Einfach weg, ein bisschen Ruhe finden, zu sich selber finden: Mit diesem Ziel kaufen die Eheleute Ray (Nicolas Cage) und Maggie (Robin Tunney) nach dem tragischen Tod ihrer Tochter ein abgelegenes Motel in der Wüste. Doch von Anfang stimmt etwas nicht mit ihrem Neuerwerb. Da wäre dieses Guckloch, durch das Ray diverse weibliche Gäste beobachten kann. Vor allem aber der Tod einer jungen Frau setzt ihm ziemlich zu. Als die beiden dann auch noch ein totes Schwein in ihrem Pool entdecken, das irgendjemand dort platziert haben muss, liegen die Nerven blank.
Ein neuer Genrefilm mit Nicolas Cage, da zuckt man im Vorfeld schon ein wenig zusammen. Sieht man einmal von dem Überraschungshit Mandy ab, ein blutroter Lichtblick in der späten „Karriere“ des Schauspielers, ist die Ausbeute mager. So mager, dass man sich insgeheim fragt, was beeindruckender ist: Die große Zahl der Filme, die der Oscar-Preisträger (Leaving Las Vegas) jedes Jahr runterdreht, um seine hohen Schulden abzubauen, oder die geringe Qualität dieser Machwerke. Eine Kombination, die den US-Amerikaner zu einem recht traurigen Witz macht.
Schönes Setting
Etwas mehr Hoffnung macht da schon der Regisseur. Tim Hunter hat immerhin in den 80ern das atmosphärische Das Messer am Ufer gedreht, inszenierte später Folgen von Twin Peaks oder auch Riverdale. Das ist ein etwas ruhmreicheres Erbe, von dem man doch zehren könnte. Zumindest anfangs scheint The Watcher dann auch tatsächlich eine der wenigen Ausnahmen zu sein in dem ruhmlosen Massenaufgebot von Cage. Die Bilder des verdorrten Nirgendwo in Kombination mit den Neonfarben des wenig vertrauenserweckenden Motels, als Setting ist das schon ganz hübsch. Das düstere Versprechen menschlicher Abgründe.
Die Probleme von The Watcher liegen dann auch in erster Linie beim Inhalt. Denn irgendwie hat es das Drehbuchduo Jerry Rapp und Matthew Wilder verpasst, diesen Standort mit Leben zu füllen. Wenn Cage streckenweise wie ein Zombie durch die Gegend läuft, ist das noch nachvollziehbar. Schließlich spielt der sonst eigentlich zum Overacting neigende Schauspieler einen Mann, der nach dem Tod der Tochter emotional ausgelaugt ist. Da darf man dann auch schon mal stumm und teilnahmslos in der Gegend herumstehen.
Das Rätsel der fehlenden Spannung
Nur soll The Watcher eben nicht ein Drama über ein von Schmerz zerstörtes Ehepaar sein, das sich selbst neu suchen muss. Der Film soll ein Thriller sein, im Idealfall mit richtig viel Spannung. Das will jedoch hinten und vorne nicht funktionieren. Die voyeuristischen Elemente sind zu aufgesetzt, man hat nie das Gefühl, tatsächlich bei etwas Verbotenem dabei zu sein. Auch das Element der Bedrohung kommt viel zu spät hinein. Neugierig ist man natürlich schon, was es mit diesem bizarren tierischen Fund zu tun hat. Die Hintergründe werden jedoch praktisch direkt im Anschluss verraten. Und auch die Suche nach dem Täter sollte niemanden vor ernsthafte Schwierigkeiten stellen, dafür gibt es zu wenige Alternativen.
Es ist noch nicht einmal so, dass The Watcher die trashigen Qualitäten hätte, die andere Cage-Filme zuweilen zu einem Guilty Pleasure machen. Ohne die schauspielerischen Entgleisungen des Darstellers bleibt dann doch eher dezente Langeweile. Oder nicht-dezente Langeweile. Ansehen kann man sich das Ganze irgendwie schon, größere Schäden sind keine zu befürchten. Aber eben auch keine Freude. Vielmehr wird man im Anschluss nicht mehr wissen, was man sich hier angeschaut hat und warum man das überhaupt getan hat. Immerhin: Dieses Rätsel ist deutlich spannender als die, die der Film bereithält. Eine Daseinsberechtigung sieht dennoch anders aus.
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