Der grüne Planet La belle verte

Der grüne Planet

Der grüne Planet La belle verte
„Der grüne Planet“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Eine Gruppe von Menschen findet sich auf einem Feld zusammen. Wir befinden uns jedoch nicht auf unserer Erde, dem blauen Planet, sondern auf dem grünen Planet. Hier sieht die Welt ganz anders aus. Es gibt weder Arm und Reich, noch Kriege und Konflikte. Stattdessen leben die Menschen in vollkommener Harmonie friedlich zusammen. Alsbald sich die Gruppe niederlässt, folgt eine Diskussion über den, man könnte sagen, kosmischen Zustand. Schnell kommen die Bewohner des grünen Planeten dann auf unsere Welt, den blauen Planeten zu sprechen. 200 Jahre ist es her, als der letzte Reisende die Erde besucht hat. Es steht also fest, dass es wieder einmal an der Zeit ist, dem blauen Planeten einen Besuch abzustatten, um ein Auge auf den irdischen Zustand zu werfen. Nachdem keiner auf eine solch risikoreiche Reise Lust hat – mit den Erdbewohnern ist nicht gut Kirschenessen –, meldet sich schließlich die Witwe Mila (Coline Serreau) zu Wort, reist zur Erde und erlebt dort im chaotischen Paris ihr blaues Wunder.

Irdische Gegenwart und Utopie im extremen Kontrast
Auf der Erde angekommen, offenbart sich Mila dem gesamten Film über ein Problem nach dem anderen. Verdreckte Ecken, der Gestank von Autoabgasen, Metzgereigeschäfte, gestresste und wutentbrannte Menschen –  das ist alles neu für sie, denn auf dem grünen Planeten gibt es keines davon. Was auf den ersten Blick wie ein fantastischer Science-Fiction-Beitrag wirkt, schlägt ab dem Punkt in ein hyperrealistisches Drama über den aktuellen Stand der Welt um. Obgleich Der grüne Planet 1996 herauskam, ist er aktueller denn je. Gerade in der heutigen Zeit, in der nach wie vor Destruktivität und Konflikte – national als auch international – an der Tagesordnung stehen, erleben wir mit diesem Werk einen wunderbaren Zustand über den Ist- und Sollzustand der Erde.

Aufklärung trifft Unterhaltung
Coline Serreau (Drei Männer und ein Baby), welche Mila verkörpert, gleichzeitig aber auch als Regisseurin, Drehbuchautorin und Musikkompositeurin fungierte, schuf mit diesem Werk eine große Filmperle, die hierzulande nur wenige gesehen haben dürften. Das Staunen dürfte demnach umso größer ausfallen, der filmischen Mehrdimensionalität und seinen zynischen Beitrag zur Gegenwart sei Dank. Durch die Verbindung von komödiantischen Elementen mit ideologischen Aspekten, angefangen von dem Kapitalismus im Endstadium, bis hin zu der Problematik von Fleischkonsum und Umweltverschmutzung sowie weiteren Schattenseiten der Überflussgesellschaft, hebt sich Serreaus Werk von anderen Filmen enorm ab. Es geht hier nämlich nicht um das Schwadronieren über unsere verkorkste Gesellschaft, vielmehr betrachtet Serreau das Ganze mit einem erheiternden Blick und nicht selten ist ihre Aussage ganz eindeutig: Wenn ihr erst einmal eure Augen geöffnet habt, ist der Sprung zum Leben auf dem grünen Planeten gar nicht so weit entfernt.

Back to the roots
Der grüne Planet zeigt entgegen unserer Realität, dass es auch anders gehen kann: Ein Planet in vollkommener Harmonie, auf dem Mensch und Natur friedlich koexistieren, es kein Leid gibt und die Bewohner Friedlichkeit und innere Glückseligkeit vollkommen ausleben können. Damit wird verdeutlicht, was unserer Welt fehlt und worauf wir mehr Priorität legen sollten. Serreaus Werk kann man schlussfolgernd als wunderbares Plädoyer verstehen, welches im Kern an die menschliche Unvollkommenheit erinnert. Nie zu ernst, dafür aber mit einer deftigen Portion Humor, schafft es Der grüne Planet letztlich die menschliche Spezies ordentlich durch den Kakao zu ziehen, auf die größten Herausforderungen unserer Gegenwart zu verweisen und den Zuschauer mit einem halb lachenden, halb weinenden Herzen zurückzulassen.



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Die Witwe Mila, Bewohnerin des grünen Planeten (eine perfektionistische Variante des blauen Planeten), trifft auf unsere Erde. Was sie dort erlebt, ist nicht nur erschreckend, sondern teilweise auch urkomisch. Ein Meisterwerk über unerfüllbare Wunschbilder unserer Zeit.
9
von 10