem ist Child’s Play durch diese Neuausrichtung gleichzeitig sehr aktuell und doch irgendwie altmodisch, redet von innovativer Technik auf eine möglichst konventionelle Weise. Der Unterhaltungsfaktor stimmt jedoch. Die Morde sind wie beim Debüt damals nicht sehr zahlreich. Dafür sind sie 2019 sehr viel einfallsreicher, perfider, expliziter, zelebrieren das Töten geradezu, mit jeder Menge schwarzem Humor. Für eine richtige Komödie reicht das hier nicht aus, selbst wenn mit Aubrey Plaza (Ingrid Goes West, Life after Beth) eine begnadete und genreerfahrene Komödiantin am Start ist. Aber es gibt doch eine Reihe spaßiger Momente, gerne mal etwas over the top, mit weiteren gut aufgelegten Darstellern und mit Augenzwinkern, die das Puppen-Comeback zu einem der besseren Versuche machen, aus einem alten Stoff neue Kohle zu machen. Da zudem mehr Wert auf die Figuren gelegt wurde als beim Einstieg vor 30 Jahren, ist die Neubesinnung trotz ihres Hangs zur Konformität im direkten Vergleich sogar die bessere Wahl. Ist ja auch mal was Schönes.
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