Mama
© Universal Pictures

Mama (2013)

Mama
„Mama“ // 18. April 2013 (Kino) // 29. August 2013 (DVD/Blu-ray)

Fünf Jahre haben Victoria (Megan Charpentier) und Lilly (Isabelle Nélisse) allein in einer Hütte verbracht, nachdem ihr Vater in seiner Verzweiflung seine Frau und sich selbst umgebracht hat. Fünf Jahre, das ist eine lange Zeit, gerade auch bei zwei Kindern, die noch so klein sind. Doch nun soll alles besser werden: Ihr Onkel Lucas (Nikolaj Coster-Waldau) und dessen Freundin Annabel (Jessica Chastain) wollen sich um die Geschwister kümmern. Und tatsächlich scheinen die beiden das Trauma langsam zu verarbeiten und sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Doch immer wieder kommt es zu eigenartigen Vorfällen. Ist das alles nur Einbildung? Und was hat es mit dieser Mama auf sich, von der die beiden immer wieder erzählen?

Mit einem einigen Kurzfilm so viel Aufmerksamkeit erzeugen, dass im Anschluss Guillermo del Toro (Shape of Water – Das Flüstern des Meeres, Pans Labyrinth) dir hilft, einen Langfilm daraus zu machen, in dem internationale Stars die Hauptrollen übernehmen, das muss man erst einmal schaffen. Andy Muschietti ist dieses Kunststück gelungen. Gerade einmal drei Minuten lang war der Kurzfilm Mamá, den der argentinische Regisseur und Co-Autor Jahre später zu einem ausgewachsenen Kinofilm ausbauen durfte, mit ein bisschen Hilfe von außen. Wirtschaftlich hat sich das Wagnis gelohnt: Die 15 Millionen Dollar teure spanisch-kanadische Coproduktion spielte weltweit mehr als das Zehnfache wieder ein. Zudem wurde dem Filmemacher die Regie von Es anvertraut, das einige Jahre später zum erfolgreichsten Horrorfilm aller Zeiten avancierte.

Ein Opfer seiner Zeit
Doch so wichtig das Langfilmdebüt des Argentiniers seinerzeit war, heute wird nur noch selten darüber gesprochen. Was durchaus seine Gründe hat: Lässt man einmal die wirtschaftliche Bedeutung außen vor, ist Mama so gar kein erwähnenswerter Film. Am interessantesten ist noch der Einstieg, wenn im Zuge der Finanzkrise der ebenfalls von Coster-Waldau verkörperte Vater in seiner Verzweiflung sich und seine ganze Familie auslöschen will. Das erinnert auf eine ziemlich drastische Weise an die Opfer, welche die weltweite Finanzkrise 2008 forderte. Im Anschluss interessiert sich Muschietti, der zusammen mit seiner Schwester Barbara sowie Neil Cross das Drehbuch schrieb, aber nicht mehr für den Aspekt.

Stattdessen rückt die titelgebende Mama in den Mittelpunkt, die sich all die Jahre liebevoll, wenn auch reichlich unorthodox um die verwilderten Kinder gekümmert hat. Dass es sie gibt, daran lässt Mama keinen Zweifel. Sie wird sogar gleich zu Beginn gezeigt, wenn auch nur schemenhaft. Das wiederum führt dazu, dass dem Film jegliche Form einer mysteriösen Aura abhandenkommt. Man weiß von Anfang an, was gespielt wird, wartet letztendlich nur darauf, dass das Unvermeidliche doch mal eintritt. Und das dauert. Muschietti lässt das Publikum lange warten, bis es mal zur Sache geht, und füllt diese Wartezeit mit dem üblichen Einmaleins des Horrorfilms. Ein bisschen tragische Hintergrundgeschichte gibt es auch.

Ein langes Nichts
Spannend ist das nicht. Eigentlich ist Mama sogar eher langweilig und als Horrorfilm nur wenig zu gebrauchen, sofern man auch nur einigermaßen Erfahrung in dem Bereich mitbringt. Die Figuren sind kaum gezeichnet, beschränken sich auf Klischees, sofern überhaupt  etwas wie eine Persönlichkeit hineingeschrieben wurde. Man merkt dem Film deutlich an, dass die Geschichte ursprünglich viel kürzer war und nun irgendwie auf die handelsübliche Länge gestreckt werden musste. Denn inhaltlich gibt das einfach nicht genug her. Am ehesten ist das noch der Wettstreit verschiedener Mutterfiguren – Annabel, die böse Großtante und die Titelfigur. Muschietti gelingt es jedoch nicht, daraus auch verschiedene Konzepte zu machen, die als Kontrast funktionieren könnten. Da braucht es dann doch ein bisschen mehr.

Teilweise sieht Mama dafür schick aus, für ein Spielfilmdebüt ist der Horrorfilm erstaunlich profiliert, so als hätte Muschietti jahrelange Erfahrung in dem Bereich gesammelt. Zum Ende hin übertreibt es der Argentinier jedoch, das ausufernde Finale verrennt sich dermaßen in künstliche CGI-Spielereien, dass einem aus den falschen Gründen angst und bange wird. Von tatsächlichem Grusel ist da endgültig nichts mehr zu spüren, auch die Emotionalität lässt aufgrund der Holzhammermethode zu wünschen übrig. Aufgrund der Darstellerleistungen, sowohl der Profis wie auch des Nachwuchses, funktioniert der Film insgesamt zwar schon. Mehr als brauchbar ist das hier jedoch kaum.



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„Mama“ beginnt mit einer interessanten tragischen Vorgeschichte, bevor daraus ein inhaltlich nur wenig spannendes Horroreinmaleins wird. Das sieht teilweise schick aus und ist auch prima besetzt. Dem Film fällt jedoch nicht wirklich viel ein, vertreibt sich nur die Zeit, während wir auf das Unvermeidliche warten müssen und die Hoffnung auf mehr Persönlichkeit nach und nach verlorengeht.
5
von 10