Es ist schon ein bisschen langweilig in dem kleinen Wüstendorf, in dem Aladin lebt. Dort gibt es Sand und Staub und Stein und … sonst nichts. Nicht wirklich. Da trifft es sich doch ganz gut, als er von seinem Nachbarn El Faza einen Teppich erhält, der fliegen können soll. Mit diesem soll er in die große Stadt Petto reisen, mit der Bitte, die Enkelin des Nachbarn zurückzuholen. Das lässt sich der abenteuerlustige Junge natürlich nicht zweimal sagen. Und so macht er sich mit seiner Ziege Suleika auf den Weg zum fernen Ort, in der Hoffnung, so seinem wenig aufregenden Leben zu entkommen. Aufregung findet er dort dann auch mehr als genug, denn die Nachricht von dem fliegenden Teppich wird von manchen nur zu gern vernommen …
Das Timing ist natürlich kein Zufall: Nur wenige Wochen nach Aladdin einen Animationsfilm in die Kinos zu bringen, der auf denselben Motiven aufbaut, das schreit geradezu nach Trittbrettfahrer. Es werden auch Erinnerungen an die billigen Kopien wach, welche sich so offensichtlich an erfolgreichen Disney-Hits orientierten, um unwissende Mütter um deren Geld zu erleichtern. Bei Kleiner Aladin und der Zauberteppich liegt der Fall jedoch etwas anders. Produziert wurde diese Variante schon letztes Jahr, die Vorlage liefert zudem ein Kinderbuch des Autors Ole Lund Kirkegaard. Der Film entstand also mehr oder weniger unabhängig vom Hollywood-Blockbuster, lediglich die hiesige Veröffentlichung ist an den denselben gebunden.
Geistloses Abenteuer
Inhaltlich sind die beiden Werke ohnehin kaum miteinander zu vergleichen. Musik gibt es hier sehr viel weniger, auch der Humor wurde zurückgefahren. Letzteres ist auch dadurch bedingt, dass ausgerechnet die Figur des Lampengeists hier fehlt, quasi das Aushängeschilder der Disney-Interpretation. Lebt die US-Fassung dann auch in erster Linie von den Charakteren und ihren Interaktionen, da ist der entfernte dänische Verwandte Kleiner Aladin und der Zauberteppich ein klassischer Kinderfilm, mit großen kleinen Abenteuern und einem sehr jungen Protagonisten, der über sich hinauswachsen muss.
An den Inhalt sollte man deshalb auch keine besonders hohen Erwartungen stellen. Auch wenn Kirkegaard in seinem Buch eine neue Geschichte erzählt, tatsächlich „neu“ ist sie sicher nicht. Von komplex ganz zu schweigen. Vielmehr folgt Kleiner Aladin und der Zauberteppich so sehr den üblichen Pfaden eines solchen Kinderfilms, dass jegliches Gefühl von Abenteuer oder Exotik verlorengeht, man das Gefühl hat, schon viel zu oft in Petto gewesen zu sein. Dazu gehört dann auch der obligatorische Bösewicht, der auf den ersten Blick als solcher zu erkennen ist und auch den passenden Namen erhalten hat.
Einfach in vielfacher Hinsicht
Die Optik ist ebenso schnörkellos wie der Inhalt. Dass Dänemark nicht Hollywood ist, liegt auf der Hand, das deutlich geringere Budget verhindert, dass der Film überhaupt in derselben Liga spielen kann wie die Werke von Disney und Pixar. Die Animation sind recht schwammig, die Figuren alle etwas gröber modelliert. Die Möglichkeit, sich durch ungewöhnliche Designs von der großen Konkurrenz abzuheben, wurde leider nicht genutzt, es sieht hier dann doch alles aus wie immer. Dafür sind die Farben ganz angenehm, auch die Inneneinrichtung des Palastes bzw. der Stadt kann sich sehen lassen.
Außerdem gibt es die üblichen tierischen Sidekicks, um das junge Publikum bei Laune zu halten. Hier sind es eine tollpatschige Ziege und gefräßige Krokodile, die für ein bisschen Abwechslung im Leben von Aladin sorgen sollen. Das erfüllt dann alles seinen Zweck, ein bisschen zu pflichtbewusst jedoch, ohne echte Leidenschaft. Wer das hysterische Pets 2 schon durch hat und sich bzw. den Kindern die Zeit im Kino vertreiben muss, findet in Kleiner Aladin und der Zauberteppich adäquates Material. Wirklich verzaubert wird man von diesem Märchen jedoch kaum, bei aller Sympathie für die Underdogs: Eine Bereicherung ist das hier keine, weder für Animationsfans noch Familien.
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