Eating You Alive
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Eating You Alive

Eating You Alive
„Eating You Alive“ // Deutschland-Start: 25. Juli 2019 (DVD)

Kann Essen chronische Krankheiten heilen? Sind unsere Essgewohnheiten der wichtigste Aspekt, der über Gesundheit oder Krankheit entscheidet? Warum ist bewusstes Essen genau so wirksam wie die hochmoderne Medizin?

Das sind Fragen, mit der sich die Dokumentation Eating You Alive eingehender beschäftigt und die einen herrlich zweideutigen Titel hat. Zum einen negativ behaftet, denn gleich in den ersten fünf Minuten prasseln auf einen alle möglichen Informationen ein, die aufzeigen, wohin falsche Essgewohnheiten führen und wie Lobbyismus sowie Pharmakonzerne ihren Teil dazu beitragen, dass Menschen auch unter höchsten medizinischen Standards nicht gesünder werden. Es scheint, als würde uns eine Maschinerie  von Werbung und Suchtmitteln in den Nahrungsmitteln, wie Zucker oder Salz, bei lebendigem Leibe auffressen. Andererseits kann der Titel auch positiv belegt werden. Da der Hintergedanke der Dokumentation natürlich auch ist aufzuzeigen, was mit strikt veränderter pflanzenbasierter Ernährung möglich ist.

Soweit so gut.

Die ersten 45 Minuten der Dokumentation gestalten sich zunächst erst einmal noch sehr interessant und machen einem noch mal die ganzen Verflechtungen von Pharma, Nahrungsmittellobby und chronischen Erkrankungen wie Herz-Kreislaufleiden deutlich. Dass hinter vielen Gesundheitsversprechen, was gerade Milch und Fleisch angelangt, viel Unwahrheit und im Grunde im bedeutendem Maß Gewinnmaximierung steckt, wird zwar mehrfach erwähnt, aber wer hier eine präzise Recherche erwartet wartet vergeblich.

Viel Musik um nichts
Stattdessen kommen Ärzte zu Wort, Betroffene, die einen Teil ihrer Lebens- oder Leidensgeschichte preisgeben und auch Prominente wie James Cameron oder Samuel L. Jackson sind vor der Kamera zu sehen. Das alles wäre insofern auch völlig in Ordnung, wäre da nicht die permanent sehr aufdringliche Musik, die stellenweise so derartig deplatziert ist und eine weichgespülte Optik sowie Kamerafahrten unterlegt, dass das Ganze relativ zeitnah zu einer Geduldsprobe wird.

Aber nicht nur die Musik, sondern auch die immer wiederkehrenden sich ähnelnden Geschichten der Betroffenen sorgen für ein mäßiges Interesse an dem Gesamtwerk und leider auch für ein wenig Ermüdung, wenn man sich vorher schon mal ein wenig eingehender mit dem Thema beschäftigt hat. In dem Sinne kann Eating You Alive tatsächlich nicht mehr viel Neues zu Altbekanntem beitragen. Da nützt ein wenig Prominenz auch nicht viel, um den Zuschauer bei der Stange zu halten.

Und so schön wie die Doku die Werbung für ungesunde Lebensmittel anprangert, am Ende wird man das Gefühl nicht los mit Eating You Alive auch eine Werbung, ähnlich dem aufgehübschten Stil für Shoppingkanäle, gesehen zu haben. Am Ende sind die knapp 100 Minuten Dokumentation für Neulinge, die einen Einstieg in bewusste und gesündere Ernährung suchen, noch geeignet, für bereits bewandertere Zuschauer spannt Eating You Alive den Geduldsfaden ganz gewaltig.



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"Eating You Alive" hätte soviel besser und vor allem informativer werden können. So bleibt gefühlt eine auf das amerikanische Publikum zugeschnittene, emotionale Dauerwerbesendung übrig, bei der die eigentliche Erkenntnis durch zu viele Wiederholungen ermüdet statt wachzurütteln.