Endlich hatte der britische Geheimdienst den berüchtigten Terroristen Adam Qasim (Elyes Gabel) geschnappt. Doch die Freude währte nur kurz: Während eines Gefangenentransports werden sie überfallen, mitten in London. Qasim kann in dem Tumult entkommen, der MI5 ist über beide Ohren blamiert. Vor allem Harry Pearce (Peter Firth), Leiter der Anti-Terror-Einheit, steht im Anschluss unter so großem Druck, dass er sich das Leben nimmt. So dachte man. Um der Sache auf den Grund zu gehen, wird der ehemalige Agent Will Holloway (Kit Harington) hinzugezogen, den eine lange und schwierige Geschichte mit Pearce verbindet.
Wenn eine Serie populär genug ist, dann kann es schon mal einen filmischen Ableger geben. Dieses Jahr sah beispielsweise Club der roten Bänder – Wie alles begann, das die Vorgeschichte der beliebten Krankenhausserie erzählt. Für den Herbst ist bereits Downtown Abbey angekündigt, eine Fortsetzung des nach sechs Staffeln abgesetzten gleichnamigen Historiendramas. Auf sogar zehn Staffeln brachte es seinerzeit Spooks, welches unter dem Titel Spooks – Im Visier des MI5 hierzulande vermarktet wurde. Wobei die Bekanntheit sicher eine ganze Ecke geringer ist als daheim in Großbritannien, was auch an den sicher nicht idealen Sendebedingungen lag.
Neue Geschichte auch für Einsteiger
Vielleicht traute man dem vier Jahre später nachgeschobenen Film Spooks – Verräter in den eigenen Reihen deshalb nicht so wahnsinnig viel zu. Zumindest nicht genug, um dafür einen Kinostart auf die Beine zu stellen – und das obwohl mit Kit Harington ein dank Game of Thrones bekanntes Gesicht neu dazustieß. Möglicherweise befürchtete man aber auch, dass die vielen Staffeln doch eher abschreckend wirken könnte auf ein Publikum, das mit der Serie nicht vertraut ist. Schließlich weiß man im Vorfeld nie, wie viel Vorwissen bei einer solchen Serienauskopplung vonnöten ist.
Bei Spooks – Verräter in den eigenen Reihen waren diese Befürchtungen dann aber doch unbegründet. Zwar gibt es ein Wiedersehen mit einigen Figuren bzw. deren Schauspieler, allen voran mit Hauptdarsteller Peter Firth, der bei allen 86 Folgen mitgewirkt hat. Wirkliche Verständnisschwierigkeiten wird man hier dennoch keine haben. Querverweise und Anspielungen sind die Ausnahme, der Film erzählt eine vollständig in sich abgeschlossene Geschichte. Diese ist auch nur zum Teil mit der Vorlage zu vergleichen. Während beispielsweise das mitunter undurchsichtige Figurengeflecht schon im TV Tradition hatte, ist dieses Mal der Action-Teil höher – vielleicht um damit den US-Markt zu erobern.
Viel los, wenig dahinter
Die Actionszenen sind dann auch ganz brauchbar. Zudem erfreut das hohe Tempo die Herzen eines Publikums, das mehr Adrenalin statt Mystery fordert. Ständig geht es in dem von Bharat Nalluri (Charles Dickens – Der Mann der Weihnachten erfand) inszenierten Film von einem Ort zum nächsten, auch in Berlin wird Halt gemacht, es gibt Verfolgungsjagden, neue Figuren werden nach und nach eingeführt, um die Spannung hochzuhalten. Das geht jedoch zwangsweise zu Lasten des Tiefgangs. Zwar wird bei Will immer wieder an einer Vorgeschichte gebastelt. Dennoch wirkt er immer wie ein Fremdkörper in seiner eigenen Geschichte, woran Harington sicher seinen Anteil hat. Beim Rest wird nicht einmal wirklich versucht, Hintergründe zu erstellen.
Wobei, ein bisschen Nachdenklichkeit ist doch noch in Spooks – Verräter in den eigenen Reihen zu finden. Ob es das Verhältnis zwischen den Geheimdiensten ist oder die Verhältnismäßigkeit und Rechtfertigung von Einsätzen, der Film will dann doch mehr sein als das übliche 08/15-Geballere mit reinen Strahlemännern. Das starke Ende beispielsweise hebt sich wohltuend von vergleichbaren Werken ab, ist sogar regelrecht abgründig. Davon hätte es gern noch sehr viel mehr geben dürfen, insgesamt wollte man mit dem Film sicherlich keine Innovationspreise gewinnen. Gerade im actionreichen Mittelteil vergisst man zuweilen, um was und wen es überhaupt noch gehen soll – wohl, weil es den Drehbuchautoren selbst egal war.
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