Schon seit Jahren arbeitet David Garver (Clint Eastwood) bei einem Radiosender in einer kleinen Stadt in Kalifornien als Radio-DJ. Jeden Abend, kurz nachdem er seine Anmoderation gemacht hat, kommt auf die Minute genau ein Anruf einer Frau, die sich immer den Jazzsong „Misty“ wünscht. Eines Abends, als David in seiner Stammkneipe einkehrt, lernt er Evelyn (Jessica Walter) kennen, die sich recht schnell als die geheimnisvolle Anruferin zu erkennen gibt. Was für David nur einer von vielen One-Night-Stands gewesen ist, ist für Evelyn aber weitaus mehr. Als sie bemerkt, dass dieser ihre Avancen und Anrufe nicht erwidert, beschattet sie ihn, taucht Tag und Nacht bei ihm auf und gewinnt immer mehr an Einfluss auf sein Privatleben. Schließlich muss David einsehen, dass Evelyn Fixierung auf ihn krankhafte Formen annimmt, die ihn selbst und seinen Freundeskreis bedrohen.
Dekonstruktion eines Mannes
Am Anfang der 1970er einen Film mit Clint Eastwood in der Hauptrolle zu besetzen, muss ein sehr sicheres Geschäft für jeden Produzenten und Regisseur gewesen sein. Während sich der Schauspieler nach Sergio Leones Dollar-Trilogie einen Ruf als Western-Darsteller erarbeitet hatte, stand mit Don Siegels Dirty Harry noch ein anderer Film in den Startlöchern, der das Image Eastwoods auf Jahre hinaus prägen sollte. Doch trotz dieses Ruhms wollte keiner so richtig an die Fähigkeiten Eastwoods als Regisseur glauben, als dieser mit dem Skript zu Sadistico bei Produzenten vorstellig wurde. Vor allem Don Siegel, der im Film eine kleine Rolle als Barkeeper hat, ist es zu verdanken, dass Eastwood nicht aufgab und letztlich sein Debüt als Regisseur gab.
Es gibt noch einen dritten Film, nämlich Don Siegels Betrogen, der in Verbindung mit Eastwoods Regie-Erstling und den Themen seines Werkes interessant ist. Auch wenn es augenscheinlich viele Unterschiede zwischen Eastwoods Rolle als Bürgerkriegssoldat und dem Radio-DJ aus Sadistico gibt, vereint sie jedoch die Darstellung von Männlichkeit, die mit ihnen einhergeht. Wo der eine die verzweifelte Lage seiner Helferinnen ausnutzt, ist Graver ein Typ, der nach eigener Aussage gar nicht anders kann, als gutaussehenden Frauen nachzuschauen und schließlich mit ihnen ins Bett zu gehen. In einer der etwas schwülstigen Szenen zwischen ihm und seiner großen Liebe Tobie (Donna Mills), einer jener Frauen, die er durch sein Treiben in fremden Betten tief verletzte, gesteht er diese Schwäche, versucht gar etwas spielerisch ihr die Schuld an allem zu geben („Warum musst du auch so gutaussehende Mitbewohnerinnen haben?“).
In der Inszenierung Eastwoods sowie dem Drehbuch von Jo Heims und Dean Riesner sind Szenen wie die beschriebene Auswüchse einer geradezu toxischen Männlichkeit, für die Frauen nicht viel mehr sind als Freiwild. Ironischerweise wird ihm gerade diese Eigenschaft zum Verhängnis, vor allem, wenn er sich und das volle Maß der Erbärmlichkeit jener Macho-Mentalität selbst entlarvt in seiner hilflosen Reaktion auf die immer aggressiver werdenden Ausbrüche Evelyns.
Spiel es noch einmal
Eastwoods Gegenüber wird gespielt von Jessica Walter, die in ihrer Rolle als geistiges Vorbild von Kathy Bates‘ Annie Wilkes aus Misery herhalten könnte. Trotz ihrer psychischen Probleme umgibt sie eine tiefe Einsamkeit, eine Sensibilität und Verletzbarkeit, mit der Davids Chauvinismus konsequent kollidieren muss. Was für den einen nur ein Lied unter vielen ist, eine Requisite, ist für die eine Hymne zu einer immer stärker werdenden Obsession.
Optisch und dramaturgisch fällt bei ihrer Darstellung sowie der Struktur von Räumen eine nicht zu vernachlässigende Parallele zum europäischen giallo-Kino auf. Die subjektive Kamera Bruce Surtees betont die stetig anwachsende Bedrohung, die sich zu jeder Zeit entladen kann in Gewaltexzessen, aus denen das Maß der Wut und Enttäuschung hervorgeht, die Evelyn empfindet. Daran ist allerdings – wie der deutsche Titel vermuten ließe – nichts Sadistisches, sondern in diesen Taten spricht das Herz einer unheilbaren Romantikerin, für die ihre Liebe alles bedeutet.
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