FBI-Agent Malcolm Turner (Martin Lawrence) hat nur ein Ziel vor Augen: Er will den Bankräuber und Mörder Lester Vesco (Terrence Howard) schnappen, der aus dem Gefängnis entkommen konnte. Der Weg führt dabei über Sherry Pearce (Nia Long), dessen ist sich Malcolm sicher, die Ex-Freundin des Verbrechers. Sie hatte man ohnehin immer verdächtigt, irgendwie an der Sache beteiligt gewesen zu sein. Gemeinsam mit ihrem Sohn Trent (Jascha Washington) hat sie sich aber aus dem Staub gemacht, als sie von dem Ausbruch erfahren hat. Aber auch dafür hat der Verkleidungsspezialist eine Lösung: Er gibt sich einfach als ihre Großmutter aus, die sie lange nicht mehr gesehen hat, und versucht so, an die gewünschten Informationen heranzukommen.
Dürfen Männer Frauenkleidung tragen? Aber sicher doch! Es darf nur nicht ernst gemeint sein. Diesen Eindruck vermittelte zumindest Hollywood früher ganz gerne. Wann auch immer Männer auf der Leinwand in Kleider schlüpften, dann sollte das für das Publikum komisch sein – siehe etwa Manche mögen’s heiß oder Mrs. Doubtfire. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Big Mamas Haus, das 2000 noch so erfolgreich war, dass Jahre später gleich zwei Fortsetzungen heraussprangen. Auch wenn man sich das heute nicht mehr so wirklich vorstellen mag, denn tatsächlich gut war das hier ja nie gewesen.
Hi hi, die merken nix!
Im Grunde besteht Big Mamas Haus auch nur aus einem einzigen Witz, der auf über anderthalb Stunden ausgebreitet wird: Martin Lawrence ist als fette Oma verkleidet. Das war prinzipiell bei den obigen Filmen nicht anders, wird hier jedoch auf die Spitze getrieben. Der Spaß in dem Film sollte darin bestehen, dass ein Mann, der auch in Frauenkleidung wie ein Mann aussieht, immer wieder in peinliche Situationen gerät. Dass das Publikum von dieser Verkleidung nicht nur weiß, sondern sie auch klar sehen kann, während der Rest der Figuren unter partieller Blindheit leidet und deswegen nicht kapiert, was da vor sich geht, soll den Spaß nur erhöhen.
Dass das nicht besonders einfallsreich ist, braucht man nicht weiter zu betonen. Schlimmer aber: Es ist auch nicht besonders lustig. Selbst wenn man außen vor lässt, dass eine solche Komödie heute nicht mehr zeitgemäß ist, nachdem zumindest teilweise eine stärkere Sensibilität beim Thema Crossdressing herrscht und auch Fatshaming weniger prominent ist, gibt es wenig Gründe, sich das noch anschauen zu wollen. Martin Lawrence (Bad Boys) war immer ein talentierter Komiker, daran besteht kein Zweifel. Eingequetscht in einen Fatsuit und auch im Gesicht verstellt bleiben ihm aber nur wenig Möglichkeiten, seine Talente auch auszuspielen. Er wirkt nicht nur in dem Haus der Großmutter wie ein Fremdkörper, sondern auch in seiner eigenen Rolle.
Viel Fett, wenig Inhalt
Wäre dem Drehbuchduo Darryl Quarles und Don Rhymer wenigstens etwas eingefallen, um dieser Entfremdung eine Form von Spannung oder Nachdenklichkeit zu entlocken, wäre das vielleicht als Plan noch aufgegangen. Stattdessen dürfen wir mitansehen, wie Lawrence Fett in Massen in die Pfanne haut, weil sein Charakter offensichtlich noch nie vor einer solchen gestanden hat. Muss dieser auch nicht, ist ja keine Frau. Und da ein Mann ohne Frau nicht komplett ist, darf es natürlich auch zwischen Malcolm und Sherry funken: Big Mamas Haus gibt sich zwar den Anschein, ein bisschen politisch unkorrekt zu sein, ist letzten Endes aber ziemlich konservativ, sowohl auf die Aussagen wie auf den Humor bezogen.
Das bedeutet nicht, dass man mit dem Film so gar keinen Spaß haben kann oder darf. Dann und wann wird es so abstrus, dass man zumindest ein wenig schmunzelt. Und auch Nostalgiker könnten ihre Freude daran haben. Die meiste Zeit über hält sich Big Mamas Haus aber so sklavisch an alle Erwartungen und Klischees, dass die Langeweile bald mit der dicken Großmutter einzieht. Zum Ende hin wird es natürlich etwas brenzliger, denn eigentlich geht es ja um einen Schwerverbrecher, auch wenn das zwischenzeitlich vergessen wird. Für ein paar Szenen kann man dann aus dem Halbschlaf erwachen und noch einmal auf den Bildschirm schauen. Danach darf man dann weiterschlummern und von besseren Komödien träumen.
(Anzeige)