Es gibt nichts, was sich der sechsjährige Andy Barclay (Alex Vincent) mehr für seinen Geburtstag wünscht als eine dieser Good-Guy-Puppen. Schließlich liebt er die dazugehörige Fernsehserie über alles. Tatsächlich gelingt es seiner Mutter Karen (Catherine Hicks) noch, eines dieser begehrten Exemplare für ihn aufzutreiben. Allerdings wird sie diese Entscheidung schon bald bereuen, denn in dem vermeintlich harmlosen Spielzeug, das sie auf dem Schwarzmarkt gekauft hat, lebt der Geist eines Serienmörders weiter. Und der lässt es sich nicht nehmen, auch in seiner neuen Gestalt seiner Leidenschaft nachzugehen und die Menschen zu terrorisieren.
Derzeit treibt die durch drei Filme bekannt gewordene Annabelle mal wieder auf den Leinwänden dieser Welt ihr Unwesen, als Spin-off der immens erfolgreichen Horror-Reihe Conjuring. Dabei gab es natürlich schon früher Filmemacher, die im Kinderzimmer allerlei Albtraumpotenzial entdeckten und Puppen Amok laufen ließen. Am bekanntesten sind zwei Reihen, die in den späten 80ern ihren Anfang nahmen und später zahlreiche Fortsetzungen nach sich zogen. Bei Puppet Master folgte kürzlich mit Das tödlichste Reich der bereits zwölfte Teil. Chucky – Die Mörderpuppe brachte es immerhin auf sieben reguläre Teile, das Reboot Child’s Play und eine neue TV-Serie sollen den Veteranen wieder zurück ins kollektive Gedächtnis befördern.
Ich weiß, was du nach 90 Minuten getan haben wirst!
Wobei trotz desselben Genres Chucky und Annabelle kaum miteinander zu vergleichen sind. Wo Letztere auf die inzwischen allgegenwärtigen Jump Scares setzt, brav angekündigt von einer unheilvollen Musik, da war die 80er Variante ein klassischer Slasher. Es gab keine großen Mysterien – bis auf vielleicht das, wie man auf den blödsinnigen Plot kommen konnte –, stattdessen wurde in der Anfangsszene bereits alles vorweggenommen, was später passieren wird. Ein Mörder überträgt mittels eines magischen Rituals seine Seele in eine Puppe. Da braucht es nicht viel Fantasie, um den weiteren Fortgang zu erraten.
Die ganz großen Überraschungen gibt es in Chucky – Die Mörderpuppe ohnehin nicht. Auch wenn der Protagonist sicher etwas anders aussieht als bei vorangegangenen Slashern wie Halloween, der Ablauf des Films ist sehr ähnlich. Von kleineren Absurditäten einmal abgesehen, etwa wenn das Thema Magie noch einmal aufkommt, folgt Regisseur und Co-Autor Tom Holland (Die rabenschwarze Nacht) dann doch den üblichen Genrekonventionen. Auch der Body Count ist, zumindest für heute Verhältnisse, ähnlich gering, was hiesige Behörden aber nicht davon abhielt, den Streifen seinerzeit auf den Index zu setzen – wo er bis 2011 verharrte.
Überschaubarer Horror
Aus heutiger Sicht ist das eher weniger nachzuvollziehen. Nicht nur dass die Morde zahlenmäßig gering ausfallen, auch der Gore-Anteil ist nicht allzu ausgeprägt. Teilweise sieht man nicht einmal, was Chucky da so genau treibt. Die Entscheidung war durchaus bewusst, vergleichbar zu Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt oder Der weiße Hai sollte der Antagonist gar nicht so oft in Erscheinung treten, um das Grauen noch ein wenig zu verstärken. Das Ergebnis ist jedoch kaum mit dem der Kollegen zu vergleichen. Wirklich spannend ist der Film nicht, lediglich zum Ende hin fällt Chucky – Die Mörderpuppe durch tatsächlich alptraumhafte Anblicke auf.
Und doch ist das Ende eher ein Schwachpunkt des Films, da Holland einfach nicht zum Punkt kommen will und alles unnötig hinauszögert. Spaßiger ist da schon, wenn Chucky zuvor auf der Suche nach Opfern ist, nicht zuletzt aufgrund des trashigen 80s Charmes. Wobei der Film aufwendiger ist, als es die Geschichte vermuten ließe. Es ist sogar beeindruckend, wie viel Arbeit in die verschiedenen Ausgestaltungen der Puppe investiert wurde, gerade auch im Bereich Animatronic. Alleine dafür kann man sich den Kult-Oldie heute noch anschauen, Vergleichbares gibt es heutzutage schließlich kaum mehr. Ein tatsächlich guter Horrorfilm ist Chucky – Die Mörderpuppe hingegen kaum.
(Anzeige)