Die phantastische Reise ins Jenseits
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Die phantastische Reise ins Jenseits

Die phantastische Reise ins Jenseits
„Die phantastische Reise ins Jenseits“ // Deutschland-Start: 6. April 1989 (Kino) // 25. Juli 2019 (Mediabook)

Halloween, 1962: Während sich die Kinder überall mit schrecklichen Kostümen verkleiden, steht für den 9-jährigen Frankie (Lukas Haas) eine echte Horrornacht an. Erst wird er von zwei Mitschülern in eine Garderobe in der Schule gesperrt, dann wird er Zeuge eines seltsamen Mordes, nur um am Ende selbst angegriffen zu werden. Zu seinem Glück kann er noch gerettet werden. Doch bevor er das Bewusstsein verliert, wird er von einem geisterhaften Mädchen dazu gedrängt, ihren Mörder zu fassen. Der Junge lässt sich darauf ein und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Die Behörden jedoch haben ihren vermeintlichen Schuldigen längst gefunden, den schwarzen Hausmeister der Schule. Denn der soll eine ganze Reihe von Kindern auf dem Gewissen haben.

Junge Protagonisten, die großen, düsteren Geheimnissen auf der Spur sind, das war zuletzt äußerst gefragt. Ob die Stephen-King-Adaption Es oder die Seriensensation Stranger Things, Beispiele gab es da einige, selbst Deutschland warf an der Stelle mit Dark seinen Hut in den Ring. Dann ist es nur gerecht, einem älteren Titel eine zweite Chance zu geben: Die phantastische Reise ins Jenseits über einen Jungen, der es mit Geistern zu tun bekommt, erfreute sich 1988 zwar guter Kritiken. An den Kinokassen floppte dieser Mystery-Horror jedoch und wurde erst sehr viel später zu einem Kulttitel.

Eine Geschichte der Zwischenwelt
Wobei einiges aus heutiger Sicht natürlich veraltet ist, allen voran die Spezialeffekte. Mehr als 30 Jahre sind vergangen, was man dem Film doch deutlich ansieht. Was seinerzeit noch durchaus vertretbar war, wäre heute eher ein schlechter Scherz, lässt sich höchstens als Nostalgiker gefallen. Das macht sich gerade zum Ende hin bemerkbar, wenn Regisseur und Drehbuchautor Frank LaLoggia aus allen Rohren feuert und etwas verbildlichen will, das eigentlich kein echtes Bild bräuchte. Denn eigentlich liegen die Stärken von Die phantastische Reise ins Jenseits darin, dass vieles nicht so wirklich eindeutig ist, zumindest am Anfang.

Wie oft kommt es schon vor, dass ein Protagonist gleich zum Einstieg sowohl einem Geist wie auch einem Mörder begegnet? Und auch bei der im englischen Original titelgebenden Frau in Weiß bleibt der Film eine ganze Weile ambivalent, was genau es damit auf sich hat. In einem starken Kontrast zu den nebulösen Geschichten um Mörder, Geister und seltsame Frauen ist die Darstellung der Kleinstadt umso deutlicher. Es ist sogar eine der Stärken von Die phantastische Reise ins Jenseits, wie wie viel Arbeit LaLoggia in seine Figuren und ihre Umgebung investiert. Der Film handelt in erster Linie natürlich von der Suche nach dem Mörder. Aber er ist eben auch mehr als das.

Das Unheil greift um sich
LaLoggia beschreibt in seinem zweiten Langfilm eine Gesellschaft, die von Angst getrieben ist, teilweise auch von Hass. Dass der schwarze Hausmeister von der Öffentlichkeit zum Schuldigen erklärt wird, obwohl es keinerlei Beweise dafür gibt, ist zum einen natürlich Erinnerung an die Lage in den frühen 1960ern, als die Rassentrennung noch extremer war. Aber es ist eben auch das Bild einer Kleinstadt, die völlig verunsichert ist. In Die phantastische Reise ins Jenseits geht das Böse um und man weiß nicht, ob der Mörder den Ort beeinflusst oder ob er das Ergebnis das Ortes ist.

Zum Ende hin entgleitet das alles ein wenig. Nicht nur die angesprochenen Spezialeffekte, auch die unnötige Dramatik schadet dem Vergnügen etwas, passt dieses plakative Element doch nicht so recht zu den leiseren Tönen. Außerdem tut sich Die phantastische Reise ins Jenseits schwer, einen Abschluss zu finden, wenn manches zu schnell geht, anderes dafür zu lange dauert. Und doch ist der Film bis heute sehenswert geblieben, schafft er doch eine unheimliche Stimmung, welche die Grenzen zwischen dem Realen und dem Fantastischen aufhebt, dazu noch jede Menge Trauma hineinpackt. Denn inmitten des Terrors dieser klassischen Geistergeschichte ist die Hoffnung und die Sehnsucht nach Erlösung, sowohl im Diesseits wie auch im Jenseits.



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In „Die phantastische Reise ins Jenseits“ will ein kleiner Junge einem Geistermädchen helfen, seinen Mörder zu finden. Das ist über lange Zeit ambivalent und kostet die unheilvoll-traurige Stimmung einer traumatisierten Kleinstadt aus. Zum Ende hin entgleitet die bislang so ruhig erzählte Geschichte, die gleichermaßen Horror wie Gesellschaftsporträt ist, jedoch ein wenig.
7
von 10