Vox Lux
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Vox Lux

Vox Lux
„Vox Lux“ // Deutschland-Start: 25. Juli 2019 (Kino)

Eigentlich wäre das Leben der 13-jährigen Celeste Montgomery (Raffey Cassidy) ganz normal verlaufen. Doch als die Überlebende eines Amoklaufs an ihrer Schule zusammen mit ihrer älteren Schwester Ellie (Stacy Martin) ein Lied schreibt zum Gedenken an die Opfer, wird sie über Nacht zum Star. Unter der Führung ihres Managers (Jude Law) widmet sie die nächsten Jahre ihrer Karriere, produziert ihr erstes Album und wird zu einem internationalen Star. Viele Jahre später erholt sich Celeste (Natalie Portman) von einem privaten Tiefpunkt. Vor einem Konzert, welches ihr neues Album „Vox Lux“ promoten soll, muss sie sich ihren privaten Dämonen stellen: dem noch nicht überwundenen Trauma jenes Schultags, ihrem destruktiven Lebensstil und der wachsenden Distanz zwischen ihr und ihrer Tochter Albertine (auch gespielt von Raffey Cassidy).

Hymne der Nation
Mit Vox Lux legt der eher als Schauspieler bekannte Brady Cobert (Die Wolken von Sils Maria) seinen mittlerweile zweiten Langfilm nach The Childhood of a Leader (2013) vor. Während dieser ein historisches Familiendrama ist, behandelt Vox Lux ein zeitgemäßeres, aber nicht weniger universelles Thema, nämlich Idole, wie sie gemacht werden und warum wir sie brauchen. Hierbei geht er vor allem auf die Musikbranche ein, auf Bühnenshows sowie Songtexte und wie diese einen Musiker definieren.

Interessant an Corbets Ansatz zu diesem Thema ist zum einen die Struktur seines Filmes sowie die Verbindung der Figur des Künstlers mit einem bestimmten Punkt oder einer Stimmung zu einer spezifischen Zeit. Als Ergänzung zu den berühmten „15 Minuten Ruhm“, die uns einst Andy Warhol versprach, ist es nicht mehr nur eine Melodie oder das Talent, sondern zudem der Moment, der eine wichtige Rolle spielt. Ausgehend von der Tragödie jenes Schultags wird Celestes Song zu einer Hymne für das Land, wie uns das von Willem Defoe gesprochene Voice-over mitteilt. Von nun an ist ihr Song und ihr Name untrennbar mit jener Tragödie verbunden, hat sie doch den Schmerz und die Trauer eingefangen, die so wenige ausdrücken können.

Im weiteren Verlauf verknüpft Corbet dies im ersten Teil mit einer Coming-of-Age Story und im zweiten Teil mit einem (Familien-) Drama. Der unaufhaltsame Aufstieg und der Schaffenswahn der jungen Musikerin ist teils eine Form der Therapie, die Popmusik die passende Methode nicht so viel nachzudenken, wie Celeste sagt, sondern sich einfach nur gut zu fühlen. Natürlich gilt dies nicht nur für sie, sondern auch für ihr Publikum. Das Problem besteht darin sich dieser Herausforderung mit jeder Show, jedem Album und jedem Song aufs Neue zu stellen.

Eine Ikone der Popmusik
Anders als beispielsweise Bradley Coopers A Star Is Born begreift sich Vox Lux nicht nur als Auseinandersetzung mit dem Phänomen Ruhm und der Popkultur, sondern konzentriert sich außerdem auf die Verbindung des Künstlers zur Gesellschaft. Teils wirkt der Film dadurch etwas überladen, wird aber geerdet durch die Darstellung der Celeste von Portman und Cassidy. Auch wenn der Fokus in beiden Teilen etwas anders liegt, ist beiden gemein, dass sie die Musik als Mittel zur Überwindung eines Traumas nutzen. Vor allem Portmans Charakter sieht man die Anstrengung dieses latenten Eskapismus an, der sich von allem fernhalten will und sich hinter der perfekt choreografierten Maske der Musik versteckt.

Zugleich sieht man die Entwicklung des Künstlers zur berechnenden PR-Maschine, zur Ikone, die für dich selbst einen fast gottgleichen Status beansprucht. Hierbei spielen die musikalischen Arrangements Scott Walkers sowie der Künstlerin Sia eine zentrale Rolle, die betont werden durch die professionellen Tanzdarstellungen in den Bühnenshows.



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"Vox Lux" ist ein Film über Künstlertum und Traumabewältigung, der vor allem von seiner Musik sowie seinen Darstellern getragen wird. Auch wenn der Film etwas übertrieben konstruiert wirkt, so kann man als Zuschauer sich der Faszination dieses Bilderreigens nicht entziehen.
7
von 10