Der Mittdreißiger Malky (Orlando Bloom) ist Abrissarbeiter und kommt für einen neuen Auftrag in seine Heimatstadt zurück. Hier wird die alte Kirche abgerissen und dass er diesen Job annimmt wird für ihn noch ungeahnte Folgen haben. Denn auf einmal sieht er sich mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Mit der bitteren Wahrheit, von dem Priester (James Smillie) als Zwölfjähriger missbraucht worden zu sein. Seit dem Vorfall, von dem niemand etwas weiß, hat Malky Schwierigkeiten, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten. Und auch mit seiner Freundin Emma (Janet Montgomery) gestaltet sich die Beziehung oftmals schwierig. Er ist nicht in der Lage, wirklich Vertrauen aufzubauen oder tatsächlich Gefühle zu zeigen. Besonders problematisch wird es, als er Priester Jimmy nach den vielen Jahren wieder persönlich gegenübersteht, und sich fragt, ob er sich rächen oder vergeben soll.
Dass Orlando Bloom nach all den Jahren immer noch mit Der Herr der Ringe und Fluch der Karibik beworben wird, macht die Entscheidung, sich einen Film mit ihm anzusehen nicht immer leicht. Zumeist handelt es sich um recht mittelmäßige Werke, die auch nicht so überzeugen, dass der Zuschauer Bloom dafür in Erinnerung behalten müsste. Und so hält man sich zunächst auch erst einmal mit großen Erwartungen an Romans zurück. Der Film kommt mit deutlicher Verzögerung auf den deutschen Filmmarkt. Produziert um 2015, feierte er im Jahre 2017 auf dem Edinburgh Film Festival Weltpremiere. Regie führten dabei die Brüder Ludwig und Paul Shammasian, die für den Film eine wahre Begebenheit als Vorlage nahmen und bereits 2008 einen gleichnamigen Kurzfilm um eben diese Hauptfigur inszenierten.
Der Titel beider Produktionen bezieht sich auf einen Bibelvers und so verwundert es nicht, dass auch der Film dementsprechend bedeutungsschwanger daherkommt. Ein wenig Symbolik hier und dort – wenn Malky das Kreuz der Kirche abschraubt und es allein herausträgt – ist relativ einfach zu deuten. Der Bibelvers an sich jedoch nicht unbedingt. Der Gedanke erschließt sich nicht und lässt den Zuschauer vielmehr verwundert zurück. Da darf sich Malky zwischen Rache und Vergebung entscheiden, wobei beides als Option für die filmische Charakterdarstellung und den Handlungsverlauf nicht gerade günstig ist. Als Rachefeldzug gegen die Dämonen der Vergangenheit fehlt dem Film eine deutlichere mehrschichtige Gefühlswelt. Sicherlich kann Orlando Bloom in einigen Szenen überzeugen, allerdings meist nur wenn der Zuschauer ihn in Nahaufnahmen zu sehen bekommt, in denen er sein Können allein ausspielen kann. Die äußerst merkwürdige Selbstbestrafung zu Beginn des Film gehört jedoch nicht dazu. Ganz allgemein wissen seine Schauspielkollegen einfach mehr zu überzeugen.
Doch auch der Priester, der „Gegenspieler“ aufgebaut wird, überzeugt nicht wirklich. Dafür, dass er eine ebenso gewichtige Rolle in der Geschichte innehält, ist von ihm relativ wenig zusehen. Tatsächlich erfährt man über den Mann, der sich scheinbar mittlerweile sehr rührend um seine Enkeltochter kümmert, so gut wie nichts. Weder nimmt er großen Einfluss auf die Geschehnisse, noch erfährt der Zuschauer mehr über dessen Beweggründe. Wie kam es zu dem Vorfall? Ist ihm die Schuld bewusst? Wie sah sein Leben aus mit dem Wissen, eine Seele für immer beschädigt zu haben? Existiert so etwas wie Reue?
Das sind alles Fragen, die bis zuletzt offen bleiben und nur ansatzweise gelöst in einem sehr enttäuschendem und vor allem unnötigem Ende münden. Vielleicht wurde hier der Bibelvers ein wenig zu wörtlich für die Darstellung genommen. Auch wenn Romans ein wichtiges und nach wie vor aktuelles Thema aufgreift, schafft es das Drehbuch nicht, die schwere psychische Belastung, die damit verknüpften Empfindungen und die Auswirkung auf das soziale Zusammenleben für den Zuschauer erfahrbar zu machen. Und so bleibt wieder nur ein Film übrig, der sich im Mittelfeld bewegt und Orlando kaum dazu verhilft, sich endlich von seinen Rollen als Legolas und Will Turner lösen zu können.
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