The Price of Everything
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The Price of Everything

„The Price of Everything“ // Deutschland-Start: 12. April 2019 (DVD)

Es gibt eine Sequenz in Ziemlich beste Freunde, in welcher der von Omar Sy gespielte Driss sich einen Spaß aus der Kunstversessenheit Philippes (François Cluzet) macht und beschließt, selbst ein Meisterwerk zu machen. Frei nach dem Motto „Wenn das Kunst sein soll, dann kann ich das auch“ macht sich Driss unter der Anleitung Philippes an die Arbeit, mit wenigen Pinselstrichen ein Gemälde anzufertigen, welches in etwa dem Klischee vieler Menschen von moderner Kunst entspricht. Das Endprodukt wird von Philippe, der es gegenüber seinen Freunden und anderen Kunstexperten als das Werk eines unterschätzten Künstlers anpreist, letztlich für viel Geld verkauft, was zu einer rauschenden Feier der beiden Charaktere führt sowie zu der Bestätigung des Vorurteils gegenüber moderner Kunst, deren Wert letztlich arbiträr ist und deren Minimalismus dazu anregt, sich kopfschüttelnd zu fragen, warum man hier überhaupt von Kunst sprechen kann.

Einen ähnliche, aber gleichwohl ernsthafteren Hintergrund kann man Nathaniel Kahns Dokumentation The Price of Everything unterstellen, die eben solchen Vorurteilen nachgeht und nachfragt, wie es sein kann, dass Kunst mittlerweile für viele zu einer lohnenden Kapitalanlage geworden ist. Darüber hinaus geht es darum, was dieses Millionengeschäft mit der Profession des bildenden Künstlers macht und wo sich Museen in dieser Welt einreihen. In diesem Kosmos zwischen Kunst und Kommerz interviewt Kahns Teams Kunstsammler, Auktionatoren und Kunsthistoriker sowie natürlich Künstler selbst, um Antworten auf seine Fragen zu finden.

Was ist Kunst wert?
„Der Kunstmarkt war immer schon ein unberechenbares Biest.“ Aus dem Statement Kahns, welches der hiesigen DVD-Veröffentlichung des Films beiliegt, lässt sich bereits der Grundton seiner Dokumentation entnehmen. Auf der einen Seite überwiegt die Verwunderung über die scheinbar arbiträren Kriterien, von denen der Preis eines Werkes abhängig ist. Während sich dies bei den Arbeiten eines Rembrandt oder Van Gogh noch erschließt, konzentriert sich Kahns, insbesondere auf moderne Kunst, Malerei, Bildhauerei und andere Spielarten. Die Rolle des Sammlers ist in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen, urteilen diese doch indirekt durch ihre Gebote bei Auktionen über den Wert von Kunst sowie den Status eines Kreativen innerhalb der Branche.

In seinen Interviews entwirft Kahn eine interessante, umsichtige Studie von Künstlern, die sich mit diesen Kräften des Marktes abgefunden haben, sowie solchen, die den reinen Kommerz ablehnen und ihre Werke lieber in Museen sehen möchten, und damit allen Blicken zugänglich. Der Grundton des Films verbleibt hier größtenteils ambivalent, auch wenn sich innerhalb der Kommunikation von Betrachter und Künstler innerhalb dieses Marktes vieles verändert. Viele Künstler, wie beispielsweise Jerry Koons, äußern sich hierzu kritisch, vor allem, wenn ein Künstler sich darüber definiert allen zugänglich zu sein und sein Werk für alle sei.



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"The Price of Everything" ist eine interessante, gut recherchierte Dokumentation über die Verbindung von Kunst und Kommerz und was Kunst noch mit uns „Normalsterblichen“ zu tun hat. Teils kritisch, teils optimistisch im Ton hinterlässt sie einen bleibenden Eindruck beim Betrachter und etwas Dankbarkeit dafür, dass es immerhin noch Kunst gibt, die man in Museen ansehen kann.