Sandra (Cécile de France) hat schon einmal bessere Tage gesehen. Schlimm genug, dass sie in ihre alte Heimat zurückkehren muss, mit der sie nichts mehr zu tun haben wollte, und dort in einer Fischkonservenfabrik am Band steht. Aber dann kommt auch noch ihr Boss auf die Idee, sie vergewaltigen zu wollen, einfach so. Am Ende ist er nach einem schmerzhaften Zwischenfall tot, Sandra und ihre beiden Kolleginnen Nadine (Yolande Moreau) und Audrey (Audrey Lamy) dafür im Besitz einer Tasche voller Geld. Dass dieses nicht ganz sauber sein kann, ist ihnen natürlich bewusst. Und tatsächlich geraten sie bald darauf ins Visier von fiesen Gangstern und der Polizei.
Eigentlich bringt Rebellinnen – Leg’ dich nicht mit ihnen an! ja alles mit, um eines dieser typisch französischen Sozialdramen à la Streik oder Zwei Tage, eine Nacht zu sein. „Willkommen in der Armut“ wird Sandra von ihrer Mutter begrüßt, als sie ihre Stelle in der Fabrik antritt. Und tatsächlich, sie alle haben dort mit Geldproblemen zu kämpfen, können die Miete nicht bezahlen, müssen mit allen Karren umherfahren, die jede Minute den Geist aufgeben können. Eine Gruppe von Abgehängten stehen hier im Mittelpunkt, für die es keinen Platz in dieser Welt gibt. Wenn dann auch noch sexuelle Nötigung am Arbeitsplatz hinzukommt, seit #metoo ein berechtigter Dauerbrenner, dann stehen die Zeichen erst recht auf ernstes Stirnrunzeln.
Drei Verliererinnen gegen das Böse
Durchaus möglich, dass manch einer im Publikum hier auch an der einen oder anderen Stelle die Stirn runzeln wird. Jedoch nicht so wie erwartet. Anstatt ein schweres und nüchternes Drama aus dem Stoff zu machen, bastelte Regisseur und Co-Autor Allan Mauduit lieber eine Krimikomödie daraus. Die Vorbilder für Rebellinnen sind dann auch weniger oben genannte Titel. Vielmehr standen eher englischsprachige Filmemacher im Stil von Guy Ritchie oder Quentin Tarantino Pate: Gangster, die sich abwechselnd böse Worte oder auch Kugeln in den Kopf schießen, dazwischen ein paar (fast) unbescholtene Bürgerinnen, die zum falschen Zeit am falschen Ort warten.
Aber vielleicht war es ja auch der richtige Ort und der richtige Zeit. Wenn einem eine ganze Tasche voller Geld vor die Füße plumpst, dann sagt man erst einmal nicht nein. Der Witz von Rebellinnen liegt dann – wie so oft bei dieser Art Film – darin, wie Leute von der Straße zu plötzlichem und wenig legalem Reichtum kommen und damit erst einmal kräftig überfordert sind. Das wird sich im Laufe der knapp anderthalb Stunden pflichtgemäß ändern, nicht ohne Grund sind man auf dem Poster die drei Grazien in schwerer Waffenmontur. Wenn es um Geld und das eigene Leben geht, dann greift man schon einmal zu abgesägten Schrotflinten. Ist ja für einen guten Zweck.
Und warum sollte mich das interessieren?
Rebellinnen ist dann auch sichtlich daran gelegen, das Trio zu Sympathieträgern zu machen, denen man aus Prinzip schon die Daumen drücken soll. Schließlich haben sie alle mehr oder weniger Pech im Leben gehabt und treten gegen fiese Gangster an: Da sind die Seiten schnell gewählt. Theoretisch. Praktisch tut Mauduit jedoch relativ wenig dafür, dass einem die drei Frauen irgendwie wichtig sein sollten. Am besten gelingt es noch Yolande Moreau (Das brandneue Testament), das Publikum für sich einzunehmen, da ihre Figur zumindest noch versucht, das richtige zu tun. Die beiden anderen sind eher anstrengend, die eine auf eine passiv-aggressive Weise, die andere auf eine überdrehte. Sie sind nicht einmal interessant als Figuren: Das im Film behauptete Bonding zwischen den drei wird nicht wirklich spürbar.
Wie ein solches Thema besser funktionieren kann, das zeigen Der unverhoffte Charme des Geldes oder auch Good Girls, in denen ebenfalls kriminelles Geld plötzlich in das Leben der Protagonisten und Protagonistinnen tritt. Denn dort wurde das Grundszenario um witzige Ideen oder ausdrucksstarke Charaktere erweitert, etwas, womit Rebellinnen nicht gerade punkten kann. Der Film wird nur selten so unterhaltsam, wie er es verspricht. Auch der Versuch, ein bisschen emotionale Tiefe hineinzubringen, bleibt ohne nennenswerten Erfolg. Übrig bleibt von diesem ungleichen Kampf in erster Linie viel Mittelmaß und zuweilen kruder Humor, der aber auch den einen oder anderen Höhepunkt hat – beispielsweise bei den unerwarteten Shootouts gegen Ende.
OT: „Rebelles“
Land: Frankreich
Jahr: 2019
Regie: Allan Mauduit
Drehbuch: Allan Mauduit, Jérémie Guez
Musik: Ludovic Bource
Kamera: Vincent Mathias
Besetzung: Cécile de France, Yolande Moreau, Audrey Lamy, Simon Abkarian, Samuel Jouy
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