Das Feuerschiff The Lightship

Das Feuerschiff

Das Feuerschiff The Lightship
„Das Feuerschiff“ // Deutschland-Start: 12. Juli 2019 (DVD)

Der junge Alex (Michael Lyndon) ist wenig begeistert, als er nach einem erneuten Konflikt mit dem Gesetz auf dem Feuerschiff seines Vaters, Kapitän Miller (Klaus Maria Brandauer), unterkommen muss. Schon lange ist die Beziehung von Vater und Sohn sehr unterkühlt und distanziert, vor allem wegen der hohen Abwesenheit Millers, der mit seinem Schiff immer sehr lange auf offener See bleiben muss. Nach kurzer Zeit nehmen Miller und seine Männer drei Schiffbrüchige auf, unter ihnen der höflich auftretende Calvin Caspary (Robert Duvall), der sich bei dem Kapitän bedankt und sehr darum bemüht ist, an Land zu kommen. Da andere Schiffe auf das Licht seines angewiesen sind, ist Miller nicht bereit, für die drei Männer an Land zu gehen und will stattdessen eine Meldung machen, damit diese von seinem Schiff abgeholt werden können. Dies wiederum führt zu einem Konflikt zwischen Miller und Caspary, der sich und seine zwei Komplizen als Räuber erkennen gibt. Als sich die Lage weiter verschärft, beschließt Millers Mannschaft, gegen den Willen ihres Kapitäns, Casparys Bande Einhalt zu gebieten, wenn nötig mit Gewalt.

Gewalt und Widerstand
Die 1960 erschienene Novelle des deutschen Schriftstellers Siegfried Lenz, den man vor allem wegen seiner Deutschstunde (1968) und Heimatmuseum (1978) kennt, wurde seit ihrer Veröffentlichung bereits drei Mal verfilmt. Für seine Verfilmung des Stoffes verlegt der Pole Jerzy Skolimowski (Essential Killing) die Handlung an die Nordsee und nutzte die See rund um die Insel Sylt als Kulisse. Trotz dieser Änderungen respektieren Skolimowskis Inszenierung sowie das Drehbuch William Mais und David Taylors die literarischen Wurzeln des Ausgangsmaterials, was man vor allem an dem in der Post-Production hinzugefügten Voice-Overs, eingesprochen von Schauspieler Michael Lyndon, bemerkt.

Das Hauptaugenmerk des Films, wie auch der Novelle, liegt in dem Konflikt, der zwischen Miller, seinem Sohn und Caspary ausgetragen wird. Klaus Maria Brandauer (Mephisto) legt seine Figur als einen in sich gekehrten, undurchschaubaren Menschen an, dessen Motive nicht immer klar sind, bis er diese in einem langen Gespräch mit seinem Sohn gegen Ende erläutert. Früh merkt man die Relevanz, die Wichtigkeit des Feuerschiffes für ihn selbst, einer Maschine, die lebenswichtige Orientierung für andere bietet, sich aber dafür nicht von der Stelle bewegt. In den wenigen, knappen Gesprächen mit seiner Mannschaft bleibt er undurchsichtig bis hin zur Ambivalenz, welche ihm sein Sohn als Feigheit auslegt.

Auf der anderen Seite gibt Robert Duvall (Apocalypse Now, Der Pate I und II) eine Mephistopheles-ähnliche Vorstellung ab. Gleichsam Verführer wie auch insgeheim erfreuter Beobachter des Dilemmas, in das er Miller stürzt, geht von ihm eine durchtriebene Boshaftigkeit aus, die auch nicht davor Halt macht, wenn es darum geht Millers Sohn für seine Pläne einzuspannen. Zwischen diesen beiden Extremen zermürbt es den von Jerzy Skolimowskis Sohn gespielten Alex, der sich gezwungen sieht, nicht nur seinen Vater, sondern auch eine Entscheidung für sein Leben zu treffen.

Auf hoher See
Dieses existenzielle Drama des Films wird noch betont durch die omnipräsente Isolation sowie dem Paradox aus Enge und Weite. Charly Steinberger, der bereits Skolimowskis Deep End als Kameramann betreute, zeigt das Meer weniger als jenes Symbol für Freiheit, sondern im Gegenteil betont durch entsprechende Einstellungen die steigende Anspannung unter den Männern. Die engen Gänge und Kabinen geben kaum Ausweichmöglichkeiten, wenig Raum zum privaten Nachdenken oder gar der Flucht. Diese steigende Spannung überträgt sich immer mehr auf den Zuschauer, der nun eine Ahnung davon bekommen soll, was für Caspary und Miller auf dem Spiel steht.



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Das Feuerschiff in der Inszenierung Jerzy Skolimowskis bietet ein spannendes, klaustrophobisches Duell zweier Männer, zweier Lebenswege, bei dem nur einer gewinnen kann. Dies ist eine mehr als gelungene Verfilmung der Novelle Siegfried Lenz', die durch ihre Bilder und ihre Besetzung zu überzeugen weiß.
9
von 10