Beach Bum
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Beach Bum

Beach Bum DVD
„Beach Bum“ // Deutschland-Start: 28. März 2019 (Kino) // 1. August 2019 (DVD/Blu-ray)

Früher, da hatte Moondog (Matthew McConaughey) wirklich mal etwas zu sagen. Oder auch zu schreiben. Inzwischen ist es aber schon eine Weile her, dass der Autor etwas Nennenswertes zu Papier gebracht hat. Stattdessen lebt er lieber in den Tag hinein und verprasst das Geld seiner wohlhabenden Ehefrau Minnie (Isla Fisher). Als die eines Tages durch einen tragischen Unfall stirbt, ist es aber vorbei mit dem süßen Nichtstun. Denn nur wenn er es schafft, sein lang geplantes Buch fertigzustellen, kommt er an sein Erbe heran. Also macht sich Moondog erst einmal auf, sich da draußen ein bisschen inspirieren zu lassen, von all den Leuten, welche die Florida Keys so bewohnen.

Man soll das Eisen schmieden, so lange es heiß ist, besagt ein altes Sprichwort. Man kann es aber auch bleiben lassen, wie Beach Bum beweist. Nicht nur, dass Matthew McConaughey die Hauptrolle spielt, der nach einem von Kritikern frenetisch gefeierten Höhenflug viele fragwürdige Rollen angenommen und damit viele Sympathien verspielt hat – mit den Tiefpunkten Der dunkle Turm und Im Netz der Versuchung. Und dann handelt es sich hier auch noch um den neuen Film von Harmony Korine, der nach seinem kontroversen Kult-Film Spring Breakers sechseinhalb Jahre in der Versenkung verschwand.

Das versteckte Talent
Aber da passt es dann ja ganz gut, wenn er in Beach Bum von einem Künstler spricht, dem es genauso erging. Wobei, wie lange das letzte nennenswerte Lebenszeichen von Moondog zurückliegt, das bleibt hier offen. Das Publikum muss lange warten, um überhaupt etwas zu sehen zu bekommen, das den angeblichen Ruhm des Lebemannes rechtfertigen würde. Oder etwas, dass das Interesse an der Figur rechtfertigen würde. Moondog ist nicht mehr als ein Hedonist, dessen Lebensphilosophie allein darin besteht, seine eigenen Wünsche zu erfüllen und Begierden nachzugehen. Da spielt es auch keine Rolle, ob es um Sex mit irgendwelchen Frauen geht oder sinnlose Gewalt. Der Zweck heiligt die Mittel.

Interessant ist dabei nur, dass dieser selbstsüchtige Genussmensch nicht wirklich Teil der High Society ist, obwohl er dort eigentlich hineinpassen müsste – denn dort haben sie tatsächlich auch die finanziellen Mittel für den Lebensstil. Stattdessen sieht Moondog aus wie ein Penner, der versehentlich auf der falschen Party aufgetaucht ist. Und auch dessen Freunde, in deren Genuss das Publikum mit der Zeit kommt, stehen nicht unbedingt auf der Gewinnerseite des Lebens, selbst wenn sie alles dafür tun, um es auszukosten. Das bedeutet oft Drogen. Oder Sex. Manchmal auch ein Sprung ins Wasser.

Ein Rausch von Nichts
Ein Ziel? Nein, das haben die Figuren nicht. Sie haben aber auch keine Persönlichkeit, die über ein breites Drogengrinsen hinausgehen. Das passt dann natürlich zu dem Film, der ebenso wenig ein Ziel hat. Oder eine tatsächliche Geschichte. Beach Bum, das auf dem South by Southwest Festival 2019 Weltpremiere feierte, ist eine willkürliche Aneinanderreihung von Szenen, die weder einen roten Faden, noch eine Entwicklung aufweisen. Das sollen sie aber auch nicht. Die Komödie gleicht mehr einem Rausch als einem narrativen Konstrukt, so wie es Spring Breakers vor einigen Jahren auch war. Wo Korines letzter Trip aber noch voller Kraft war und teilweise sehr düster wurde, da bleibt das hier an einer nett-poppigen Oberfläche.

Das hört sich nicht sehr aufregend an. Tatsächlich ist Beach Bum manchmal auch ein wenig fade, trotz der schillernden Oberfläche, bleibt trotz des satirischen Tons ohne den notwendigen Biss. Ausgeglichen wird das aber durch die Auftritte der diversen Stars, unter anderem Zac Efron (Bad Neighbors) und Snoop Dog. Vor allem aber durch McConaughey, der sich hier völlig ungehemmt den Exzessen hingibt und mit seine bizarren Rastafrisur auch Mut zur Hässlichkeit zeigt. Richtig schön sind hingegen die Aufnahmen von Benoît Debie (Climax, The Sisters Brothers). Wenn er uns mit nach Florida nimmt, ist das irgendwo zwischen Dokumentarfilm und Comicbuch, überall entdeckt der belgische Kameramann Farben, die man nicht vermuten würde. Auch wenn die Reise durch die Nacht inhaltlich keine sonderlichen Erkenntnisgewinne mit sich bringt, an die Bilder darf man sich im Anschluss noch lange erinnern.



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„Beach Bum“ nimmt uns mit nach Florida, wo ein früher angesehener Autor auf der Suche nach Inspirationen durch die Gegend streift. Der Film ist ähnlich ziellos wie die Wanderwege des genusssüchtigen Protagonisten, der sich alles nimmt und doch nie wirklich da zu sein scheint. Das ist manchmal witzig, manchmal auch etwas langweilig, wird dabei von den tollen Bildern und einem ungehemmten Matthew McConaughey gerettet.
6
von 10