An Fantasie mangelt es Axel (Johannes Kienast) nicht gerade. Denn wenn es nach ihm ginge, da hätte er längst seiner Jugendliebe Jenny (Emilia Schüle) seine Gefühle gestanden und seinem despotischen Chef Manne (Sascha Alexander Gersak) mal so richtig die Meinung gegeigt! Nur geht es nicht nach Axel. Das tut es nie. Und so trampeln sie alle auf ihm herum, machen sich über ihn lustig oder ignorieren ihn einfach. Doch dann lernt er eines Nachts den sonderbaren Einsiedler Heiner (Christian Grashof) kennen, der sich für einen Indianerhäuptling hält. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, wie sie es Manne heimzahlen können. Aber das ist nur der Auftakt für jede Menge weiterer Probleme.
Wir lieben sie doch alle, die Filme über Außenseiter und Verlierer, die am Ende zu echten Gewinnern werden. Leute, die es irgendwie noch schlimmer erwischt hat als man selbst oder die nichts auf die Reihe bringen, plötzlich aber über sich hinauszuwachsen lernen. Axel ist einer dieser Typen, die eigentlich ganz sympathisch sind, denen man die Daumen drücken will. Die einen gleichzeitig aber auch zur Weißglut treiben können mit ihrer träumerischen Passivität und diesem Unvermögen, das Leben auch mal in die eigene Hand zu nehmen.
Was lange währt …
So widersprüchlich wie die Gefühle, die man dem unbedarften Jüngling entgegenbringt, so widersprüchlich ist auch der Film, den Hendrik Hölzemann drumherum gebastelt hat. Der gab 2004 bereits sein Regiedebüt mit Kammerflimmern, damals sogar mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle. Danach wurde es aber still um ihn. Ein paar Drehbücher hat er seither geschrieben oder zumindest dazu beigetragen. Ein zweiter Spielfilm folgte aber tatsächlich erst jetzt mit Axel, der Held. Genauer war der schon vor anderthalb Jahren beim Max Ophüls Preis zu sehen, bevor sich nun doch ein deutscher Verleih seiner annahm und ins Kino bringt.
Dass er dort ein großes Publikum anziehen wird, das ist eher zweifelhaft. Axel, der Held ist kein Film, der so richtig in die gängige Erfolgsfilmschablone passen würde. Das soll nicht heißen, dass hier alles ganz anders und unvorhergesehen wäre. Was hier passieren wird, das kann man sich im Vorfeld schon ganz gut denken. Auch wenn unser Titelheld ein Sonderling ist und nicht wirklich in diese Realität passt mit seinen seltsamen Hobbys – beispielsweise hat er den Ort als Miniaturvariante nachgebaut –, sein eigentlicher Weg ist doch ziemlich den Gesetzen eines solchen Außenseiterfilms verpflichtet.
Überall und nirgendwo
Ungewöhnlich ist jedoch, wie Axel, der Held immer mal wieder das Genre wechselt. Ein Großteil ist hier natürlich schon der Komödie zugeordnet. Nicht nur Axel selbst, auch andere haben in dem Film ihre Schrullen. Heiner selbst mit seinem Indianer-Fimmel sticht hier natürlich hervor. Aber auch Mannes Schergen wirken eher wie komische Karikaturen als echte Menschen. Gleichzeitig ist der Film tragisch, sowohl auf der persönlichen wie auch einer gesellschaftlichen Ebene. Teile der Geschichte wären auch in einem ernst gemeinten Sozialdrama nicht fehl am Platz. Und dann wären da noch die diversen Western-Anleihen, im inhaltlichen wie auch bei der musikalischen Begleitung.
Eine solche Mixtur ist natürlich immer irgendwie gewagt. Und so ganz klappt dieser Wechsel vom Skurrilen zu Realem auch nicht immer, ist mal bissig, mal harmlos, mal schön verschroben, dann wieder ein bisschen banal. Eine der originelleren Ideen ist es, Axel an einer Spielsucht leiden zu lassen. Die wiederkehrenden Fantastereien, wenn Axel sich vorstellt viel besser und erfolgreicher zu sein, die sind hingegen auf Dauer etwas eintönig, da sie alle nach demselben Prinzip funktionieren. Da hätte Hölzemann gern den Mut einmal beweisen dürfen, den er von seiner Hauptfigur einfordert. Es fehlt seinem Werk auch die konsequente Verspieltheit, die etwa Die fabelhafte Welt der Amélie oder Cleo auszeichnen. Aber auch Axel, der Held ist sympathisch mit seinem Bekenntnis zum Herumspinnen und Träumen und dem Einsatz für die kleinen Leute da draußen, die endlich auch mal Helden sein wollen – selbst wenn ihnen die Welt das sehr schwer macht. Oder sie selbst.
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