Point Blank Netflix
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Point Blank

Point Blank Netflix
„Point Blank“ // Deutschland-Start: 12. Juli 2019 (Netflix)

Das Leben von Paul (Anthony Mackie) ist gerade ziemlich aufregend, schließlich erwarten der Krankenpfleger und seine Frau Taryn (Teyonah Parris) ihr erstes Kind. Auf eine andere Aufregung hätte er hingegen gut verzichten können: Ein Unbekannter hat Taryn entführt und zwingt Paul nun, einen Mann namens Abe (Frank Grillo) aus dem Krankenhaus zu lotsen, wo dieser nach einem Unfall eingeliefert wurde. Tatsächlich gelingt ihm dieses Kunststück, der eigentliche Ärger beginnt nun aber erst. Denn im Anschluss ist ihm die Polizei auf den Fersen und würde alles dafür tun, um Abe wieder zurückzubekommen.

Nachdem die Filmsparte auf Netflix zuletzt etwas ruhte, schießt der Streamingdienst dieses Wochenende wieder aus allen Rohren und hat dabei vor allem das Genre-Publikum im Blick. Neben dem ersten deutschen Netflix-Film Kidnapping Stella und dem taiwanesischen Sci-Fi-Krimi-Drama Cities of Last Things gibt es auch aus den USA handfesten Nachschub. Wobei das nur zum Teil stimmt, denn die Vorlage für den Actionfilm Point Blank stammt aus Frankreich, der Film ist ein Remake des gleichnamigen französischen Streifens aus dem Jahr 2010.

Zwischen gestern und heute
Wer das Original kennt, der weiß daher bereits, was ihn erwartet. Aber selbst Neulinge sollten besser keine ganz großen Überraschungen erwarten. Point Blank ist ein bewusst altmodischer Film, der viele bewährte Elemente aufgreift – inklusive eines 80er Jahre Soundtracks, der uns an die gute alte Zeit erinnern soll, als Männer noch einfach mal draufhauen durften. Lediglich der Beruf von Paul sticht da etwas hervor, Krankenpfleger galt zumindest früher nicht unbedingt als sehr männlicher Beruf. Richtige Männer waren Ärzte, Frauen sollten sich um die Versorgung kümmern. Auch bei der Polizei hat eine Frau das Sagen und darf zeigen, dass sich die Zeiten geändert haben. Ein bisschen zumindest, Taryn wiederum ist nicht mehr als die typische Damsel in Distress.

Allzu große progressive Ambitionen hat Point Blank daher nicht, zumindest nicht durchgängig, will das auch gar nicht. Der Film will die Welt nicht zu einem besseren Ort machen oder in die Geschichte eingehen, sondern stattdessen mit viel Action den Alltag vergessen lassen. Das ist durchaus legitim, funktioniert am Anfang auch relativ gut. Da gibt es Verfolgungsjagden, Handgemenge, ständig ist irgendetwas los, Regisseur Joe Lynch (Mayhem) weiß, wie er das dürstende Publikum bei Laune hält. Zumal der unglückselige Paul da ja noch drin steckt, als eine Art Identifikationsfigur für die Zuschauer, damit sie in dem bleigeladenen Chaos noch etwas haben, woran sie sich festhalten können.

Eine Pause ohne Ende
Während die erste Hälfte so durchaus launig, wenn auch ohne großen Anspruch ist, geht Point Blank mit der Zeit ziemlich die Luft aus. Der Film geht vom Tempo, will sich lieber um die Figuren kümmern. Das ist grundsätzlich begrüßenswert, hier jedoch kaum gelungen. Denn wenn man schon vom Gas geht, um sich mehr mit den Menschen zu befassen, sollten die schon irgendwie interessant sein. Das sind sie hier aber nicht, keiner von ihnen ist es. Das eingeforderte Mitfiebern geht deshalb nicht auf, statt Mitgefühl provoziert das hier in erster Linie Ungeduld, was bei einem Film von gerade mal 86 Minuten nicht wirklich zu empfehlen ist. Hinzu kommt, dass die Interaktion der zwei recht langweilig ist, sie zwar zu einem Team werden, sich dabei aber nichts zu sagen haben.

Für einen durchschnittlichen B-Movie reicht das. Mehr als das ist Point Blank auch nicht, selbst wenn Anthony Mackie (Avengers: Infinity War, The Hate U Give) eigentlich in einer anderen Liga spielen sollte. Hier bekommt er jedoch gar nicht die Gelegenheit, sein Talent zu demonstrieren, dafür geben Figur und Geschichte nicht genügend her, trotz ein paar (vorhersehbarer) Wendungen. Wer das alles gar nicht braucht, sondern letztendlich einfach nur reichlich Actionszenen sehen will, der fährt hiermit nicht schlecht. Aber eben auch nicht wirklich gut: Der wenig bemerkenswerte Netflix-Film bleibt kaum im Gedächtnis, nicht zuletzt aufgrund des schwachen Endes, das es nicht mit dem adrenalingeladenen Einstieg aufnehmen kann.



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„Point Blank“ beginnt als adrenalingeladener Actionfilm, der zwar inhaltlich nicht wirklich viel bietet, es dafür aber kräftig krachen lässt. Mit der Zeit geht dem Remake des gleichnamigen französischen Films aber die Luft aus, die schwache Charakterisierung und das laue Ende verhindern, dass das hier mehr als ein beliebiger B-Movie ist.
5
von 10