Selbstsicherheit ist keine der großen Stärken von Kevin (Adrian Grünewald). Eigentlich kann man mit dem schüchternen Teenager alles machen, ohne Gegenwehr zu befürchten. Für die anderen Jungs ist er damit das perfekte Mobbing-Opfer. Doch das soll sich eines Tages ändern, als ihm der deutlich ältere Bennie (Frederik Schmid) zur Hilfe eilt. Kevin ist von Anfang an fasziniert von dem jungen Mann, der sein eigenes Geld verdient, so tolle Fotos macht und ganz viele Turnschuhe zu Hause hat. Und so kommt er immer häufiger bei ihm zu Besuch, ohne zu merken, worauf er sich da einlässt.
Mobbing ist kein wirklich seltenes Phänomen, vor allem nicht bei jungen Menschen. Warum die einen zu Opfern werden, andere nicht, das ist im Einzelfall nicht immer ganz klar zu sagen. Kevin beispielsweise zeigt von seiner Schüchternheit einmal abgesehen keinen wirklichen Anlass, warum man ausgerechnet ihn zur Zielscheibe machen sollte. Aber darum geht es in Bester Mann natürlich auch nicht. Sein Background dient lediglich als Anlass, um das erklären zu können, was im weiteren Verlauf alles passiert.
Ein Unglück mit Ansage
Zu einem gewissen Grad ist das auch durchaus alles nachvollziehbar. Wenn es jemand gewohnt ist, Fußabtreter für andere zu sein, dann ist es nur verständlich, wenn er für Nettigkeiten empfänglich ist. Vor allem wenn sie von jemandem kommen, der älter ist, so viel stärker und dabei noch so cool – Bennie fährt Motorrad und macht nur, was er will! Außerdem tritt Frederik Schmid mit seinem breiten Grinsen äußerst charismatisch auf. Regisseur und Drehbuchautor Florian Forsch erzählt hierbei, wie eine solche Faszination jemanden blind machen kann. Dass da etwas nichts stimmt, ahnt man als Zuschauer schon früh. Bester Mann verteilt genug Details und Irritationen, über die man sofort stolpert.
Dennoch ist der Wandel zum Ende hin ein bisschen sehr abrupt und schockierend. Die 44 Minuten, die Bester Mann dauert, nutzt Forsch in erster Linie, um das Verhältnis der beiden Protagonisten zu beleuchten, weniger um das Thema vorzubereiten. Das geht mit einigen schönen Szenen einher, andere sind etwas holpriger. Am Ende steht ein Wechselbad der Gefühle, das einen etwas ratlos zurücklässt. Aber nicht teilnahmslos: Das beim Max Ophüls Preis 2018 als bester mittellanger Film ausgezeichnete Drama nimmt sich harter Stoffe an, die nachklingen.
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