Smile
© ZDF/Mario Krause

Smile

Smile
„Smile“ // Deutschland-Start: 15. Juli 2019 (TV)

Sie hat keinen Job, keinen Geld, dafür aber einen großen Wunsch: Die 19-jährige Mercedes (Mercedes Müller) will unbedingt auf das Techno-Festival HEIMAT. Das will sie auch der Musik wegen, klar, ein bisschen Party machen. Vor allem aber würde sie gern den DJ Boy (Mehmet Sözer) treffen, mit dem sie schon seit Längerem chattet und der dort auflegt. Doch das ist alles gar nicht so leicht, wenn einem die finanziellen Mittel fehlen. Stattdessen begegnet sie erst einmal der ausgeflippten Bella (Hanna Hilsdorf), die ihr versprochen hat, sie auf jeden Fall zum exklusiven Auftritt mitzunehmen. Bis es so weit ist, driften die beiden jedoch über das Festivalgelände, treffen die eigenartigsten Menschen und lassen sich von der ausgelassenen Stimmung mitreißen.

Musikfestivals haben bekanntlich eine ganz eigene Atmosphäre, sind eine in sich geschlossene Welt, in der Gleichgesinnte aufeinandertreffen, sich austauschen, Altes und Neues gleichermaßen kennenlernen können. Um Musik geht es natürlich auch, vor allem wenn eine der Lieblingsbands auftritt. Wichtiger noch ist das Festival aber als gemeinsam erlebtes Ereignis, als Event. Das ist bei Smile ganz ähnlich, gleichzeitig jedoch irgendwie völlig anders. Ein Film, der versucht, in eben diesen Mikrokosmos einzutauchen und dabei doch auch außen vor bleibt.

Ein Musik-Festival ohne Musik
So spielt die Musik beispielsweise keine Rolle. Zwar sind sie alle deswegen hergekommen, zahlen Unmengen an Geld, um bei Auftritten dabei zu sein. Die Auftritte selbst sind in Smile jedoch so gut wie gar nicht zu sehen. Und auch das Bonding, das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, tritt hier nicht auf. Das soll es aber auch gar nicht: Regisseur und Co-Autor Steffen Köhn hat bei seinem Abschlussfilm eine Figur entworfen, die ziellos umherdriftet und keinen Anschluss findet – sieht man einmal von Bella ab. Zwei gegen den Rest der Welt sozusagen. Nur dass auch die Welt nie wirklich deutlich wird.

Ein bisschen futuristisch wirkt sie, so als wäre Smile ein paar Jahre in der Zukunft angesiedelt. Die mit Technik vollgestopften Armbänder, die gleichzeitig Zahlungsmittel sind – von Statussymbol ganz zu schweigen. Die Displays, auf denen alles schick modern angezeigt wird. Das hat dann nicht mehr sehr viel mit Festivalatmosphäre zu tun, passt dafür aber ganz gut zu den elektronischen Klängen, die irgendwo im Hintergrund vor sich hin brummen und poltern. Eine kleine Science-Fiction-Enklave mitten im Alltag. Wobei wir diesen Alltag nur wenig kennenlernen. Dass Mercedes nichts auf die Reihe bekommt, das dürfen wir zum Einstieg erfahren, wird auch von der Mutter noch einmal wiederholt.

Allein auf weiter Flur
Das war es mehr oder weniger aber schon in Hinblick auf Charakterisierung: Beim Eintritt des Festivals werden Vorgeschichten oder Persönlichkeiten weitestgehend an der Garderobe abgegeben oder auf ein Minimum reduziert. Die Aussagekraft von Smile ist dadurch auch eher überschaubar, es wird nie so ganz klar, was Köhn mit dem Film überhaupt ausdrücken wollte. Für einen Film, der sich mit möglichen Themen wie Gruppenzwang, Konsum oder Hierarchien auseinandersetzt, ist das hier zu dünn. Es fehlt aber auch das Rauschhafte, sollte die Atmosphäre im Mittelpunkt gestanden haben – da war der Schlafentzugsfilm Wach letztes Jahr doch mitreißender.

Und doch: Smile, das auf dem achtung berlin Festival 2019 Weltpremiere hatte, ist nicht ohne Reiz. Von Anfang an herrscht hier eine ganz seltsame Stimmung, so als hätte der Drogenrausch schon begonnen, noch bevor die erste Pille geschluckt wurde. Und je länger der Film andauert, umso unwirklicher wird das Ganze auch. Die Leute laufen in extravaganten Klamotten herum, sind Teil eines bizarren Wettbewerbs. Wenn zum Schluss der Film dann auch verrät, was es mit dem Titel auf sich hat – ein bisschen zumindest – meint man endgültig, in einem Paralleluniversum gelandet zu sein. Davon hätte es gern noch mehr geben dürfen, die Erfahrung hätte mehr Intensität gebraucht. Aber auch wenn der Trip sich zwischenzeitlich etwas zieht, für diese paar Momente hat er sich dann doch irgendwie gelohnt.



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In „Smile“ will eine 19-Jährige auf ein Techno-Festival, um dort einen DJ zu treffen. Mit Musik hat der Film erstaunlich wenig zu tun, auch Festivalatmosphäre tritt kaum auf. Stattdessen wird ihr Besuch zu einem Trip in eine fremde Welt, in der es zwar Lächeln gibt, aber keine Gefühle, in der alles irgendwie seltsam ist, auch wenn der große Rausch am Ende ausbleibt.
6
von 10